Ukrainer feiern Unabhängigkeitstag Friedvolles Fest auf dem Marktplatz

Radevormwald · Auf dem Marktplatz kamen am Mittwochabend rund 80 Ukrainer zusammen, um mit Musik, Tanz und berührenden Worten den Unabhängigkeitstag ihrer Heimat zu zelebrieren.

 Ukrainer feiern ihren Nationalfeiertag in Radevormwald.

Ukrainer feiern ihren Nationalfeiertag in Radevormwald.

Foto: Jürgen Moll

(sebu) Während sich etwa 2000 Kilometer östlich der Bergstadt die Menschen aus Angst vor Luftangriffen in Bunkern verstecken, gehen in Radevormwald gut 80 Menschen aus der Ukraine auf die Straße, um auf dem Marktplatz der Stadt ihren Unabhängigkeitstag zu feiern und ein Zeichen zu setzen.

Im Wind wehen Fahnen und blau-gelbe Luftballons. Die Frauen tragen Trachten und schicke Kleider, einige einen bunten Blumenkranz auf dem Kopf. Kinder tragen blau-gelbe Bänder in Haaren und an den Armen. Sie stehen vor dem Treppenaufgang zur reformierten Kirche am Markt, wo auf dem Plateau Lieder gesungen und die Geschichte einer stolzen Nation erzählt wird. „Heute wollen wir betonen, dass die Ukraine zu Europa gehört und wir ein friedliches Land sind, das andere Länder und Kulturen respektiert“, übersetzt eine junge Frau die Worte einer anderen Frau in Tracht. Als traditionelle Volkslieder erklingen, fließen bei einigen Anwesenden die Tränen.

An diesem Tag vor 31 Jahren, als die Sowjetunion in ihre Einzelteile zerfiel, erklärte die Ukraine ihre Unabhängigkeit. Ein Tag, der – wie Natalia Nikiforova erzählt – in der Ukraine auf zentralen Plätzen der Städte zelebriert wird, mit viel Musik und Folklore. Ein Fest, das die geflüchtete Ukrainerin auch auf sicherem Boden in Radevormwald begehen wollte. Einen Monat lang wurde organisiert, Tänze einstudiert, gebastelt. „Es ist natürlich etwas anders als bei uns in der Ukraine, wo jetzt Krieg herrscht. Wir wollen damit aber zeigen, dass die Ukraine auf verschiedenen Traditionen fußt, und dass kein Krieg dies zerbrechen wird“, sagt Nikiforova. „Außerdem wollen wir damit unsere Soldaten unterstützen.“ Auch für Übersetzerin Alla Belorus ist das Fest auf dem Radevormwalder Marktplatz eine Welle von Emotionen, die zum einen Freude über den Zusammenhalt auch viele Kilometer von der Heimat entfernt auslöst, zum anderen aber auch Trauer, über all jene, die zurückgeblieben und im Krieg gefallen sind.

Horst Kirschsieper, Flüchtlingspate und Unterstützer dieses kleinen Festaktes, ist „sehr positiv angetan“ vom Anblick des friedlichen Festes. „Es ist berührend zu sehen, wie sie zusammenhalten, welche Freude sie trotz allem in der Lage sind, zu verbreiten.“ Er ist froh, dass das Fest ohne Störenfriede, friedlich abläuft.

Nach knapp zwei Stunden endet das Fest mit einem riesigen Menschenkreis, bei dem sich alle Anwesenden – Ukrainer und Radevormwalder – an die Hand nehmen, gemeinsam, verbunden, als Zeichen friedlichen Zusammenlebens und mit der Hoffnung, dass bald wieder Frieden in Europa einkehrt.

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