Wahrzeichen von Radevormwald Ein Gartenhaus wird 250 Jahre alt

Radevormwald · Im Parc de Châteaubriant steht das älteste Gebäude der Stadt. Der Geburtstag des Rokoko-Gebäudes wurde nun gefeiert. Dazu waren auch Gäste aus der französischen Partnerstadt eingeladen.

 Bürgermeister Johannes Mans hielt auf den Stufen des Gartenhauses eine Ansprache, die wurde sogleich für die Gäste aus Châteaubriant übersetzt.

Bürgermeister Johannes Mans hielt auf den Stufen des Gartenhauses eine Ansprache, die wurde sogleich für die Gäste aus Châteaubriant übersetzt.

Foto: Jürgen Moll

Wenn Gebäude ein hohes Alter erreichen – und 250 Jahre sind fraglos ein sehr hohes Alter –, dann ist oftmals ein Quäntchen Glück mit im Spiel. So auch beim wohl beliebtesten Fotomotiv der Stadt auf der Höhe, dem Gartenhäuschen im Parc de Châteaubriant, das im Jahr 1772 erbaut worden ist. Diejenigen, die über die Stadtgeschichte ein wenig Bescheid wissen, werden sich an ein Jahr erinnern, das 20 Jahre nach dem Jahr 1772 datiert. Denn 1802 wütete in Radevormwald der große Stadtbrand, dem sehr viele Gebäude zum Opfer gefallen sind. Darunter wäre vermutlich auch das Rokoko-Gartenhäuschen gewesen – wenn es sich nicht außerhalb der Stadtmauern befunden hätte. Deswegen ist das stilvolle und irgendwie pittoresk wirkende Gebäude heute das älteste Gebäude der Stadt auf der Höhe.

Gefeiert wird rund um das Weinfest, am Sonntagmorgen. Denn zu diesem Anlass befindet sich eine Delegation aus der Radevormwalder Partnerstadt Châteaubriant – und da sich das Gartenhäuschen seit 1986 im gleichnamigen Park befindet, haben Bürgermeister Johannes Mans und Vertreterinnen und Vertreter der Heimat- und Verkehrsverein zu einer kleinen „Geburtstagsfeier“ für das historische Gartenhäuschen eingeladen. Leider haben die Veranstalter weder so schönes Wetter wie etwa am Samstag spendiert bekommen, dunkle Wolken verdecken den Himmel, aber immerhin bleibt es trocken, noch ein Mikrophon für die beiden Ansprachen mitgebracht. So ist es nicht ganz einfach Mans und Ursula Mahler vom Heimat- und Verkehrsverein zu verstehen.

Dabei ist das sehr interessant, was die beiden erzählen. Mans betont, dass der „Familientag mit unserem Besuch aus Frankreich im Herzen unserer Stadt“ gefeiert werde, weil der Park die Städtepartnerschaft repräsentiere. „Wir feiern an diesem Wochenende 250 Jahre Gartenhäuschen und 40 Jahre Städtepartnerschaft“, sagt Mans. Dieses gemeinsame Festwochenende sei eine gute Möglichkeit, die Geschichten beider Städte gemeinsam zu teilen und zu erleben.

Möglich ist das auch im Heimatmuseum, in dem noch bis Dienstag, 16. August, zu den Öffnungszeiten des Museums eine Ausstellung mit allen Hintergründen rund um die Geschichte des ehrwürdigen Gartenhäuschens zu erleben ist. Im weiteren Verlauf des Fests werden die französischen Besucher den Weg auch noch in das Heimatmuseum finden.

Ursula Mahler spricht in einer, übrigens Satz für Satz von Kerstin Fink vom Heimat- und Geschichtsverein übersetzten, Ansprache ausführlich über die Geschichte des altehrwürdigen Gebäudes. „Das Gebäude wurde seinerzeit von Generation zu Generation weitervererbt, war allerdings nie für die Öffentlichkeit zugänglich. Wenn man sich das Haus ansieht, kann man davon ausgehen, dass die Erbauer wohlhabend waren“, sagt Ursula Mahler. Von den damaligen Fürstenhöfen habe man von solcherlei Gartenhäusern erfahren und das Radevormwalder in dieser Tradition gebaut. „Man liebte das Gemütliche, saß am Abend und an den Wochenenden dort zusammen und erzählte Tratsch und Geschichten“, sagt Ursula Mahler.

Das Gartenhäuschen, so privat es auch genutzt worden sei, habe eine bewegte Geschichte. Denn der Stadtbrand von 1802 sei nicht die einzige Feuersbrunst gewesen, die es wegen seiner vorteilhaften Lage überlebt habe. „Drei waren es insgesamt“, sagt Ursula Mahler.

Was das Feuer nicht geschafft habe – hat der Zahn der Zeit nach und nach indes beinahe geschafft. „Das Häuschen verfiel nach und nach. Bis die Stadt 1951 erstmals Gespräche mit den Besitzern führte. Damals wollte man ein Heimatmuseum darin einrichten“, sagt Ursula Mahler. Das sei gescheitert, 1974 habe es einen weiteren Versuch gegeben, mit der Auflage, den Standort zu wechseln. Nachdem das Land NRW einer solchen Standortversetzung genehmigt habe, habe die Stadtverwaltung am 26. April 1984 sowohl das Haus gekauft als auch das Gelände des heutigen Parks gepachtet. In einer gemeinsamen Kraftanstrengung von Stadtverwaltung, Heimat- und Verkehrsverein und den Handwerkern aus Radevormwald wird das Gebäude auseinandergenommen, renoviert und an seinen heutigen Standort versetzt. „Mit einem Tieflader wurde es versetzt, am 7. Dezember 1986 war dann endlich die Einweihung im Parc de Châteaubriant gefeiert“, sagt Ursula Mahler. Sie betont allerdings, dass die „heutige Geburtstagsfeier eigentlich gar keine ist“. Denn: die muss nachgeholt werden, wenn die Leader-Mittel für die Sanierung endgültig genehmigt worden sind. „Dann wird der Innenraum renoviert.“

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