Geschäfte in Radevormwald Reisebranche leidet in Corona-Krise doppelt

Radevormwald · Reisebranche gehört zu den Wirtschaftszweigen, die besonders unter der Pandemie leiden. Reisebüros in Rade bleiben optimistisch.

 Bei einer Ausstellungseröffnung im August 2017 hatte Sylvia Krunke noch gut lachen. Jetzt muss sie tapfer kämpfen, um zu überleben. Ihr Dank geht an die treuen Kunden.

Bei einer Ausstellungseröffnung im August 2017 hatte Sylvia Krunke noch gut lachen. Jetzt muss sie tapfer kämpfen, um zu überleben. Ihr Dank geht an die treuen Kunden.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Die Corona-Krise schwächt viele Wirtschaftszweige. Zu den Leidtragenden gehört auch die Reisebranche, denn nicht nur weltweite Reisen mussten storniert werden, sondern auch die im europäischen Raum. Für die Reisebüros bedeutet diese Entwicklung eine existentielle Bedrohung. Einnahmen bleiben nicht nur aktuell aus, sondern bereits erarbeitete Provisionen müssen bei Stornierung der Reise zurückgezahlt werden.

Sylvia Krunke ist Inhaberin des Reisebüros am Wuppermarkt und leidet stark unter der Corona-Krise. „Mein Tagesgeschäft im Reisebüro, das seit Wochen im Homeoffice stattfindet, ist nur noch von der Abwicklung von Reiseabsagen und Stornierungen sowie von Umbuchungen von Reisen auf das nächste Jahr geprägt“, sagt sie.

 Ein Strand auf den Cook-Inseln im Südpazifik, die sich zur „coronafreien Zone“ erklärt haben. Die Reisebranche ist dennoch arg gebeutelt.

Ein Strand auf den Cook-Inseln im Südpazifik, die sich zur „coronafreien Zone“ erklärt haben. Die Reisebranche ist dennoch arg gebeutelt.

Foto: dpa/Philipp Laage

Mit diesen Aufgaben ist auch aktuell das Team von Daniel Hermann beschäftigt. Der Geschäftsführer des Lufthansa City Centers an der Kaiserstraße muss ebenfalls täglich Stornierungen, Umbuchen oder Absagen von Reisen bearbeiten. „Wir haben im Moment sehr viel zu tun, aber die Einnahmen bleiben aus“, sagt er.

Ob Reisebüros bereits erarbeitete Provisionen zurückzahlen müssen, ist je nach Reiseveranstalter unterschiedlich. „Die Arbeit aus 2019 sicherte ursprünglich mein Einkommen für die kommenden Monate, und das ist jetzt durch Annullierungen weggebrochen. Die überlebenswichtigen Neubuchungen fehlen, zumal viele Firmen ihre Urlaube eingefroren haben“, sagt Sylvia Krunke. Im Austausch mit ihren Kunden hat sie die Erfahrung in der Corona-Krise gemacht, dass die meisten Menschen gerne Urlaub buchen möchten, aber keine Planungssicherheit haben. Bei anderen sitzt der Euro nicht mehr so locker, weil sie in Kurzarbeit geschickt wurden.

Daniel Hermann vermutet, dass in den späten Monaten des Jahres Reiseziele in Deutschland boomen werden. „Das Deutschlandgeschäft wird für den Sommer wichtig, und darauf bereiten wir uns gerade vor“, sagt er. Der Geschäftsführer des Lufthansa City Centers fände es sinnvoll, wenn es für die Reisebranche einheitliche Regelungen gäbe. „Ob Reisen stattfinden, wann sie abgesagt oder verschoben werden oder ob die Kunden Gutscheine bekommen, ist immer stark vom Reiseveranstalter abhängig. Das macht die Planung für Reisebüros, aber auch für die Reisenden schwierig“, sagt er.

Sylvia Krunke plädiert dafür, dass Reisegutscheine immer freiwillig bleiben. „Die Kunden müssen die Entscheidungsfreiheit haben, ansonsten wird das Vertrauen in die Reisebranche geschwächt, und das können wir uns nicht leisten“, sagt sie.

Sowohl Sylvia Krunke als auch das Lufthansa City Center haben Soforthilfe beantragt und diese auch bekommen. „Dank der Soforthilfe konnten wir uns kurz freischwimmen und weiterhin die laufenden Kosten decken. Außerdem habe ich für meine Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet und stehe auch mit unserem Vermieter in Kontakt“, sagt Daniel Hermann. Bei Sylvia Krunke ist Kostenreduzierung kaum möglich. „Als kleines Reisebüro kann ich meine Kosten nicht effizient reduzieren. Maßnahmen wie Kurzarbeit oder die Reduzierung von Technikpaketen oder Lizenzen sind nicht möglich. Auch Kredite aufzunehmen ist für mich keine Option“, sagt sie.

Sylvia Krunke und Daniel Hermann bleiben trotz aller Schwierigkeiten positiv und setzen auf die Solidarität ihrer Kunden. „Der Rückhalt ist toll, und dafür will ich Danke sagen. Auch die Kollegen bei den Reiseveranstaltern versuchen, die Reisebüros bestmöglich zu unterstützen. Die Reisebranche hält zusammen, und das ist jetzt wichtig“, sagt Sylvia Krunke.

Den Reisebüros in Radevormwald bleibt deshalb auch nur wenig übrig – außer zu versuchen, die fehlende Saison zu verschmerzen. Denn die Monate ohne Reisen bekommen sie nicht zurück.

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