Sekundarschule in Radevormwald Wie aus einer Idee ein Theaterstück wird

Radevormwald · Mit einem Theaterabend feierten die diesjährigen Zehntklässler der Sekundarschule diese Woche ihren Abschluss im Wahlpflichtfach „Darstellen und Gestalten“.

 Eine Königsfamilie im Mittelalter – einer der Stoffe, die Schüler der Sekundarschule auf der Bühne umsetzten.   Foto: sebu

Eine Königsfamilie im Mittelalter – einer der Stoffe, die Schüler der Sekundarschule auf der Bühne umsetzten. Foto: sebu

Foto: Cristina Segovia-Buendia

Es sollte der krönende Abschluss ihrer künstlerischen Ausbildung sein: Drei Jahre lange hatten sich die diesjährigen Zehntklässler mit allerhand Techniken auseinandergesetzt, mit denen sich Kunst und Kreativität darstellen und gestalten lässt. Sie hatten Texte studiert, analysiert, selbst geschrieben, Bühnenbilder erstellt, die Kraft der Requisiten kennengelernt und auch die Bedeutung von Untermalung, etwa durch Musik oder Körpersprache. Nun sollten sie alles Gelernte in Form von kleinen Theaterszenen auf der Bühne präsentieren, vor Publikum, bestehend aus Lehrern, Mitschülern und Eltern. „Wir haben in den letzten Wochen selbst entwickelte Szenen erarbeitet“, verriet Lehrerin Trude Wernscheid am Rande der Proben.

Die Schüler hatten sich für das Thema Mittelalter und Königsfamilie entschieden und in wenigen Szenen eine kurze Geschichte entwickelt, in der es um Hochzeit und Vergiftung ging. Das zweite Stück war als Krimi aufgebaut. Zwei Detektive sollten einen Mord in einer Bar aufklären. Zum Schluss wollten die Schüler dann mit einigen Sketchen zu berühmten Filmszenen (Titanic, Romeo und Julia, Es und Rapunzel) den Zuschauern einige Lacher herauskitzeln. Noch Minuten vor der Premiere hatten die 19 Schüler geprobt, waren ihre Szenen und Dialoge durchgegangen, hatten die Auf- und Abgänge probiert. Von Nervosität war außer in der Technikabteilung nichts zu spüren. Humorvoll lachten die Schüler ihre Textpatzer weg, improvisierten. Derweil stieg die Anspannung in der Regie, als wenige Minuten vor Einlass, die musikalischen Einspieler nicht richtig funktionierten, die Beamerprojektionen nicht schnell genug wieder abgeschaltet wurden oder die Kräfte am Vorhang ihren Einsatz verpennten. „Leute, jetzt konzentriert euch mal. Wir haben nicht mehr lange“, schallte es aus der Regie in den Saal. Die Lehrkräfte Trude Wernscheid und Matthias Finkscheid versuchten in all dem Chaos Ruhe auszustrahlen. „Das kriegen wir schon hin. Macht jetzt einfach weiter“, sagte Finkscheid gleich mehrfach im Laufe der letzten Probeneinheiten. Dann gab Wernscheid das Signal. Proben beendet. Die ersten Theatergäste standen bereits vor der Tür.

Durchatmen war jetzt bei den Schülern angesagt. Konzentrieren für den Auftritt. Hinter der Bühne schworen sich die Schüler gemeinsam mit den beiden Lehrkräften mit einem kurzen Kalauer ein, um die Nervosität zu bändigen. Das Saallicht erlosch, der Scheinwerfer setzte die Bühne ins Rampenlicht. „Herzlich willkommen, liebe Gäste“, begrüßte eine Schülerin die Besucher der Aula.

Dieses Wahlpflichtfach, das genauso gewichtet wird wie die übrigen Hauptfächer, ist nicht nur als nette Unterhaltung für die Schüler gedacht, stellte Wernscheid klar. Was die Schüler in diesem Fach lernen, kann ihnen im Leben sehr nützlich sein, sagte die Pädagogin überzeugt. „Sie lernen hier, kreative Lösungen zu entwickeln, sich zu präsentieren, vor Leuten zu sprechen und auszudrücken. Das ist bei einem Bewerbungsgespräch ebenso wichtig“, urteilte Wernscheid. Um wirklich tiefgreifend zu arbeiten, bräuchte das Fach aber deutlich mehr Unterrichtsstunden, äußerte die Pädagogin.

„Wir haben lediglich zwei Stunden in der Woche, um in die Thematiken einzudringen.“ Mit dieser Zeit können nur sehr oberflächlich an der Materie gearbeitet werden. Dennoch würden Jahr für Jahr die Schüler aus sich herauswachsen, durch diese Erfahrungen reifen und selbstbewusster werden.

Der Anspruch des bunten Abends sei nicht, ein perfektes Stück zu inszenieren. „Dafür hätten wir uns dann ein fertiges Theaterstück aussuchen und einstudieren können“, erklärte Trude Wernscheid. Wesentlich wichtiger und spannender sei es dagegen, sich eigene Gedanken zu machen und herauszufinden, wie die eigenen Ideen dargestellt und gestaltet werden können – samt Text, Musik, Requisiten und Bühnenbild.

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