Politik in Radevormwald SPD setzt auf Impfung durch Hausärzte

Radevormwald · In einem Brief an den Landrat fordern die Sozialdemokraten ein Überdenken der aktuellen Impfstrategie. Man solle sich nicht allein auf das Impfzentrum in Gummersbach konzentrieren, weil ältere Menschen dorthin nicht leicht anreisen können.

 Nahed Stark, SPD-Politikerin aus Radevormwald und stellvertretende Vorsitzende der Kreistagsfraktion.

Nahed Stark, SPD-Politikerin aus Radevormwald und stellvertretende Vorsitzende der Kreistagsfraktion.

Foto: Jürgen Moll

Die Sozialdemokraten im oberbergischen Kreis regen in einem Brief an Landrat Jochen Hagt an, die aktuelle Impfstrategie zu überdenken und nicht nur auf das in Gummersbach stationierte Impfzentrum auszurichten. In dem Schreiben, das von der der Radevormwalder SPD-Politikerin Nahed Stark, stellvertretende Kreistagsvorsitzende der SPD, und dem Fraktionsvorsitzenden Ralf Wurth unterzeichnet ist, wird auf die Herausforderung für die Bürger von jenen Kommunen hingewiesen, die wie Radevormwald und Hückeswagen, weit von der Kreisstadt entfernt sind. „Insbesondere älteren Menschen, die noch in den eigenen vier Wänden wohnen, aber zum Teil nicht mehr so mobil sind, ist es schwer zuzumuten, selbst von ihrem vielleicht entfernten Wohnort in die Kreismitte zu fahren. Ein gemeinschaftlicher Transport durch Dritte verstößt gegen die derzeit geltenden Schutzregeln und ist potentiell gesundheitsgefährdend.“

Der Hinweis, man könne bei diesem Bevölkerungsteil ja Impfstoffe vorliegen, die auch eine örtliche Hausärztin oder ein örtlicher Hausarzt verabreichen kann, spreche der Tatsache Hohn, dass es hier um eine Hochrisikogruppe gehe, die zuvorderst versorgt gehört.

Aus diesem Grund bitten die Sozialdemokraten den Landrat, den Einsatz mobiler Impfeinheiten auch für jene betagten Menschen zu prüfen, die nicht in Senioreneinrichtungen leben sowie sich für den Vorschlag zu entscheiden, Personen zum Beispiel aus den Städten im Nordkreis zu ermöglichen, sich im ortsnäheren Remscheid impfen zu lassen.

Ähnliche Bedenken hatten bereits die CDU-Fraktion in Radevormwald und deren Kreistagsmitglieder Rolf Schulte und Christoph Schlüter in einem Brief an Bürgermeister Johannes Mans geäußert. Ihr Vorschlag geht dahin, eine größere Impfaktion in Radevormwald, beispielsweise im Bürgerhaus, zu organisieren.

Dietmar Stark, Fraktionsvorsitzender der SPD Radevormwald, wies im Gespräch mit unserer Zeitung darauf hin, dass der Bürgermeister nicht der richtige Ansprechpartner sei, den Gedanken einer Aktion im Bürgerhaus hält er für schwer durchführbar. „Das ist nicht so einfach möglich, dazu braucht es Voraussetzungen wie ausreichende Kühlmöglichkeiten“, erklärt er. Mit dem vermutlich bald zur Verfügung stehenden Impfstoff von Moderna, der weniger empfindlich ist, als der Impfstoff von Biontech und Pfizer, sei dies möglich, doch setzen die Sozialdemokraten eher auf die Impfung durch die Hausarztpraxen.

Zum Hintergrund: Der Moderna-Impfstoff hält sich bis zu zwölf Stunden bei Raumtemperatur und etwa einen Monat im Kühlschrank, während das Biontech-Präparat ultratief gekühlt werden muss. Laut einer Untersuchung der der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA ist der Biontech-Impfstoff bei älteren Patienten allerdings wirksamer und führt zu weniger Nebenwirkungen.

Kritisch merkt Dietmar Stark an, dass die Bürger Termine für Impfungen unter der Sammelnummer 116 117 vereinbart werden müssten. „Das ist für viele Menschen jenseits des 80. Lebensjahrs schon eine enorme Herausforderung“, meint er. Auch hier sehen die Sozialdemokraten in der Stadt und im Kreis noch Bedarf zur Nachbesserung.

Die erste Impfrunde in den Senioreneinrichtungen in Radevormwald ist inzwischen abgeschlossen, in drei Wochen soll Bewohnern und Mitarbeitern, die sich einverstanden erklärt haben, die Folgeimpfung verabreicht werden.

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