Corona-Pandemie im Oberbergischen Hausarztpraxen sind die Frontliner

Radevormwald/Oberberg · In einer Online-Umfrage unter oberbergischen Hausarztpraxen zeigt sich, wie bedeutsam die Mediziner vor Ort sind.

 Dr. Ralph Krolewski ist Vorsitzender des Hausärzteverbandes Nordrhein, Kreisverband Oberberg.

Dr. Ralph Krolewski ist Vorsitzender des Hausärzteverbandes Nordrhein, Kreisverband Oberberg.

Foto: Krolewski

Wie gehen eigentlich die oberbergischen Hausärzte mit der Pandemie um? Dies wollte jetzt der Vorstand des oberbergischen Hausärzte-Kreisverbandes von seinen Mitglieder wissen und hat eine anonyme Online-Umfrage gestartet. Ein Viertel der 76 oberbergischen Hausarztpraxen nahm teil. Vorsitzender Ralph Krolewski: „Unsere Umfrage verdeutlicht nach früheren Umfragen, wie Hausarztpraxen in der Pandemie-Situation aufgestellt sind und ebenfalls, wie häufig sie selbst durch Quarantäne betroffen sind.“

Von den 19 Hausärzten, die sich an der Umfrage beteiligten, war fast jede zweite von der Pandemie betroffen – entweder durch Quarantäne oder durch die Erkrankung von Mitarbeiterinnen. Fünf Ärzte waren selbst in Quarantäne, einer hatte eine Covid-19-Infektion. Fünf Praxen waren bislang nicht von der Pandemie betroffen.

Organisatorisch, so das Ergebnis der Umfrage, werden 90 Prozent aller Patienten bereits bei der telefonischen Kontaktaufnahme nach Infektionssymptomen befragt. In 16 von 19 Praxen wurde bereits ein Infektionsschutzbereich für die Abklärungen bei Infektionsverdacht und die Durchführung von Abstrichen eingerichtet. Drei der Hausarztpraxen, die an der Umfrage teilnahmen, haben keinen Infektionsschutzbereich.

Wie aber verhalten sich die Hausärzte, wenn sich die Situation von Patienten mit Covid-19-Infektion und die stationäre Behandlungsnotwendigkeit bei fehlenden Behandlungsplätzen verschlechtert? Ein Drittel der teilnehmenden Ärzte erklärte, dass sie persönlich den Patienten im Krankenhaus anmelden und auf eine stationäre Aufnahme zur weiteren Entscheidungsfindung bestehen. Vier Ärzte überlassen dem Rettungsdienst oder der Leitstelle die Entscheidung, ebenfalls ein Drittel wünscht sich die Einrichtung einer koordinierenden Stelle im Kreis. Fast jeder zweite Hausarzt wünscht sich einen regelmäßigen Austausch in der Pandemie-Situation, sie sehen zudem die Notwendigkeit zu einem abgestimmten Vorgehen in einer regelmäßigen Videokonferenz.

Die meisten Praxen im Kreis führen laut Ralph Krolewski Abstrichuntersuchungen nach den RKI-Kriterien durch. „Da 80 Prozent der Abstriche in den Laboren bei symptomatischen Patienten in der Krankenhausbehandlung und -diagnostik aus Hausarztpraxen stammen, wird deutlich, wie bedeutsam Hausarztpraxen in der Erfassung der Pandemie waren und sind“, so das Vorstandsmitglied des Kreisverbandes.

Ohne diese Abstrich-Tätigkeiten wäre Deutschland im März 2020 von einem Tsunami schwerster Verläufe heimgesucht worden und die Intensivstationen übergelaufen, wie die Länder zeigen, in denen keine nennenswerte hausärztliche wohnortnahe Versorgung existiert, so der Hausärzteverband. „Erst die positiven Befunde bei Infektkranken lösen Maßnahmen der Gesundheitsämter im Rahmen der Kontaktpersonenermittlung und Umgebungsuntersuchungen aus. Somit spielen Hausarztpraxen mit ihren Teams eine wesentliche Rolle als Frontliner in der Pandemie und tragen zur Beurteilung der epidemiologischen Situation bei“, erklärt Krolewski. „Gleichzeitig sichern Hausarztpraxen die wohnortnahe Versorgung ihrer Patienten. Bei zunehmender Pandemie sollten für stationäre Aufnahmen koordinierende Leitstellen eingerichtet werden. Dafür setzen wir uns ein.“

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