Weihnachtsmarkt in Radevormwald „Mensch Norbert. Du hier? Schon ewig nicht mehr gesehen“
Radevormwald · Der diesjährige Weihnachtsmarkt lockte am Wochenende zahlreiche Besucher in die Radevormwalder Innenstadt, die in erster Linie der Gemeinschaft frönten.

So schön ist der Weihnachtsmarkt in Radevormwald
Als sich am Samstag die Abenddämmerung über die Stadt legt, zieht es die Menschen aus allen Himmelsrichtungen zum Marktplatz: Kleine Holzbuden sind hier zu einem winterlichen Weihnachtsdorf zusammengestellt, zwischen denen sich die Besucher angeregt unterhalten und lachen. Alte Bekannte begegnen sich augenscheinlich nach langer Zeit wieder, umarmen sich herzlich, klopfen sich freudig auf die Schultern. In der Kälte mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt mundet eine heiße Tasse Glühwein oder Kakao besonders gut und wärmt zusätzlich die Hände.
„Perfektes Weihnachtsmarktwetter“, urteilt eine Besucherin aus Opladen.Der Radevormwalder Weihnachtsmarkt, obgleich er sehr überschaubar sei, gefalle ihr gut. „Der ist nicht so kommerziell und sehr gemütlich. Außerdem sind die Preise hier sehr human.“ Glühwein und Kakao für zwei, drei Euro scheinen erschwinglich im Gegensatz zu Metropolen wie Köln oder Düsseldorf, wo die Preise für eine wärmende Tasse gerne an die sechs Euro reichen.
Besonders vor den Buden der Vereine, wie etwa der Feuerwehr Herbeck oder der Fußballer des SC 08 stehen große Menschentrauben, bestehend aus Vereinsmitgliedern, Familienangehörigen und Freunden. Doch auch die hübsch hergerichteten Stände der Kunsthandwerker – wenn auch nicht viele vorhanden sind – ziehen die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich.
„Mensch Norbert. Du hier? Schon ewig nicht mehr gesehen“, sagt ein Mann mittleren Alters, als er bei Norbert Petri an dessen Stand anhält. Der ehemalige Betriebshofleiter hat sich gemeinsam mit seinen Nachbarinnen Nikki Nitschmann und Bettina Lutzke überreden lassen, sein Handwerk auf dem Weihnachtsmarkt zu präsentieren. Hübsche Figuren, große und kleine, aus heimischem Holz sind hier bei Petri ausgestellt, während Nitschmann und Lutzke Holzschmuck und Küchenutensilien aus dem Naturmaterial offerieren. „Die Stimmung hier auf dem Weihnachtsmarkt ist super. Auch wenn ich nicht viel verkauft habe, einiges ist schon dabei rumgekommen, und die Leute zeigen Interesse“, sagt Petri erfreut. Besonders gut gefällt dem Radevormwalder, dass er nach langer Zeit auf dem kleinen Markt wieder so viele bekannte Gesichter wiedersieht. Mittig unter seinem Zelt hat er eine mobile Werkstatt installiert, wo er an seiner nächsten großen Engelsskulptur arbeitet, sofern er nicht wieder von alten Bekannten angesprochen und begrüßt wird. „An den kleinen Skulpturen kann ich nicht mehr schnitzen“, sagt er. Zu filigran sei diese Arbeit, um sie in der Kälte auszuüben. „Die Finger frieren mir ab. Bei der großen ist das aber kein Problem, da kommt Werkzeug zum Einsatz.“
Auch Nitschmann ist mit ihrem Stand und der Atmosphäre zufrieden. Auch sie ist als Standbetreiberin erstmals dabei. „Kurz vor der Dämmerung beginnt sich der Markt zu füllen und man sieht überall nur glückliche und zufriedene Gesichter.“ Ihr Holzschmuck und die kleinen Salzlöffel ihrer Kollegin Bettina Lutzke kommen bei den Besuchern am besten an.
Simone (53), Tanja (50) und Christine (52) haben sich für einen Weihnachtsmarktbesuch verabredet und freuen sich, endlich wieder einen ausgelassenen Abend auf dem Rader Weihnachtsmarkt verbringen zu können. „In Corona haben wir alles vermisst, Veranstaltungen, Leute treffen. Schön, dass es wieder stattfinden kann“, sagt Christine. Der erste Eindruck fällt bei ihnen positiv aus. „Es sieht sehr schön aus. Die Anordnung der Buden auf dem Markt gefällt mir ganz gut und mit den Lichtern sieht das richtig schön aus“, urteilt Simone. Weil der Weihnachtsmarkt ikomprimiert an einem Wochenende stattfindet, glaubt Christine, dass die Radevormwalder dann auch gezielt auf den Markt gehen. „Es verläuft sich dann ja auch nicht so. Und eigentlich braucht man sich nicht zu verabreden, weil man weiß, dass man die Leute hier schon sehen wird.“
Während die Stimmung auf dem Marktplatz sehr angenehm ist, wirkt sie mit jedem Meter die Kaiserstraße hinab immer trister. Hier scheint wenig Licht, es herrscht weniger Kundenfrequenz, wie auch die Oberstufenschüler des Theodor-Heuss-Gymnasiums bemerken. An ihrem Stand bieten sie Apfelpunsch, Muffins und allerlei Kuchenkreationen an, um mit dem Verkauf ihre Abi-Kasse aufzubessern. Einiges hätten sie auch schon verkauft, erzählen die beiden 16-jährigen Talha und Carina. Aber im Moment herrsche eher Stillstand. Trotzdem ziehen sie ein positives Fazit. Die Freude, überhaupt mal wieder etwas machen zu können, überwiegt, sowohl bei Besuchern als auch Standbetreibern.