Projekt nach dem Vorbild von Radevormwald Zweite Draisinenstrecke im Kreis stockt

Radevormwald · Nach dem Vorbild des erfolgreichen „Wuppertrails“ in Radevormwald wollte die Gemeinde Morsbach ebenfalls ein solches touristisches Angebot einrichten. Doch nun sieht es so aus, als könnte das Projekt scheitern.

 Der Morsbacher Bürgermeister Jörg Bukowski (rechts im Bild) mit anderen Delegationsmitgliedern aus der Gemeinde im Süden des Kreises bei einer Tour mit den Draisinen des „Wuppertrails“. Die Strecke im Tal der Wupper war Vorbild für die Pläne in Morsbach.

Der Morsbacher Bürgermeister Jörg Bukowski (rechts im Bild) mit anderen Delegationsmitgliedern aus der Gemeinde im Süden des Kreises bei einer Tour mit den Draisinen des „Wuppertrails“. Die Strecke im Tal der Wupper war Vorbild für die Pläne in Morsbach.

Foto: Armin Barg

Die Draisinenstrecke des „Wuppertrail“ in Radevormwald wird möglicherweise das einzige Angebot dieser Art im Oberbergischen Kreis bleiben. Das Vorhaben, auch in Morsbach, der südlichsten Kommune des Kreises, eine solche Strecke einzuführen, scheint am Widerstand der Politik zu scheitern. Das berichtet nun die „Kölnische Rundschau“.

Nachdem sich bereits der Umwelt- und Entwicklungsausschuss des Gemeinderates gegen das Projekt „Rail-Radeln“ ausgesprochen hatte, gab es nun auch ein knappes Nein im Rat. Eigentlich hatte die Politik im Mai 2021 für die Draisinenstrecke gestimmt, ein Trägerverein nach dem Vorbild des „Wuppertrail“ ist in Gründung.

Einwände aus der Politik gibt es vor allen wegen der Kosten und der mangelnden Akzeptanz in Teilen der Bevölkerung. So hatte die SPD-Fraktion einen Antrag für die erwähnte Ratssitzung gestellt, in der es heißt: „Den Mahnungen des Kämmerers folgend, dass sich der gesetzlich geforderte Haushaltsausgleich nur mit echtem Verzicht sowie deutlichen Sparbemühungen und Anstrengungen oder mit Steuererhöhungen erreichen“ lasse, beantrage die Fraktion „den Ausstieg aus dem bisherigen Finanzierungsweg“ und die Streichung aller Ansätze im Haushalt. Stattdessen solle es das Ziel sein, „für die gesamte Strecke Morsbach-Waldbröl, die bisher brach liegenden Gleise einer attraktiven Nutzung zuzuführen“, schreiben die Sozialdemokraten. An Vorfinanzierungen sollte sich die Gemeinde Morsbach nicht beteiligen.

Auch die Fraktion „Bürgerbewegung für Morsbach“ (BFM-UBV) hatte beantragt, das Projekt sowie die Haushaltsansätze für 2022 zu streichen und Gespräche mit der Stadt Waldbröl über eine Beteiligung zu führen. Die BFM-UBV verweist darauf, dass bei einer 65-Prozent-Förderung durch das Programm „Leader“ ein Eigentanteil für die Gemeinde von 105.000 Euro bleibe. „Aufgrund der aktuellen allgemeinen Preissteigerung ist wahrscheinlich von nochmals höheren Kosten und einem höheren Eigenanteil auszugehen“, befürchtet die Fraktion.

Ein großer Fürsprecher der Draisinen-Strecke ist der parteilose Bürgermeister von Morsbach, Jörg Bukowski. Er hatte im Vorfeld auch Kontakte zu den Mitgliedern des „Wuppertrail“ geknüpft und sich vor Ort mit einer Delegation über die Aktivitäten des Vereins informiert.

Die neue Draisinen-Strecke sollte zwischen Morsbach und dem Waldbröler Ortsteil Hermesdorf verlaufen. Diese rund sieben Kilometer lange Strecke ist auch unter dem Namen „Wissertalbahn“ bekannt. Bis 1960 verkehrten dort noch Züge. Das Bahnhofsgebäude in Morsbach, einst der einzige Kopfbahnhof der Region, steht seit 1982 unter Denkmalschutz.

Die Mitglieder des „Wuppertrails“ waren als Entwicklungshelfer gerne behilflich. Eine Konkurrenz durch die Strecke im Süden des Kreises fürchte man nicht, versicherte der damalige Vorsitzende Armin Barg. In Halver-Oberbrügge gebe es ebenfalls eine Draisinenstrecke, ohne dass dies zum Problem geworden sei.

Die aktuelle Entwicklung in Morsbach beobachte er genau, sagt Barg. Er stehe auch weiterhin mit den Beteiligen in Kontakt. Dass die Politik nun im Rat so entschieden habe, kann der ehemalige Vorsitzende des „Wuppertrails“ nicht verstehen. „Zudem ist die Entscheidung ja auch sehr knapp gefallen, mit nur eine Nein-Stimme mehr“, weiß Barg. Auch die CDU hatte gegen das Vorhaben gestimmt.

Dass die BFM, die politisch gewissermaßen in der südlichen Gemeinde die Rolle spielt wie in Radevormwald die Unabhängige Wähler-Gemeinschaft, also Bargs eigener Fraktion, findet dieser schwer nachvollziehbar. „Das Konzept ist in Ordnung“, zeigt sich der Radevormwalder überzeugt. „Gerade wenn man das Projekt mit Ehrenamtlern auf den Weg bringt.“ Die Kosten für die Gemeinde Morsbach würden sich innerhalb eines Jahrzehnts amortisieren.

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