Erntedankfest in Önkfeld Vivien Wetzel gewinnt den Kampf um die Krone

Önkfeld · Zwei Jahre musste Önkfeld auf sein traditionelles Erntedankfest verzichten. Am Wochenende wurde im Festzelt umso ausgiebiger gefeiert. Vivien Wetzel setzt sich gegen 17 Konkurrentinnen durch.

Knifflig: Vivien Wetzel bei ihrer Halbfinal-Aufgabe, bei der Gegenstände an einem Zaun vorbeigeführt werden mussten.

Knifflig: Vivien Wetzel bei ihrer Halbfinal-Aufgabe, bei der Gegenstände an einem Zaun vorbeigeführt werden mussten.

Foto: Cristina Segovia-Buendía

Die Vorfreude auf den ersten Abend im Festzelt ist enorm: endlich wieder Erntedankfest im Dorf. Die Besucher strömen am Freitagabend aus allen Himmelsrichtungen auf den Festplatz, sichern sich früh einen Platz vor der Bühne und sind bestens aufgelegt. Freudige Gesichter strahlen einem entgegen. Freude und Nachbarn herzen und umarmen sich, wie schon lange nicht mehr. Kurz nach 20 Uhr beginnt das Programm: Im Mittelpunkt des Festakts steht der Kampf um die Krone. Nach insgesamt drei Jahren auf Stand-by soll Mona Osenberg als Erntekönigin abgelöst werden. Das Interesse unter den Damen des Dorfes ist so groß wie lange nicht mehr, bemerkt Wilfried Fischer auf der Bühne. Insgesamt 18 Kandidatinnen wollen sich den Herausforderungen stellen.

Um Erntekönigin in Önkfeld zu werden, zählt nicht die perfekte Figur oder das strahlendste Lächeln. Die Regentin muss Können und Wissen unter Beweis stellen, wobei Zufall und Glück beim ersten der vier Spiele über das Weiterkommen entscheiden. „Frisch geerntet“ nennt sich die erste Herausforderung, bei der sich die Frauen nacheinander Obst und Gemüse bei der amtierenden Erntekönigin Mona Osenberg holen. Mit einem Bund Karotten, Kohl, Kürbis und Co. stehen die Kandidatinnen erwartungsvoll auf der Bühne. Was sie damit jetzt wohl anstellen sollen? Nicht viel, stellt sich heraus. Aus zwei Zetteln, die Moderator Wilfried Fischer in den Händen hält, zieht Osenberg eines heraus. Darauf ist das Wort „schwer“ zu lesen und damit ist für die Ausrichter klar: „Weiter sind die neun Kandidatinnen mit dem schwersten Obst und Gemüse.“ Aufatmen bei jenen, die dicke Kohlköpfe und das Pfund Kartoffeln in den Händen halten. Pech für jene mit süßen Kirschen oder dem Bund Lauch. Auf einen Schlag hat sich die Anzahl der Kandidatinnen halbiert. Es folgen Tanzbeiträge der Önki-Kinder- und Jugendgruppen und Musik der Band „Sam“.

Die Stimmung ist kurz nach 21 Uhr bereits über Betriebstemperatur. „Diesen Moment haben wir sehr vermisst“, sagt Besucherin Romy Vahlefeld. „Wir sind immer gerne zum Erntedankfest gekommen, weil es das größte Fest der Umgebung ist und man hier einfach alle wiedersieht.“ Die Pandemie habe nichts an dieser Herzlichkeit verändert, ist sie überzeugt. Für Yvi (28) bedeutet das Erntedankfest „Heimat“, wie sie sagt. „Ich bin schon als kleines Kind immer gerne hier gewesen und bin so froh, dass es wieder stattfinden kann.“

Im Zelt hat derweil das nächste Spiel begonnen: Die übriggebliebenen neun Kandidatinnen, aufgeteilt in drei Gruppen, müssen bei „Gut erkannt“, Dinge auf Fotos erkennen, die mit Önkfeld in Verbindung stehen. Unter anderem sind die Bank der Kulturgemeinde zu sehen, ein Bund Lavendel oder Szenen des traditionellen Eierkippens. Am Ende scheidet eine Gruppe aus, sechs Frauen sind noch im Rennen. Für sie geht es ins Halbfinale, wo insgesamt drei Duelle auf sie warten. Beim ersten Duell müssen zwei Kandidatinnen mit Schnelligkeit und Geschicklichkeit punkten. Sie müssen Gegenstände an einem Zaun entlang vorbeiführen, wobei das Holzgerüst zwischen Körper und Gegenstände steht. Mit den Armen durch den Armen Öffnungen hindurch führen sie Bälle, Gießkannen, Handeln und Klopapierrollen von einer Seite zur anderen. Beim zweiten Duell ist Köpfchen gefragt: An einem großen Brett mit bunten Formen wird Tetris gespielt. Wer zuerst am oberen Rand ankommt, verliert. Weil die Kontrahentinnen gleich gut sind, muss eine Stichfrage her, um die Finalistinnen auszumachen. Beim dritten Duell schließlich müssen die Frauen aus vorgegeben Buchstaben mehrere Wörter zusammensetzen. Vor den neugierigen Augen der Zuschauer gar nicht so einfach.

Am Ende stehen von 18 Bewerberinnen im Kampf um die Krone drei Frauen im Finale: Vivien Wetzel, Ina Kirschsieper und Linda Longerich. Das Finalspiel „Weit gereist“ bereitet die künftige Erntekönigin auf die zu gewinnende Reise vor: Koffer packen mit einem Maximalgewicht von acht Kilo und zwölf der bisherigen Reiseziele der Erntekönigin auf einer großen Landkarte markieren. Nach über drei Stunden steht Vivien Wetzel als glückliche Siegerin und neue Erntekönigin auf der Bühne.

Die 28-jährige Önkfelderin hatte bereits als 18-Jährige als Kandidatin auf der Bühne gestanden und schaffte es damals als Prinzessin in die Kutsche, erinnert sie sich. Mitmachen wollte sie diesmal eigentlich nicht, doch die Freundinnen überredeten sie. „Es hat richtig viel Spaß gemacht“, fasst sie den Abend zusammen. Mit jeder Aufgabe stieg der Ehrgeiz: „Als ich im Halbfinale stand, wollte ich es unbedingt in die Kutsche schaffen und als ich dann im Finale stand, wollte ich dann Königin werden.“ Dass es am Ende geklappt hat, realisiert sie am Abend nur marginal. Dass das Erntedankfest nach zwei Pandemiejahren nun endlich wieder stattfinden konnte, freut Wetzel aber umso mehr: „Das ist total schön und eine wichtige Tradition. Es ist sogar noch schöner, weil man endlich wieder alle sieht.“

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