Kirchengemeinden in Radevormwald Ein Sonntagsbesuch bei den Rader Kirchenorgeln

Radevormwald · Pastor Roland Johannes von der Martini-Gemeinde und Kirchenmusikerin Angelika Kozinowski-Werler von der lutherischen Kirchengemeinde luden zu einem kurzweiligen Orgelspaziergang ein.

Angelika Kozinowski-Werler an der Schuke-Orgel in der Lutherischen Kirche an der Burgstraße. Die lutherische Kantorin und Pastor Roland Johannes (Martini-Gemeinde) führten die Besucher zu den vier Orgeln der Innenstadt.

Angelika Kozinowski-Werler an der Schuke-Orgel in der Lutherischen Kirche an der Burgstraße. Die lutherische Kantorin und Pastor Roland Johannes (Martini-Gemeinde) führten die Besucher zu den vier Orgeln der Innenstadt.

Foto: Jürgen Moll

Für gewöhnlich werden Kirchenorgeln für ein bestimmtes Gotteshaus gebaut und den räumlichen und akustischen Gegebenheiten angepasst. Eigentlich, denn in der Lutherischen Kirche ist es gänzlich anders, wie Angelika Kozinowski-Werler den Teilnehmenden des ersten Orgelspaziergangs in Radevormwald berichtete. Für die Kantorin der Gemeinde ein Heimspiel.

Die Schuke-Orgel von 1980 stammt ursprünglich aus einem aufgelösten Kloster in Düsseldorf, verriet die Kantorin. Zu erkennen sei das unter anderem an den beiden Engeln über der Kanzel, welche die nächste Stufe der Empore, den Orgelprospekt halten. „Es sieht so aus, als würde den beiden Engeln die Decke auf den Kopf fallen. Das ist eigentlich so nicht gedacht.“ Doch weil die Lutherische Kirche in der Burgstraße andere räumliche Dimensionen hat als das aufgelöste Kloster, musste der Aufbau den Gegebenheiten angepasst werden, so dass das Gewicht der Orgel nun sprichwörtlich auf den Schultern der beiden Engelchen zu lasten scheint.

In dieser Orgel, verriet Kozinowski-Werler weiter, verberge sich klanglich ein Fagott, eine Trompete und eine Schalmei. Außerdem könnten Melodien hier – für eine Orgel eher ungewöhnlich – mit dem Fuß gespielt werden.

Anschließend stieg die Kantorin hinauf, um den Teilnehmenden auch die klanglichen Vorzüge dieser besonderen Orgel mit drei unterschiedlichen Stücken zu präsentieren.

Nach einer knappen halben Stunde brach die Expedition dann zügig zur nächsten Kirche auf. Glücklicherweise liegen diese in der Radevormwalder Innenstadt nur einen Steinwurf entfernt. In der Reformierten Kirche, erzählte die Kantorin dann, handele es sich um eine sehr historische Roetzel-Orgel, gebaut 1826. „Wäre der Brand 1802 in Radevormwald nicht gewesen, dann hätte die Lutherische Kirche heute auch noch eine Roetzel-Orgel“, erzählte Kozinowski-Werler.

Das Besondere an diesem Instrument sei ihr sehr romantischer Klang. „Manchmal kann man hier das Gefühl haben, dass auch Querflöten mitspielen.“ Zum Beweis spielte die Kantorin ein romantisches Stück sowie das Adagio des französischen Organisten und Komponisten Alexandre Guilmant (1837-1911), das sie zuvor auch in der Lutherischen Kirche zum Besten gegeben hatte. Dieses Stück sollte an diesem Nachmittag in allen vier Kirchen erklingen.

Die nächsten Stationen übernahm dann Pastor Roland Johannes und führte die Gruppe zunächst zur katholischen Kirche St. Marien, zur größten Orgel in der Stadt. „Sie ist die einzige Orgel mit drei Manualen statt wie die übrigen mit zwei“, erklärte der Pastor der Martini-Gemeinde. Mit 34 Register biete die Orgel ein stattliches Orgelregister, mit „ziemlich viel Power und einem robusten Klang“. Abschließend ging es dann noch zur Martini-Gemeinde, zu einer „Allround-Orgel“, wie Johannes das Instrument seiner Heimatgemeinde bezeichnet.

Für die Teilnehmenden eine interessante Führung, wie sich zeigte: „Wir kennen die Kirchen eigentlich schon und fanden es mal interessant, sie unter diesem musikalischen Aspekt neu kennenzulernen“, erzählten Herbert und Romy Vahlefeld. Das, bestätigte auch Pastor Johannes, sei der Grundtenor der Menschen gewesen, die am Orgelspaziergang teilnahmen. „Für sie war es mal spannend, ganz bewusst auf die Töne zu hören.“ Auch für ihn selbst sei es eine „umwerfende Erfahrung“ gewesen. „Kantorin Kozinowski-Werler hatte schon länger die Idee zu einem Orgelspaziergang und ich war da auch gleich begeistert. Wir haben das dann in der Ökumene besprochen und uns die Schlüssel zu den anderen Kirchen besorgt. Das lief eigentlich wunderbar.“ Dass sich zwischen den Kirchen immer mehr interessierte Menschen anschlossen, damit hatte Pastor Johannes eigentlich nicht gerechnet. „Aber das hat doch super geklappt.“

Die Seifert-Orgel in St. Marien gilt als größte katholische Orgel im Kreis.

Die Seifert-Orgel in St. Marien gilt als größte katholische Orgel im Kreis.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer
 Blick auf die Orgelempore in der Martini-Kirche an der Uelfestraße.

Blick auf die Orgelempore in der Martini-Kirche an der Uelfestraße.

Foto: Hogekamp, Lena (hoge)
 Die Roetzel-Orgel in der Kirche am Markt.

Die Roetzel-Orgel in der Kirche am Markt.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Zeitnah soll der Orgelspaziergang nicht wiederholt werden. „Ich denke, bis zur zweiten Auflage werden wir jetzt ein paar Jahre verstreichen lassen, aber wir haben schon Ideen für eine andere Aktion“, verriet Johannes im Nachgang zur Veranstaltung. „Wir haben ein besonders schönes Stadtgeläut in Radevormwald, da bietet sich eine Glockenführung an.“

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