Ratssitzung in Radevormwald Stadt will gegen Motorradlärm vorgehen

Radevormwald · Nach dem Vorbild Wermelskirchens steht ein Forderungskatalog „Gemeinsam gegen Motorradlärm“ auf der Tagesordnung des Rates.

 Bei schönem Wetter müssen die Menschen in Radevormwald mit reichlich Motorradlärm rechnen. Die Beschwerden der Anwohner nimmt die Verwaltung nun auf. 

Bei schönem Wetter müssen die Menschen in Radevormwald mit reichlich Motorradlärm rechnen. Die Beschwerden der Anwohner nimmt die Verwaltung nun auf. 

Foto: Bosmann

Wenn der Frühling ins Haus steht, mischt sich in die Freude vieler Radevormwalder auch Missmut. Denn mit dem schönen Wetter kehrt der Lärm zurück. Das Oberbergische Land ist bei Motorradfahrern sehr beliebt. Besonders samstags und sonntags brummt, dröhnt und knattert es überall, wo es in Rade und Umgebung schön ist. Viele Anwohner und Spaziergänger haben deshalb keine Freude mehr an sonnigen Wochenenden – von Ruhe in freier Natur keine Spur. Hinzu kommt: Die Polizei verzeichnet regelmäßig schwere Unfälle mit Bikern, die ihre Fahrkünste überschätzt haben.

Die Stadt Radevormwald will nun konsequent gegen den Motorradlärm vorgehen. In der Ratssitzung am Dienstag, 19. März, soll ein Forderungskatalog „Gemeinsam gegen Motorradlärm“ beschlossen werden. Damit reiht sich die Bergstadt bei jenen Kommunen ein, die diesen Katalog an Ministerien, Parlamentarier, Polizei- und Verkehrsbehörden, Verbände und auch an Motorradhersteller schicken wollen.

„In den letzten Jahren hat sich Motorradlärm zu einem großen Problem nicht nur in Radevormwald, sondern in der ganzen Region entwickelt. Anwohner an bei Motorradfahrern beliebten Strecken fühlen sich massiv gestört und erwarten von den Verantwortlichen geeignete Abhilfemaßnahmen“, begründet die Verwaltung ihren Vorstoß. Es habe bereits Aktionstage, Messungen und Zählungen in Zusammenarbeit mit dem Kreis  und der Polizeibehörde gegeben.

Nun will die Stadt einen Schritt weiter gehen. In den Städten Wermelskirchen und Leichlingen haben die Forderungen bereits die Unterstützung der Ratsmitglieder erhalten. Dieser Katalog wurde vor drei Jahren bei einem Symposium in Simmerath-Rurberg in der Eifel aufgestellt. Auch dort fühlen sich viele Menschen seit Jahren durch die einfallenden Biker belästigt.

Zugleich stellt die Stadt klar: „Es ist das erklärte Ziel der Betroffenen, dass weder Strecken gesperrt noch die Motorradfahrer am Motorradfahren gehindert werden sollen. Die Forderungen zielen darauf ab, dass verträgliche Lärmgrenzwerte eingeführt werden und deren Einhaltung wirksam kontrolliert bzw. Verstöße geahndet werden.“  Im Rathaus wisse man natürlich, „dass den Forderungen große politische und wirtschaftliche Interessen entgegenstehen“, heißt es in der Vorlage. Dennoch müsse die Belastung vieler Anwohner berücksichtigt werden.

Michael Wilczynski vom Bundesverband der Motorradfahrer kennt den Forderungskatalog, der nun in Rade beschlossen werden soll, nur zu gut. Allzu große Sorgen, dass diese umgesetzt wird, hat der Biker aus Schwerte nicht. „Die Ministerien haben auf den Vorstoß aus Wermelskirchen ja schon reagiert und mitgeteilt, dass sich viele der Forderungen nicht durchsetzen lassen. Da führt man nur seine eigene Rechtsabteilung vor.“ So beispielsweise seien Frontkennzeichen nicht vertretbar wegen der Verletzungsgefahr bei Unfällen. Auch sonst widersprächen die Vorschläge gesetzlichen Bestimmungen.

Wilczynski hält die Vorwürfe gegen die Motorradfahrer zudem für unfair. Alle Biker würden mit einigen schwarzen Schafen in einen Topf geworfen. „Es gibt sicher manche, die mit manipulierten Maschinen unterwegs sind“, räumt er ein. Doch der Vorwurf, alle Motorradfahrer rasten wie wild durchs Bergische, seien neulich durch eine Messung in Wermelskirchen widerlegt worden. „Nur 15 Prozent der Fahrer waren zu schnell unterwegs“, sagt Wilczynski. Das seien zwar immer noch zu viele, doch sei es Aufgabe der Polizei gegen Temposünder vorzugehen, nicht der Verwaltungen. Rücksichtsloses Verhalten finde man nicht nur bei Zweiradfahrern, meint der Motorrad-Fan. „Das ist ein gesellschaftliches Problem. Fußgänger ignorieren rote Ampeln und Radfahrer machen auch, was sie wollen.“

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