Aktiver Tierschutz in Radevormwald Familie baut eine bunte Insektentränke

Radevormwald · Familie Kappel hat in ihrem Garten eine bunte Gaststätte für Bienen eingerichtet. Die Insekten nehmen die Einladung dankend an.

 Neues Futter: Tina Kappel-Strasser füllt unter den skeptischen Blicker ihrer Kinde Lena und Lukas neues Zuckerwasser in die selbstgemachte Tränke für Bienen.

Neues Futter: Tina Kappel-Strasser füllt unter den skeptischen Blicker ihrer Kinde Lena und Lukas neues Zuckerwasser in die selbstgemachte Tränke für Bienen.

Foto: Theresa Demski

Es brummt. Laut und vernehmlich. Lange, bevor Besucher oder der Postbote, Nachbarn oder die Familie sich der Haustüre nähern, machen sich die Bienen bemerkbar. Zu hunderten. Gerade hat Tina Kappel-Strasser neues Zuckerwasser in die kleinen, bunten Tränken geschüttet, und schon kommen die Tiere in Scharen. „Das spricht sich so schnell rum unter den Biene“, sagt Stefan Kappel, „wir fragen uns immer, wie deren Kommunikation abläuft.“ Keine zehn Minuten, nachdem das frische Zuckerwasser seinen Weg in die kleinen Gefäße gefunden hat, herrscht Hochbetrieb bei Kappels vor der Haustüre. Das Brummen ist lauter geworden.

Schon im Frühling hat Familie Strasser die Gaststätte für Insekten in ihrem Garten installiert. „Wenn es zehn Grad warm wird, fliegen die ersten Bienen“, hat Tina Kappel-Strasser vom Nachbarn erfahren, der als Imker jahrelange Erfahrung mitbringt. Gerade als draußen die Temperaturen stiegen, entdeckte die zweifache Mutter im Internet die Idee der selbstgemachten Tränke. „Und dann haben wir gebastelt“, erzählt Tochter Lena. Die Achtjährige und ihr zwölfjähriger Bruder Lukas haben Deckel von Trinkflaschen gesammelt, vom Spaziergang im Wald kräftige Stöcke mitgebracht. „Und dann kam die Klebepistole ins Spiel“, sagt Lukas. 20 der bunten Deckel hat die Familie an jedem der beiden Stöcke befestigt und Zuckerwasser in die kleinen Behälter geschüttet. In den ersten Tagen schien sich das neue Angebot in der Welt der Bienen nur langsam rumzusprechen. „So richtig voll war es da noch nicht“, erzählt Tina Kappel-Strasser, „das könnte aber auch am Zuckergehalt des Wassers gelegen haben.“ Der wurde erhöht, und schließlich machten sich vor allem die Bienen, die beim Nachbarn leben, auf den Weg zu der neuen Insektengaststätte. Plötzlich herrschte Hochbetrieb. „Das dauert keine halbe Stunde“, sagt Lena, „dann sind die Deckel schon leer getrunken.“ Und noch etwas hat die Achtjährige gelernt: „Bienen können das Zuckerwasser schon drei Kilometer vorher riechen“.

Zu den Bienen gesellen sich hin und wieder Wespen, die aber ein deutliches Nachsehen haben und sich meist mit den Resten am Boden zufrieden geben. „Währenddessen kann man bei den Bienen richtig sehen, wie sie ihre Rüssel ausfahren und trinken“, sagt die zweifache Mutter. Tochter Lena ergänzt: „Und dann wackelt auch immer ganz aufgeregt der Po.“ Genau diese Faszination beim Beobachten der Tiere hat sich Tina Kappel-Strasser für ihre Kinder gewünscht. „Wilde Natur direkt vor der Haustüre“, sagt sie, „es wäre schön, wenn die Kinder so die Angst vor den Bienen verlieren und ihre Art zu leben kennenlernen.“

 Hunderte Bienen finden den Weg zu den bunten Deckeln.

Hunderte Bienen finden den Weg zu den bunten Deckeln.

Foto: Theresa Demski

Noch gehört zu der großen Faszination vor allem bei den Kindern und dem Postboten eine gehörige Portion Respekt. Lukas und Lena ziehen den Kopf ein und laufen schnell an den Tränken vorbei Richtung Haustüre. Der Paketbote macht sich lieber bereits aus der Entfernung bemerkbar. „Dabei haben wir festgestellt, dass sich die Bienen gar nicht für uns interessieren“, sagt Stefan Kappel, „ich bin in meinem ganzen Leben noch nicht gestochen worden.“ 

Zwei- bis dreimal am Tag füllen Tina Kappel-Strasser oder ihr Mann die kleinen Gefäße mit ruhiger Hand auf. „Unser Zuckerverbrauch ist extrem gestiegen“, sagt sie und lacht. Aber gerade in Zeiten, in denen es vor allem den Wildbienen immer schlechter gehe, sei es ihr schon sehr wichtig, den Tieren beim Überleben zu helfen. Und das Beispiel hat bereits Schule gemacht – nicht nur in der Familie, sondern auch bei den Nachbarn.

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