Schule in Radevormwald Bauchfrei & Co. sind im Unterricht ein „No Go“
Radevormwald · Eine Kleiderordnung gibt es auch an der Sekundarschule Radevormwald. Das Tragen von Jogginghosen, kurzen Röcken und Jacken sind untersagt.
Ein Vorgang an der Sekundarschule in Wermelskirchen erregt derzeit über die Region hinaus die Gemüter: Mehrere Jugendliche wurden von der Schulleitung nach Hause geschickt, weil sie mit Jogginghose zum Unterricht erschienen waren. Die Berichterstattung unserer Zeitung hat bei Lesern eine Debatte ausgelöst: Ist die Entscheidung der Schule zu hart gewesen? Haben Kleidungsvorschriften an Schulen überhaupt einen Sinn?
Auf jeden Fall, sagt Sandra Pahl, die Leiterin der Sekundarschule Radevormwald. „Auch wir haben eine Kleiderordnung. Sie wurde von Schülern, Lehrern und Eltern gemeinsam erarbeitet und von der Schulkonferenz gebilligt.“
Zu den Regeln, an die Schüler sich halten müssen, gehören folgende: Kappe ab im Unterricht, kein Gammel-Look, keine Jacken in den Klassenräumen tragen. „Letzteres kam jüngst häufiger vor, die Jugendlichen behielten die Jacken an und saßen wie die Michelin-Männchen im Unterricht“, berichtet Pahl. „Das hatte auch nichts mit dem Lüften während der Pandemie zu tun.“ Mädchen sollen Leggins nur mit einem Rock darüber tragen, auch dürfen die Röcke nicht zu kurz sein. Bauchfreie Kleidung ist untersagt, das Dekolleté soll nicht zu offenherzig sein – und ja, auch Jogginghosen sind ein „No Go“. „Allerdings würden wir die Schüler nicht nach Hause schicken“, sagt Pahl.
Was freizügige Kleidung angeht, richten sich die Regeln nicht nur an Mädchen. „Wir hatten einmal den Fall eines Jungen, der in kurzer Hose und mit durchsichtigem Netzshirt zum Unterricht kam.“ Für solche Fälle hält die Schule T-Shirts und Pullis bereit, die sich Jungen und Mädchen dann überziehen können, um den modischen Fauxpas zu verdecken.
Es geht aber nicht nur um nackte Haut, sondern generell um ein unangemessenes Erscheinungsbild. „Ein Schüler lief ständig in Militär-Montur herum“, berichtet Pahl. „Und wir achten auch darauf, dass die Jugendlichen nicht in Sportsachen zum Unterricht kommen.“ Das Gleiche gelte natürlich auch für die Lehrer: Kollegen, die neben Sport ein weiteres Fach unterrichten, sollen sich nach der Sportstunde umziehen, bevor sie in den Klassenraum gehen und nicht im Trainingsanzug an der Tafel stehen. Von Schuluniformen hält Sandra Pahl allerdings wenig. Die Jugendlichen sollten die Möglichkeit haben auszuprobieren, was ihnen steht, was ihr eigener Stil ist. „Am letzten Freitag im Monat haben wir außerdem einen ,casual Friday‘, dann werden die Regeln mal gelockert.“
Dennoch hält die Schulleiterin die Leitsätze für wichtig: „Wir sollen schließlich den Schülern Regeln vermitteln. Es ist wichtig, dass die Jugendlichen eine Auseinandersetzung über Normen mit uns führen. Das darf ihnen nicht erspart bleiben. Eine Schule vermittelt nicht nur Bildung, sie bereitet die jungen Menschen auf das Leben vor“, stellt sie klar. Und dazu gehöre es auch, sich mit den Regeln des Zusammenlebens einer Gesellschaft auseinanderzusetzen. „Meine eigene Freiheit endet da, wo die Freiheit der anderen beginnt“, zitiert sie eine bekannte Maxime. Kleidung sei nicht nur Stoff, sondern wirke sich auf das Benehmen aus. „Wenn jemand mit einer Jogging- oder Sporthose in die Schule kommt, dann zeigt sich das auch in seiner Haltung“, sagt die Rektorin. Ebenso, wenn er oder sie sich in einen Mantel einmummele.
Doch was, wenn Schüler sich renitent zeigen und beispielsweise die Jacke anlassen oder den erwähnten Pulli nicht überziehen möchten? „Wenn wir merken, dass das Ganze auf eine Konfrontation hinauslaufen soll, dann suchen wir das Gespräch mit den Eltern“, erklärt Pahl.
Problematisch werde es dann, wenn die Bemühungen der Schule um angemessenes Benehmen von den Eltern konterkariert werden. Manche Erwachsene seien zwar für klare Regeln, doch möglichst nicht für den eigenen Sprössling. „Meinem Kind erlaube ich das!“, heiße es dann öfters. Doch Pahl stellt klar: „So funktioniert das nicht!“