Sozialamt in Radevormwald Wohngeld – Stadt stockt Personal auf

Radevormwald · Die Verwaltung hat eine Stelle fürs Sozialamt ausgeschrieben, um sich auf die steigende Zahl von Anträgen fürs Wohngeld vorzubereiten. Durch die seit 1. Januar geltenden neuen Regelungen haben viel mehr Menschen Anspruch auf diese Unterstützung.

 NRW-Ministerin Ina Scharrenbach prognostizierte bereits im Herbst 2022 einen immensen Anstieg bei den Anträgen für Wohngeld.

NRW-Ministerin Ina Scharrenbach prognostizierte bereits im Herbst 2022 einen immensen Anstieg bei den Anträgen für Wohngeld.

Foto: dpa/Frank May

Wenn eine Kommune wie Radevormwald, die erst kürzlich die Haushaltssicherung verlassen hat, eine neue Stelle schafft, dann hat das einen Grund. Die Verwaltung stockt das Personal des Sozialamtes auf, eine entsprechende Stellenausschreibung ist öffentlich. Gesucht wird ein Sachbearbeiter beziehungsweise eine Sachbearbeiterin für die Wohngeldstelle. Die Arbeitsplatzbeschreibung: Anträge für Miet- und Lastenzuschüsse aufnehmen, Beratungsgespräche führen, Sachbearbeitung der Wohngeldangelegenheiten und auch die Aufnahme und Bearbeitung von Anträgen nach dem Bildungs- und Teilhabepaket. Die Stelle mit einer Wochenarbeitszeit von 39 Stunden ist vorerst bis zum 28. Mai 2025 befristet.

Dass der Arbeitsaufwand beim Thema Wohngeld deutlich gestiegen ist, hat seinen Grund: Seit dem 1. Januar 2023 haben dreimal so viele Menschen in Nordrhein-Westfalen ein Recht auf Wohngeld wie bisher. Hintergrund der Reform waren die finanziellen Belastungen durch die Inflation und die Energiekrise. Menschen mit geringeren Einkommen sollen entlastet werden, indem man die Hürden, um Wohngeld beantragen zu können, gesenkt hat.

„Der Bedarf ist auf jeden Fall da“, erklärt Lisa Look, stellvertretende Leiterin des Radevormwalder Sozialamtes. Mit dem Aufstocken des Personals soll verhindert werden, dass sich die Auszahlung der Mittel zu lange hinzieht – genau das befürchten nämlich Vertreter von Sozialverbänden. Bereits im Oktober hatte Horst Vöge, der Landesvorsitzende des Sozialverbandes VdK, darauf hingewiesen, dass die Bearbeitungszeiten lange seien. „Die Menschen werden sich verschulden müssen, wenn das Geld erst im Juni kommt“, lautete damals seine wenig optimistische Vorhersage. Viele Städte, nicht nur Radevormwald, stellen daher nun weiteres Personal ein.

Bürgermeister Johannes Mans hatte bereits jüngst beim Pressegespräch zum Umzug des Tiefbauamtes erklärt, dass die nun frei gewordenen Räume auch für die Wohngeldstelle benötigt würden. Das Tiefbauamt befindet sich nun am gleichen Standort wie der Betriebshof an der Dahlienstraße.

Das Wohngeld ist eine Sozialleistung, also an bestimmte Einkommensgrenzen gebunden. Der Höchstbetrag hängt hauptsächlich von zwei Faktoren ab: der Anzahl der zu berücksichtigenden Mitglieder eines Haushalts und die jeweilige Mietstufe der Stadt oder Gemeinde. Auch Pflegebedürftigkeit ist ein Kriterium.

Für Radevormwald gilt die Mietstufe 3. Dieser Wert richtet sich nach dem Mietenniveau aller Wohnungen, für die Wohngeld als Mietzuschuss geleistet wird. Das Mieten-Niveau ist die durch­schnitt­liche prozentuale Abweichung der Quadrat­meter­mieten von Wohnraum in Kommunen vom Durch­schnitt der entsprechenden Mieten im Bundesgebiet. Konkret bedeutet dies für Einwohner der Bergstadt, dass beispielsweise für einen Drei-Personen-Haushalt die monatliche Einkommensgrenze bei brutto 2411 Euro im Monat liegt. Für einen Single-Haushalt liegt die Grenze entsprechend niedriger, bei 1435 Euro brutto Monatseinkommen.

Wie groß der Aufwand sein wird, der auf die Kommunen in NRW zukommt, zeigen die Zahlen, die NRW-Kommunalministerin Ina Scharrenbach (CDU) vergangenes Jahr prognostizierte: „Wir haben in Nordrhein-Westfalen aktuell etwa 150.000 bis 160.000 wohngeldberechtigte Haushalte“, erklärte die Ministerin im Gespräch mit unserer Redaktion. „Ab 1. Januar 2023 steigt diese Anzahl auf geschätzte etwa 450.000 bis 480.000 Haushalte an.“

Zudem rechnet die Landesregierung in Düsseldorf mit einer Vervielfachung der Antragszahlen, denn es würden auch solche Bürger vorstellig werden, die mit ihrem Einkommen über den neuen Einkommensgrenzen lägen, heißt es.

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