Vortrag in Radevormwald über die Bergische Uni Eine Universität, die es fast nicht gegeben hätte

Radevormwald · Zum 50-jährigen Bestehen der Bergischen Universität Wuppertal lud sich der Bergische Geschichtsverein den langjährigen Archivar der Hochschule, Dr. Joachim Studberg, ein, um mehr über ihre schweren Anfänge und die Rolle des späteren Bundespräsidenten Johannes Rau zu erfahren.

Johannes Rau und Hans Wertz bei der Grundsteinlegung der Universität Wuppertal 1972.

Johannes Rau und Hans Wertz bei der Grundsteinlegung der Universität Wuppertal 1972.

Foto: Kurt Keil

 Radevormwald und die Schwebebahnstad, insbesondere die Person Johannes Rau, verbindet weitaus mehr, als ein erster Blick vermuten lässt, findet zumindest Hans Golombek, Vorsitzender des Bergischen Geschichtsvereins in Radevormwald. Bei seiner Begrüßung und Einführung in das Thema „50 Jahre Bergische Universität Wuppertal“ erinnert er daran, dass sich der Bau der Wupper-Talsperre, als Hochwasserschutz für die Nachbarstadt in der Ära Raus als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen ereignete. „Er ist eigentlich daran schuld, dass Radevormwald seine Eisenbahnstrecke verlor“, sagte er mit einem Augenzwinkern.

Doch nicht nur die Wuppertalsperre verbindet die beiden Städte mit dem früheren Wuppertaler Oberbürgermeister und langjährigen NRW-Ministerpräsidenten. Auch zur Bergische Universität Wuppertal haben viele Radevormwalder Bezugspunkte, wie sich im Gespräch unter den Anwesenden heraushören ließ. „Ich wohnte damals dort, wo die Uni gebaut wurde“, erzählte eine Frau einer älteren Dame. „Mein Enkel hat an der Uni Wuppertal studiert“, erwiderte diese. Für die bergische Region war die Universität vor der Haustür ein echter Zugewinn, aber keine Selbstverständlichkeit, wie der Vortrag von Dr. Joachim Studberg, studierter Historiker und langjähriger Archivar der Universität, zeigen sollte. Ein kluger Schachzug und Johannes Rau als Wissenschaftsminister machten den rund eine Milliarde DM teuren Bau eigentlich erst möglich. „Sein Chef Kühn war nicht begeistert davon, in Wuppertal eine Uni einzurichten“, berichtete Studberg nüchtern. Bereits im Jahr 1969, noch als Oberbürgermeister Wuppertals, sprach Rau bereits von der Bergischen Universität in Wuppertal. Im April 1970 stellte der damalige Ministerpräsident Heinz Kühn klar, dass in Wuppertal keine Uni entstehen würde, gestand der Stadt aber eine Fachhochschule zu. Als Rau im selben Sommer in den Landtag gewählt wurde und das Amt des Wirtschaftsministers einnahm, verkündete er kurz darauf bei einem Pressegespräch, dass neben Duisburg, Essen, Paderborn und Siegen auch Wuppertal eine Universität erhalten würde.

Es war die Zeit des Wirtschaftsbooms, des Hochschulausbaus und der Einzug einer breitgefächerten Bildungsinitiative. Einfach war die Etablierung der neuen „Gesamthochschulen“, wie sie zunächst genannt wurden, mit einem deutlich interdisziplinären und praktischeren Ansatz, allerdings nicht. Alte Universitäten in Köln, Münster und Aachen versuchten sich abzugrenzen. Einige neu angelegte Studiengänge wie etwa die „Delinquenzprophylaxe“, mit Einblicken in Psychologie, Jura und Sozialpädagogik, funktionierten nicht. Ehe die neuen Universitäten an Fahrtwind aufnehmen konnten, standen sie fast schon vor ihrem Ende, wären nicht ein junges, dynamisches und mit Expertise ausgestattetes Wissenschaftsministerium gewesen.

Mittlerweile hat die Bergische Universität viele Generationen von Akademikern ausgebildet, namhafte Professoren und international anerkannte Wissenschaftler hervorgebracht. Besonders das Fach Physik hat sich im Bergischen einen besonderen Ruf erarbeitet, das Qualität in der Region sichert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort