Einzelhandel in Radevormwald Testregeln verärgern Handel und Kunden

Radevormwald · Die neue Allgemeinverfügung des Kreises stiftet viel Unmut. Der Einzelhandel darf Kunden nur mit negativem Testergebnis empfangen. Doch beide Termine zu koordinieren ist vor allem für ältere Menschen nicht leicht.

 Im Testzentrum im Haus Hürxthal gibt es seit der vergangenen Woche die Möglichkeit, einen Schnelltest durchführen zu lassen. Doch dafür müssen Termine vereinbart werden, ebenso für den Einkauf in Geschäften des Einzelhandels. Eine komplizierte Situation, die für Frust sorgt.

Im Testzentrum im Haus Hürxthal gibt es seit der vergangenen Woche die Möglichkeit, einen Schnelltest durchführen zu lassen. Doch dafür müssen Termine vereinbart werden, ebenso für den Einkauf in Geschäften des Einzelhandels. Eine komplizierte Situation, die für Frust sorgt.

Foto: Jürgen Moll

Die Einzelhändler, die Produkte außerhalb des täglichen Bedarfs verkaufen, dürfen nur noch Kunden mit Termin und negativem tagesaktuellem Testergebnis empfangen. Die Allgemeinverfügung des Oberbergischen Kreises zur Nutzung von Angeboten mit einem negativen Schnelltest hat in den vergangenen Tagen für Verwirrung gesorgt. Während in Drogerien oder Supermärkten auch ohne Termin und Corona-Schnelltest eingekauft werden kann, ist ein Einkauf im Einzelhandel mit viel Aufwand verbunden.

„Die Kunden brauchen einen Termin bei dem Einzelhändler und ein tagesaktuelles Testergebnis. Der Oberbergische Kreis hat mit dieser Regelung eine Möglichkeit geschaffen, um den Einzelhandel nicht komplett schließen zu müssen“, sagt Christoph Grimlowski vom Ordnungsamt. Bei ihm sind seit Montag viele Anrufe eingegangen. „Die Einzelhändler haben natürlich Beratungsbedarf. Wir kontrollieren die Einhaltung der neuen Regeln stichprobenartig.“

Die Probleme der neue Allgemeinverfügung werden schnell deutlich, wenn man einen Blick auf den Einzelhandel in Radevormwald und die Infrastruktur der Schnelltest-Angebote wirft. Die Teststation am Schlossmacherplatz ist weit im Voraus ausgebucht, das gilt auch für den Schnelltest-Bus, der an mehreren Tagen in der Woche auf dem Festplatz steht. Selbsttests sind an den meisten Verkaufsstellen ausverkauft.

„Die neue Regelung ist eine totale Katastrophe. In Radevormwald kann man sich nicht spontan testen lassen, um am gleichen Tag im Einzelhandel einzukaufen. Hinzu kommt, dass viele alte Menschen keine Testtermine vereinbaren können, weil das nur online geht“, sagt Martina Meyer vom „Traumlädchen“. Sie ist mit der aktuellen Situation unzufrieden und nach über einem Jahr Pandemie belastet. „Für den Einzelhandel macht die Regelung keinen Sinn. Hinzu kommt, dass die meisten Kunden nicht auf dem aktuellen Stand sind und von uns über die Pflicht eines negativen Testergebnis informiert werden müssen. Die Kommunikation der neuen Regeln funktioniert überhaupt nicht“, sagt sie. Außerdem wird die Situation von ihr und anderen Einzelhändlern von der großen Baustelle auf der Kaiserstraße beeinträchtigt.

Martina Meyer ist auch schon auf Unverständnis bei den Kunden gestoßen. „Manche waren verärgert, weil wir sie ohne Testergebnis nicht ins Geschäft gelassen haben. Andere hatten ihren Impfpass dabei und wollten ins Geschäft, weil sie bereits gegen das Corona-Virus geimpft sind. Das Ordnungsamt verlangt allerdings auch dann einen Schnelltest. Das kann man niemandem mehr erklären“, sagt die Einzelhändlerin.

Auch Martina Hüweler, Inhaberin des Schuhhaus Lüttgenau, kritisiert die neue Allgemeinverfügung. „Die Kunden kommen mit der Informationsflut überhaupt nicht zurecht, weil sich die Regeln dauernd ändern. Die Koordination von Schnelltest und Termin im Geschäft ist zu aufwendig, besonders für alte Menschen“, sagt sie. Sie bezeichnet die Allgemeinverfügung des Kreises zur Nutzung von Angeboten mit einem negativen Corona-Schnell- oder- Selbsttest als „Totgeburt“.

In Anspruch genommen wird bei den meisten Geschäften das „Click and Collect“ Modell. Die Kunden holen ihre vorbestellte Ware also an der Ladentür ab. Auch die Boutique „Bahama Moden“ bedient die meisten Kunden vor der Tür. „Die Möglichkeit Bestellungen abzuholen oder Ware am Eingang umzutauschen wird gut angenommen. Bei diesen Begegnungen dürfen wir allerdings keine Beratungen anbieten oder uns lange unterhalten“, sagt Roberta Mosciano, die in dem Modegeschäft für den Vertrieb und das Marketing zuständig ist. „Ich würde mir mehr Gleichberechtigung wünschen. Wir können in unserem Geschäft immer Abstand halten, während es in Drogerien oft voll ist. Trotzdem dürfen wir unsere Kunden nur mit Termin und negativem Schnelltest empfangen. Das ist für die Kunden, aber auch für die Händler nicht plausibel“, sagt sie.

In Radevormwald hat Roberta Mosciano schon viele Menschen beobachtet, die versuchen einen spontanen Schnelltest zu machen. Das ist aber im Moment nicht möglich.

Fazit: Die erfolgreiche Umsetzung der Allgemeinverfügung scheitert in Radevormwald an den begrenzten Testmöglichkeiten.

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