Stadtverwaltung, Stadtwerke unbd Bäder GmbH in Radevormwald Bürgermeister ruft zum Energiesparen auf

Radevormwald · Mit einem großen Sparkonzept reagiert die Stadtverwaltung auf die Gas- und Energiemangellage im Herbst und Winter. Es gibt kurzfristige, mittelfristige und langfristige Maßnahmen. Auch die Bürger sollen sparen.

 Dieses Foto vom Parkplatz am „life-ness“ entstand gegen 23.35 Uhr. Das Bad schließt um 22 Uhr. Die Beleuchtung soll künftig über einen Dimmer geregelt werden.

Dieses Foto vom Parkplatz am „life-ness“ entstand gegen 23.35 Uhr. Das Bad schließt um 22 Uhr. Die Beleuchtung soll künftig über einen Dimmer geregelt werden.

Foto: Alternative Liste

Die Marschroute der Stadtverwaltung als Reaktion auf die Gas- und Energiemangellage im Herbst und Winter ist klar: Sparen ja, Zeichen setzen ja, aber nicht alles auf null zurückfahren. Diesem Vorgehen hat auch die Politik zugestimmt, sagt Bürgermeister Johannes Mans. Das Sparkonzept betrifft städtische Gebäude. Die Stadtwerke schließen sich an. Die kurzfristigen Maßnahmen gelten ab sofort für die nächste Heizperiode.

„Unser Ziel ist es, mindestens 15 Prozent an Energie einzusparen“, kündigt Mans an. Auch die Bäder GmbH und die Stadtwerke als städtische Gesellschaften müssten ihren Beitrag zum Energiesparen leisten – und tun dies teils schon. So hat das „life-ness“ die Wassertemperatur bereits um anderthalb Grad von 28 auf 26,5 und die Lufttemperatur von 31 auf 28,5 Grad gesenkt. Außerdem wird der Saunabereich ab 1. September mindestens bis April/Mai 2023 geschlossen. Weitere Maßnahmen: Reduzierung der Filterreinigung auf eine Reinigung pro Woche, Ausschalten der Werbung zu geeigneten Betriebszeiten, Absenkung der Raumtemperatur im Nessi-Kinderland von 23 auf 21 Grad und weniger Parkplatzbeleuchtung, die künftig über einen Dimmer geregelt werden soll.

Mans betont, dass die Stadt bereits seit einiger Zeit einen Sparmodus fahre, „jedenfalls in den Bereichen, die wir beeinflussen können“, sagt er. In den kommenden Wochen gebe es weitere Gespräche mit anderen Partnern wie Kirchen (Beleuchtung der Gotteshäuser reduzieren oder ausschalten), Werbegemeinschaft, Citymanagement und Wirtschaftsförderung. Da geht es nicht nur um die Beleuchtung der Schaufenster, sondern auch um die Weihnachtsbeleuchtung. Mans kann im Extremfall nicht ausschließen, dass auch sie dem Energiesparen zum Opfer fällt. „Wir wollen aber ein Minimum erhalten und mit Maß und Ziel sparen“, sagt er. Auf keinen Fall wolle man bei den Bürgern eine Weltuntergangsstimmung schaffen, wobei man auch die Flexibilität haben müsse, um bei Bedarf Maßnahmen nachzuschärfen und zu noch drastischeren Maßnahmen greifen zu können. Für ihn sei das Sparkonzept ein herausforderndes Thema.

Johannes Mans, Florian Weiskirch und Simon Woywod (v.r.) gehen mit gutem Beispiel voran und schalten ihre PCs und Lampen aus.

Johannes Mans, Florian Weiskirch und Simon Woywod (v.r.) gehen mit gutem Beispiel voran und schalten ihre PCs und Lampen aus.

Foto: Joachim Rüttgen

Der Erste Beigeordnete und Kämmerer Simon Woywod, zugleich Geschäftsführer der Bäder GmbH, skizzierte die kurzfristigen Maßnahmen. Dazu zählen die dauerhafte Nachtabsenkung der Heizungen, die erst bei einer Außentemperatur von unter zehn Grad anspringen, Hände waschen nur noch mit kaltem Wasser und ein Verbot von Heizlüftern in den Büros. „Das sind richtige Energiefresser“; sagte Woywod. Die Raumtemperatur in öffentlichen Gebäuden wird von 20 auf 19 Grad gesenkt, was ein Einsparpotenzial von zehn Prozent ergeben soll. In den Sporthallen sinkt die Temperatur auf 17 bis 19 Grad, was fünf Prozent Energie einspart. Hinzu kommt die energetische Optimierung von Heizungsanlagen (derzeit werden weitere Bestandsanlagen in 23 Gebäuden auf ihre Netzwerkfähigkeit geprüft), die Optimierung der Schatzeiten von öffentlicher Beleuchtung – Straßenbeleuchtung soll später eingeschaltet und in gezielten Bereichen nachts von 1.30 bis 4.30 Uhr auch komplett ausgeschaltet werden. „Das muss natürlich verkehrs- und sicherheitstechnisch möglich sein. Wir wollen keine dunklen Ecken schaffen und vor allem keine Angsträume“, sagt Woywod. Perspektivisch könnten künftig auch Bewegungsmelder in Wohngebieten zum Einsatz kommen. Die öffentlichen Brunnen werden schon Ende September statt Ende Oktober abgeschaltet und die städtische Ampelanlage an der Telegrafenstraße wird auf LED umgestellt. „Das ist eine Technik, die eine immense Bedeutung hat“, sagt Woywod.

Mit dem Stadtsportverband werde man die Betriebszeiten in den Hallen anpassen sowie die Heizungseinstellungen optimieren. Für drei Teilnehmer an einem Training müsse nicht die komplette Anlage in Betrieb bleiben, sagt der Beigeordnete. Unterm Strich gehe es darum, alle Mitarbeiter der Verwaltung, Schüler und Bürger zu sensibilisieren und transparent zu informieren.

Im Rathaus sollen künftig keine Lichter brennen, wenn niemand mehr da ist. Auch die Mentalität der offenen Türen wird abgeschafft, um die Wärme in den Zimmern zu behalten. Die Thermostate vor allem im Gymnasium müssen optimiert werden, um künftig die Heizung zentral zu regeln. „Das soll im besten Fall noch in diesem Jahr erfolgen“, sagt Klimaschutzmanager Niklas Lajewski. Natalie Enneper, Hochbauleitung des städtischen Gebäudemanagements, betont, dass viele Maßnahmen nicht aus der Krise heraus geboren wurden, sondern schon längerfristig geplant waren und nur jetzt, der Zeit angepasst, umgesetzt werden müssten.

„Jeder ist gefordert, Energie zu sparen“, sagt Woywod. Mans richtet einen dringenden Appell an die Bürger, sich dem Energiesparen anzuschließen und in den persönlichen Lebenssituationen umzusetzen. Nur das könne für eine Entspannung der Situation führen.

Stadtwerke-Geschäftsführer Florian Weiskirch unterstützt das von der Stadt vorgelegte Konzept, wobei es nicht nur ums Gas, sondern eben auch um Strom gehe. „Wir wollen die Marktlage entspannen, da zählt jede Kilowattstunde, mit der der Kunde spart“, sagt er. Entgegen einiger Kritiker profitierten die Energieversorger derzeit nicht von der Mangellage. „Wir unterliegen einer extrem hohen Belastung, deshalb muss jeder seinen Beitrag leisten“, sagt er.

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