Lutherische Kirchengemeinde in Radevormwald Gemeinde läutet das Ende der Konsolidierung ein

Radevormwald · Nachdem der Schuldenberg von 2012 bis 2020 enorm angewachsen war, wird er nun sukzessive abgebaut. Finanziell steht die Lutherische Kirchengemeinde trotzdem weiter vor großen Herausforderungen: zum Beispiel bei der Entwicklung des Areals, auf dem das Wartburghaus steht.

 Pfarrer Philipp Müller und seine Amtskollegin Manuela Melzer von der Lutherischen Kirchengemeinde.

Pfarrer Philipp Müller und seine Amtskollegin Manuela Melzer von der Lutherischen Kirchengemeinde.

Foto: nico hertgen (archiv)

Wer den aktuellen Gemeindebrief der Lutherischen Kirchengemeinde aufmerksam liest, stolpert zu Beginn des Artikels von Finanzkirchmeister Christian Schoppe über eine bewusst doppeldeutig gewählte Formulierung: „Der Anfang vom Ende“... Was so bedrohlich klingt, ist tatsächlich ein positiver Blick in die finanzielle Zukunft der Gemeinde. Denn nachdem der Jahresabschluss 2020 durch den pandemiebedingten Kirchensteuereinbruch alles andere als rosig war, ist es der Gemeinde gelungen, mit dem Abschluss 2021 das Ende des Konsolidierungsprozesses einzuläuten.

Laut Schoppe ist der Schuldenberg von 2012 bis 2020 auf 580.000 Euro angewachsen. „Mit dem Abschluss 2021 konnten wir damit beginnen, diesen Berg mit 140.000 Euro abzubauen. Hochgerechnet vom Stand Oktober 2022 rechne ich 2022 mit einem Überschuss von 250.000 Euro“, rechnet Schoppe vor. Im besten Fall könne er den Restbetrag dann gegenüber der Rechnungsprüfung „wegverhandeln“, im schlechtesten Fall müsste die Gemeinde auch im Haushaltsjahr 2023 den Gürtel noch enger schnallen.

Positives Fazit des Finanzkirchmeisters, der sich im Gemeindebrief selbst als „bösen Mann“ bezeichnet: Wenn nichts Außergewöhnliches und vor allem Unvorhergesehenes passiert, werde die Gemeinde spätestens mit dem Abschluss 2023 damit fertig sein, den Haushalt auszugleichen. Dann habe man ein Defizit von neun Jahren in nur drei Jahren nicht nur vollständig abgebaut, sondern die Gemeinde auch finanziell so aufgestellt, „dass wir sie für die mittelfristige Zukunft gewappnet haben“, schreibt Schoppe. Aber ihm sei bewusst, dass diese Entwicklung nur durch teils extrem schmerzhafte Entscheidungen möglich war.

Stolz ist Schoppe, weil die Gemeinde diesen Konsolidierungsprozess vollständig alleine gestemmt habe – ganz ohne finanzielle Hilfen des Kirchenkreises oder von anderen überörtlichen Schwestergemeinden. Dennoch habe man alle Verpflichtungen gegenüber der Gemeindegemeinschaft im Kirchenkreis vollumfänglich erfüllt. Unterstützung gab es lediglich durch das Verwaltungsamt, „aber nicht in Euro und Cent“, sagt Schoppe. Finanziell steht die Lutherische Kirchengemeinde jedenfalls weiter vor großen Herausforderungen: zum Beispiel bei der Entwicklung des Areals, auf dem das Wartburghaus steht. „Durch die ständigen Verzögerungen bei der Bauleitplanung der Stadt ist der ursprüngliche Plan des Abrisses und des Neubaus finanziell nicht mehr vertretbar“, teilt Schoppe im Gemeindebrief mit. Die zu Beginn des Projektes geschätzten Kosten seien von 35, bis fünf Millionen auf aktuell 7,5 bis zehn Millionen Euro gestiegen. „Es gilt also jetzt, eine Planung auszuarbeiten, die die finanziellen Möglichkeiten und die Bedürfnisse einer modernen Gemeindearbeit übereinander bringt und dies nicht nur isoliert für die Lutherische Kirchengemeinde.

Um die von der Landeskirche bis 2035 geforderte Klimaneutralität aller Gebäude im Blick zu halten, muss nach Meinung von Schoppe zunächst eine Analyse erfolgen, welches Gebäude die Gemeinde langfristig noch benötigt, um es entsprechend zu ertüchtigen. Durch die Aufgabe des Wartburghauses und den ohnehin geringen Gebäudebestand der Gemeinde sei man da aber schon wesentlich besser aufgestellt als andere Gemeinden in der rheinischen Kirche. „Dennoch wird dies auch noch mal einen großen Kraftakt bedeuten“, betont Schoppe.

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