Radevormwalder Ortschaft Spannende Einblicke in Dahlhausens Geschichte

Wupperorte · Bärbel Enke-Scherbel aus Schwelm übergab dem Heimat- und Verkehrsverein interessante Dokumente. Der wiederum reichte sie weiter ans Heimatmuseum. In den Quellen geht es unter anderem um das Unternehmen Hardt-Pocorny – manches lässt den Leser schmunzeln.

 Wertvolle Quellen über die Industriegeschichte im Tal der Wupper wurden jetzt dem Heimatmuseum übergeben.

Wertvolle Quellen über die Industriegeschichte im Tal der Wupper wurden jetzt dem Heimatmuseum übergeben.

Foto: Flora Treiber

Bärbel Enke-Scherbel hat in dem Nachlass ihrer Mutter Unterlagen gefunden, die einen Einblick in das Industriegeschehen an der Wupper um 1950 geben. Ihre Mutter Lore Schaller ist in den Wupperorten aufgewachsen und 1931 geboren.

„Meine Mutter hat in ihren jungen Jahren in der Fabrik Hardt und Pocorny in Radevormwald gearbeitet. Aus dieser Zeit stammen die Bücher und Schriften“, sagt Bärbel Enke-Scherbel. Sie lebt in Schwelm und hat nach den interessanten Funden Kontakt zum Heimat- und Verkehrsverein (HVV) geknüpft. Michael Scholz, der zweite Vorsitzende des Vereins, hat die Unterlagen entgegengenommen und an das Heimatmuseum an der Hohenfuhrstraße weitergeleitet. „Die historischen Briefe, Hefte und Broschüren sind ein wichtiges Stück Zeitgeschichte. In den Büchern stehen Informationen, die teilweise neu für uns sind“, sagt er. So gehört zu dem Nachlass von Lore Schaller, die Anfang des Jahres gestorben ist, ein Buch mit dem Titel „Dahlhausen an der Wupper und seine Industrieanlagen“, das von Paul Zeit geschrieben wurde. Das Buch stammt aus dem Jahr 1948 und wurde Rudolf Hardt zu seinem 70. Geburtstag gewidmet. Die „Gehaltsempfänger“ von Hardt und Pocorny hatten zu diesem Anlass sogar gedichtet. „Vor allen Dingen bleib gesund, so rüstig-jung und mollig rund“ dichteten die Angestellten von Rudolf Hardt. Sie dankten ihrem Arbeitgeber ganz ehrlich mit „Das dicke Loch im Portemonnaie, die düsteren Mienen werden hell, ist Onkel Rudolf dann zur Stell, er bringt dann Jedem pünktlich-flinke die heiß ersehnte Pinke-Pinke.“

Das Buch von Paul Zeit geht zurück zu dem „Rittersitz Dahlhausen“, wie ein Kapitel überschrieben ist und arbeitet die Entstehung der Industrie im Tal der Wupper auf. Neben der Eisenindustrie, war es die Textilindustrie, die auf Radevormwalder Gebiet stark wuchs. Neben der Firmengeschichte von Hardt und Pocorny wird außerdem die Gründung von Kirchengemeinden an der Wupper thematisiert.

Besonders interessant ist das Kapitel „Sprachproben in Dahlhauser Mundart“, denn die Sprache der Arbeiter erweckt den damaligen Zeitgeist zum Leben. „Eigentlich es jeder richtige Bergische een Original. Inn keine twee jött et, die ejal send. Denn datt es Koppsake, datt jeder sinne eegene Meinung hätt, onn nicht datt selve dööt wie dä angere“ wird die typisch bergische Sturheit treffend beschrieben. Überliefert wird in dem Buch außerdem das „Bergische Waldbeerenlied“, wie es bereits 1900 in Dahlhausen gesungen wurde. Der Heimat- und Verkehrsverein freut sich über diesen raren Fund – und Bärbel Enke-Scherbel darüber, dass der Nachlass ihrer Mutter eine neue Heimat gefunden hat. 

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