Andacht zum 9. November Widerstandsgebet für Frieden und Demokratie

Radevormwald · Die Lutherische Gemeinde zeigte am Donnerstag, dass Gegenwehr mit Gedanken, Gebeten und ohne Gewalt möglich ist.

Die Stimmung in der Lutherischen Kirche war am Donnerstagabend ruhig und klar: Die Gemeindemitglieder kamen zu einem gemeinsamen Gebet für Menschlichkeit, Demokratie und Verständigung an der Burgstraße zusammen. Sie nahmen den Vorabend zum 9. November zum Anlass um einem denkwürdigen Tag der deutschen Geschichte Raum in ihren Gedanken zu geben. 1918 wurde die Republik ausgerufen, 1938 war das Datum der Reichspogromnacht und am 9. November 1989 fiel die Mauer zwischen Ost- und Westberlin.

„Der 9. November erinnert an das Wüten der Übel von Krieg, Rassismus, Antisemitismus und Teilung in der deutschen Geschichte. Er steht auch für Menschlichkeit, Demokratie und Verständigung. Heute müssen wir darum wieder streiten. Die Menschlichkeit ertrinkt im Mittelmeer. Weitgehend unbeachtet. Demokratische Freiheitsrechte werden infrage gestellt. In aller Öffentlichkeit. Hass und Hetze vergiften das Gespräch“, sagt Pfarrerin Manuela Melzer. Nicht nur sie erhob am Donnerstag die Stimme für demokratische und christliche Werte und für mehr Kommunikation, sondern auch Pfarrer Philipp Müller und Mitglieder des Presbyteriums traten vor die Gemeinde und teilten ihre Sorgen, Gedanken und Hoffnungen.

Susanne Fischer, die Vorsitzende des Presbyteriums, appellierte an die Menschlichkeit, an Nächstenliebe und erinnerte an die schrecklichen Gewalttaten, die Juden in Deutschland widerfahren sind. Begleitet durch das Klavier sangen die Mitglieder der lutherischen Gemeinde für den Frieden. „Demokraten lassen sich nicht einschüchtern. Es kommt auf jeden Einzelnen an“, sagte Pfarrer Müller. Manuela Melzer fürchtet die „Renaissance des Nationalismus“ und will, dass ihre Gemeinde über die eigenen Denkblasen hinweg kommuniziert. „Wir müssen für unsere Werte einstehen und uns für Menschen, denen Ungerechtigkeit begegnet, stark machen.“

Die Kraft des Gebets wurde während der Veranstaltung in der Stille genutzt. Nach Impulsen, der Gegenüberstellung von Heute und Damals und der Darstellung aktueller Kriege, machte sich die starke Stille vieler schweigender Menschen in der Bergischen Kirche breit.

„Wir entzünden Kerzen als Hoffnungszeichen, wir vertrauen der Kraft des Gebets und der betenden Stille. Im Reden mit Gott und im Hören auf Gott lassen wir Gottes Kraft laut werden“, erklärte Pfarrerin Melzer die stillen Gebete.

Dass Widerstand auch ohne Gewalt, ohne Streit und Debatten funktioniert und die Stille und die Ausrichtung von Gedanken und Gebeten stark ist, zeigte die Lutherische Gemeinde eindrucksvoll.

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