Trägerverein „aktiv55plus“ in Radevormwald So klappt es besser mit dem Smartphone

Radevormwald · Zweimal im Monat bietet der Verein „aktiv55plus“ eine kostenlose Handysprechstunde im Haus Hürxthal an. Die Hilfesuchenden sind überwiegend älter als 50 – und tendenziell kommen mehr Frauen als Männer.

Handy-Sprechstunde im Haus Hürxthal: Rainer Kuhn (l.) gibt Detlef Grass Tipps beim Smartphone.

Handy-Sprechstunde im Haus Hürxthal: Rainer Kuhn (l.) gibt Detlef Grass Tipps beim Smartphone.

Foto: Jürgen Moll

Tiefenentspannt sitzt Rainer Kuhn (76) im Eingangsbereich vom Begegnungscafé Haus Hürxthal und wartet. Links und rechts von ihm in den Räumen werden heiter Karten und Spielsteine auf- und abgelegt. Spielgemeinschaften, die den kalten Dezembernachmittag in der warmen Stube bei einem heißen Tee und in Gesellschaft verbringen. Kuhn sitzt eine ganze Zeit lang allein, bis der erste Kunde eintrudelt – Sprechstunde beim Trägerverein „aktiv55plus“ rund um Handy, Smartphone, Laptop und Co.

Detlev Grass zückt sein Smartphone und braucht dringend Hilfe. Zwei Kontakte würde er gerne auf den Instant-Messaging-Dienst WhatsApp übertragen. Für Kuhn ein Klacks. Doch der Autodidakt muss sich auf dem Smartphone mit dem Android-System erst einmal zurechtfinden. „Eigentlich sind wir immer zu zweit hier. Meine Kollegin Regine Korten ist für Android zuständig, ich kümmere mich um Apple“, sagt der 76-Jährige. Die Kollegin ist gesundheitlich verhindert. Kuhn muss selbst ran. Nach wenigen Klicks ist er, wo er sein will, im Telefonbuch von Grass‘ Smartphone. „Um die Kontakte auf WhatsApp zu übertragen, müssen Namen und Telefonnummer hier ins Telefonbuch eingepflegt werden“, erklärt Kuhn. Grass schaut aufmerksam zu. Der 76-Jährige macht es zweimal vor und überreicht dann das Handy an den Lernwilligen, der gleich darauf sein erstes Erfolgserlebnis feiert. Als die Nummern eingespeichert sind, wechselt Kuhn vom Telefonbuch in die Textnachrichten-App, und schon erscheinen die neuen Kontakte in der Liste. „Jetzt können sie ihren neuen Kontakten eine Nachricht schicken“, sagt Kuhn. Grass nickt zufrieden, ist dankbar für die Hilfe. Für Kuhn war das eine einfache Übung. Bei Grundkenntnissen laufe die Beratung schnell. „Wir haben aber auch Wiederholungstäter, die häufiger mit demselben Problem kommen“, sagt er. Bei vielem können die Ehrenamtler helfen, einiges aber ist ihnen auch untersagt. „Alles, mit dem Dienstleister Geld verdienen, dürfen wir nicht machen“, erklärt Kuhn. Erklären, wo sich manche Funktionen im Smartphone verbergen oder helfen, Apps herunterzuladen, sei kein Problem. Ein kaputtes Display auszutauschen oder einen kompletten Laptop einzurichten, dürfe er – obwohl er fachlich dazu in der Lage wäre – nicht.

Margarete Ebinghaus ist die zweite und letzte Kundin. Sie kennt sich gut mit dem Handy aus, bedient es sicher. Die Handysprechstunde hat sie dennoch schonmal häufiger aufgesucht. Vorsorglich. „Bevor ich was falsch mache, frage ich lieber vorher nach“, sagt die 67-Jährige. Heute will sie wissen, wie sie die Werbemails aus ihrem E-Mail-Postfach verbannen kann. Kuhn erklärt, mit dem Handy in der Hand, das geöffnete Postfach im Blick. „Wenn es sich um abonnierte Newsletter handelt, kann man die meist hier am Ende der E-Mail auf einem Link wieder abbestellen“, erklärt er. „Andere Werbemails kann man in den Spam-Ordner verschieben. Der lernt dann von selbst, filtert die Mails vorher und sortiert sie in den Ordner.“ Ebinghaus ist mit der Hilfe Kuhns sehr zufrieden. „Normalerweise frage ich sonst auch mal eine Freundin, aber ich komme auch gerne zur Sprechstunde“, sagt sie. Hier konnte man ihr schon immer unkompliziert helfen.

Kuhn nimmt alle Anfragen ernst. Schonmal habe jemand zu lange auf das Symbol einer App gedrückt, so dass diese innerhalb des Startbildschirmes auf eine andere Seite geschoben wurde. „Derjenige dachte dann, dass er es gelöscht hatte, aber das war ja nicht der Fall.“ Die Hilfesuchenden seien überwiegend im Alter 50plus – und tendenziell würden auch mehr Frauen als Männer kommen. Möglicherweise liege das daran, dass Frauen sich eher Hilfe suchen als Männer.

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