Wohnen in Radevormwald Sozialwohnungen werden in Rade rar

Radevormwald · Mit dem Jahreswechsel haben in der Stadt etwa 650 Wohnungen die Sozialbindung verloren. Erste Konsequenzen spüren Mieter bereits, die die Verwaltung auf Anfrage der Politik im jüngsten Sozialausschuss erklärte.

 Der Wegfall der Sozialbindung vieler Wohnungen trifft auch Radevormwald. Das dürfte die Situation für manche Bewohner verschärfen.

Der Wegfall der Sozialbindung vieler Wohnungen trifft auch Radevormwald. Das dürfte die Situation für manche Bewohner verschärfen.

Foto: dpa/Frank May

Die Stadt Radevormwald bekommt mit Karthausen ein neues Wohngebiet. Doch wer dort baut, wird in den meisten Fällen über einen ausreichenden finanziellen Hintergrund verfügen. Was ist mit jenen Bürgern, die auf erschwinglichen Wohnraum angewiesen sind? Denn nicht jeder hat das Kapital, sich ein Häuschen im Grünen zu leisten.

Im jüngsten Sozialausschuss wurde über dieses Thema erneut diskutiert. Volker Grossmann, der Leiter des Radevormwalder Sozialamtes, beantwortete mehrere Fragen, welche die SPD-Fraktion in einem Antrag vom Februar an die Verwaltung gerichtet hatte. Die Tatsachen: Bis zum 31. Dezember 2021 habe es in der Stadt 846 Wohnungen mit Sozialbindung gegeben. Ein Großteil dieser Wohnung hat die Bindung allerdings im Januar 2022 verloren, nämlich 649 Einheiten, vor allem im Bereich der Radevormwalder Südstadt. 

Das hat Folgen: Man habe bereits gehört, dass manche Eigentümer nach dem Jahreswechsel die Mieten erhöht hätten, alle drei Jahre sei eine solche Erhöhung bis zu 20 Prozent erlaubt, erklärte Grossmann. Die Betroffenen habe man von Seiten der Verwaltung aufgefordert, sich für alle Fälle an Mieterschutzvereine zu wenden und die Bescheide prüfen zu lassen.

Stabil ist laut Amtsleiter die Zahl der Wohnberechtigungsscheine, die im Jahr in Radevormwald ausgegeben werden – es seien regelmäßig 100 bis 120 Anträge. „Bei Härtefällen ist es zudem möglich, das Wohngeld erhöhen zu lassen“, erläutert Volker Grossmann. Dabei müsse man freilich sein Einkommen offenlegen, und zudem müsse die Wohnung angemessen sein. Wenn jemand alleine in einer Vier-Zimmer-Wohnung lebe und über die hohe Miete klagt, wäre diesem Antrag vermutlich kein Erfolg beschieden.

Zwar sollen im neuen Baugebiet Karthausen im Westen der Stadt nicht ausschließlich Einfamilienhäuser entstehen, dennoch hatte SPD-Ratsherr Hans Golombek in der Ausschuss-Sitzung klar gemacht, dass dieses Vorhaben keine Perspektiven für den sozialen Wohnungbau biete.

Volker Grossmann schließt nicht aus, dass die Lage besonders bei den kleineren Wohnungen zunehmend schwierig werden könne, dies sei bereits zu merken, obwohl zum Glück noch niemand der Betroffenen in Radevormwald obdachlos geworden sei. „Ein grundlegendes Problem ist, dass sozialer Wohnungsbau für die Investoren in Deutschland derzeit nicht attraktiv ist“, fasst der Leiter des Sozialamtes die Problematik zusammen. Einen eigentlichen Mangel an Wohnraum sieht er nicht, in vielen Wohnblocks der Stadt stünden Wohneinheiten leer.

Die Problematik rund um die Sozialwohnungen wird in Radevormwald seit Jahren diskutiert. So hatte die SPD-Fraktion bereits vor der jüngsten Kommunalwahl den Vorstoß in die Öffentlichkeit gebracht, wieder eine kommunale Wohnungsgenossenschaft für die Stadt auf der Höhe ins Auge zu fassen.

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