Religionen in Radevormwald Ein Appell für gegenseitigen Respekt

Radevormwald · Im Zuge der Internationalen Aktionswochen gegen Rassismus lud die Ahmadiyya Muslim Gemeinde mit der Integrationsagentur des Caritasverbandes Oberberg zu einem Gesprächs- und Diskussionsabend ein.

 Beteiligt an der Veranstaltung waren die Ahmadiyya-Gemeinde, die Caritas Oberberg und auch Bürgermeister Johannes Mans.

Beteiligt an der Veranstaltung waren die Ahmadiyya-Gemeinde, die Caritas Oberberg und auch Bürgermeister Johannes Mans.

Foto: Jürgen Moll

Man sollte meinen, dass eine pluralistisch, vielfältig und technologisch so weit entwickelte Gesellschaft Themen wie Diskriminierung und Unterdrückung längst hinter sich gelassen haben sollte. Ein Konjunktiv der Vergangenheit. Denn die Realität in der Gegenwart sieht offensichtlich ganz anders aus – und das trotz Zugängen zu Informations-, Kommunikations- und Transportmitteln, um sich binnen kürzester Zeit zu informieren, die ganze Welt zu bereisen und kennenzulernen.

Doch im 21. Jahrhundert werden auf der ganzen Welt noch immer vermeintliche Religionskriege im Namen Gottes ausgetragen, militärische Einsätze aufgrund verwobener Ideologien gefahren oder bewusste Ausgrenzungen betrieben, um perfide Ziele zu verfolgen. In allen Fällen geht es im Kern nicht um die Sache selbst, sondern schlichtweg um Machtansprüche einzelner Akteure. Ein Mensch, ein Volk, ein Land, der oder das sich über andere stellen will.

Auch auf niedrigerer Ebene ist das der Grund für den sogenannten Alltagsrassismus, den viele Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung erleben. Frauen werden noch heute, trotz zahlreicher Gesetze und zuständigen Gleichstellungsbeauftragten auf dem Arbeitsmarkt diskriminiert. Menschen mit Migrationshintergrund haben deutlich größere Schwierigkeiten, eine private Mietwohnung zu finden oder in bestimmten Stadtteilen Fuß zu fassen. Bürger mit einer dunkleren Hautfarbe oder ausländischen Namen werden immer wieder nach ihrer „eigentlichen Herkunft“ befragt. Frauen mit Kopftuch sind Unterdrückte, jene mit bunten Haaren, Tattoos und Piercings im Gesicht und freizügigeren Outfits sind asozial und vermeintlich „leicht zu haben“.

Der Mensch definiert sich selbst über Abgrenzungen und Zugehörigkeiten: bei der Arbeit, im Sport, im Glauben, schlichtweg im ganzen Leben. Das ist in seiner DNA so tief verwurzelt, dass es trotz aller Bemühungen immer wieder ausbricht. Vielleicht ist es deswegen, selbst im Jahr 2023, nach wie vor wichtig, Gespräche darüber zu führen, Befindlichkeiten zu erkennen, zu sensibilisieren.

Das zumindest war die Absicht der Ahmadiyya Muslim Gemeinde Radevormwald, als sie für Mittwochabend gemeinsam mit der Caritas Oberberg zu einem Diskussionsabend einlud. Imam Wafa Mohammad stellte anhand vieler Beispiele die Gemeinsamkeiten zwischen dem muslimischen und christlichen Glauben fest. Man könne als Muslim nicht an den Propheten Mohammad glauben, ohne den Propheten Jesus anzuerkennen.

Dass Menschen ihren Glauben vorschieben, um Schandtaten zu treiben, könne nicht der Religion angekreidet werden, betonte der Imam. Der Islam werde von den Taliban missbraucht, wie damals das Christentum von den Kreuzrittern. Alle über einen Kamm zu scheren und von vornherein auszugrenzen, sei nicht der richtige Weg.

Was man als Gesellschaft, was politische Akteure, Religionsgemeinschaften oder was ein Individuum gegen Rassismus tun könnten, wollte ein Anwesender im Publikum nach dem Impulsvortrag wissen. Gemeinsame Aktionen mit verschiedenen Gruppen der Stadtgesellschaft durchführen, schlug der Imam vor.

Bürgermeister Johannes Mans fand die passende Antwort, die sich allgemeingültig auf alle Lebenslagen übertragen lässt: Man müsse schlichtweg respektvoll und achtsam miteinander umgeben, verantwortungsbewusst gegenüber seinen Mitmenschen agieren. „Wichtig ist, dass jeder seine Verantwortung übernimmt und seinen Beitrag leistet“, sagte er.

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