Haushaltssituation von Radevormwald Stadt freut sich über Millionenüberschuss

Radevormwald · Dank hoher Gewerbesteuereinnahmen und behutsamer Finanzpolitik fällt der Jahresabschluss besser als erwartet aus. Auch für das nächste Jahr sieht es aktuell gut aus – doch im Rathaus bleibt man wegen der aktuellen Krisen vorsichtig.

 Kämmerer Simon Woywod (l.) und Bürgermeister Johannes Mans im Januar 2022 mit dem aktuellen Haushalt in Printform. Das Titelbild hat dieses Mal die Klasse 3d der Grundschule Wupper entworfen.

Kämmerer Simon Woywod (l.) und Bürgermeister Johannes Mans im Januar 2022 mit dem aktuellen Haushalt in Printform. Das Titelbild hat dieses Mal die Klasse 3d der Grundschule Wupper entworfen.

Foto: Stefan Gilsbach

Wer verkündet nicht gerne erfreuliche Nachrichten, vor allem bei einem Thema, das im vergangenen Jahrzehnt eher negative Schlagzeilen gemacht hatte. Die Rede ist vom Haushalt der Stadt Radevormwald. In der Ratssitzung am Dienstag stand dieses Thema auf der Tagesordnung. In einem Pressegespräch vor der Sitzung teilte die Verwaltungsspitze bereits mit, dass der Jahresabschluss für 2021 einen Überschuss von 6,4 Millionen Euro aufweist.

„Wir haben einerseits Glück gehabt, weil es bei den Gewerbesteuern eine gute Entwicklung gab“, erklärt Bürgermeister Johannes Mans. Offenkundig hätten die Unternehmen in Radevormwald die Folgen der Corona-Pandemie erfolgreich bewältigt, hätten vielleicht teilweise durch die Situation profitiert.

„Wir haben aber auch als Verwaltung unsere Hausaufgaben gemacht“, betont Kämmerer Simon Woywod. Die umsichtige Finanzpolitik der Stadt zahle sich nun ebenfalls aus. „Wenn wir über Investitionen sprechen, dann geht das nicht nach dem Gießkannenprinzip“, ergänzt Mans.

Die Lektion zum vorsichtigen Wirtschaften hat die Verwaltung in Radevormwald in den vergangenen Jahren gründlich gelernt. Schließlich war die Stadt längere Zeit in der Haushaltssicherung. Diese Zeiten sind vorbei, und dank der aktuellen Steuerentwicklung kann sich Radevormwald nun auch einiges zurücklegen. Die Aussichten sind zudem weiterhin gut, beim Haushalt 2022 liege man bei der Gewerbesteuer bereits zwei Millionen Euro über dem Ansatz. Doch beim Thema Haushalt gebe es immer ein „Aber“, meint Simon Woywod. Da ist zum einen der Ukraine-Krieg und die starke Teuerung. Das alles könne sich negativ auf die Erträge der Unternehmen auswirken, meint der Beigeordnete. Deshalb laute die Devise. „Wir müssen in den guten Zeiten für die möglichen schlechten sparen.“ Die Haushaltskompensierung sei noch nicht abgeschlossen.

Auch die Belastungen durch die Corona-Pandemie werden in den kommenden Jahren noch spürbar sein. Ab 2025 muss die Stadt jährlich einen Betrag von etwa 300.000 Euro dafür aufwenden, die entsprechenden Abschreibungen zu tilgen. Es besteht allerdings die Möglichkeit einer Sondertilgung für das Jahr 2024. Sollte sich der Haushalt auch weiter so gut entwickeln, ist das eine realistische Perspektive. Wenn die Stadt mehr Geld in der Kasse hat, führt das oft zu Begehrlichkeiten aus der Politik, was zusätzliche Ausgaben angeht. „Da kann ich nur sagen: Wehret den Anfängen“, erklärt Bürgermeister Johannes Mans. Schließlich hat die Stadt nach wie vor größere Projekte auf der Agenda. Da ist zum einen der Neubau an der Nordstraße, wo das „WohnZimmer“ einerseits Räumlichkeiten für das Jugendamt, andererseits aber auch einen neuen Treffpunkt für Bürger in der Innenstadt bieten soll. Und dann sind da die beiden Schulneubauten in den kommenden Jahren: die Katholische Grundschule Lindenbaum und die Grundschule Bergerhof. Auch wenn jetzt die finanzielle Lage gut aussieht, betonen sowohl der Bürgermeister als auch der Kämmerer, dass diese Vorhaben nicht als Luxusprojekte ausgestattet werden. „Das Projekt Nordstraße war ja ursprünglich viel größer geplant, davon sind wir jedoch abgekommen“, erinnert Mans. Was die Vermarktung des Baugebietes Karthausen durch die Stadt angeht, weist der Kämmerer darauf hin, dass im aktuellen Jahresabschluss „kein Cent“ davon stecke, obwohl die Stadt eigentlich gehofft hatte, diese Einnahmen früher zu erhalten.

Langfristig hofft die Verwaltungsspitze, mit einer guten Haushaltssituation auch zukünftige Erhöhungen bei der Gewerbe- und Grundsteuer vermeiden zu können. Woywod: „Wir möchten die Teuerungsspirale für die Bürger nicht weiter befördern.“

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