Brauchtum in Radevormwalder Ortschaft Önkfelder haben das Feiern nicht verlernt
Önkfeld · Das dreitägige Fest, das nach zwei Jahre wieder stattfinden konnte, war ein voller Erfolg. Auch das Wetter spielte beim Umzug mit und bescherte den Teilnehmern ein wenig Sonne.
War das ein Fest! Drei Tage lange pulsierte das Leben in Önkfeld, Geselligkeit und Frohsinn kehrten im großen Rahmen zurück aufs Land, wo die Dorfgemeinschaft zuletzt 2019 so ausgiebig für eine reiche Ernte gedankt hatte. Geerntet wurde in den vergangenen zwei Jahren zwar auch, vielleicht im Kleinen sogar gedankt, nur gefeiert werden konnte aus Infektionsschutzgründen nicht. Möglicherweise stand der diesjährige Festakt genau deswegen unter dem Motto „Ernten-Danken-Feiern“.
Zum großen Höhepunkt am Sonntag, wo auf der grünen Wiese unweit der Freiwilligen Feuerwehr Önkfeld bereits der geschmückte Kranz mit den bunten Bändern im Herbstwind flatterte, fanden sich am frühen Nachmittag zahlreiche Schaulustige ein. Im Minutentakt trafen die fantasievoll geschmückten Wagen, 26 an der Zahl, ein, parkten auf ihrer Position und warteten auf ihren Einsatz. In den großen Wagen standen in Gruppenoutfits gekleidet und gut gelaunt, nach einer offensichtlich zu kurzen Nacht, zahlreiche Heranwachsende bereit, um das diesjährige Erntedankfest in Önkfeld in vollen Zügen und bis zur letzten Minute zu genießen. Schließlich hatten sie lange darauf warten müssen.
Die neue Erntekönigin Vivien Wetzel stand mit ihrem Gefolge, bestehend aus den beiden Prinzessinnen Ina Kirschsieper und Linda Longerich, für zahlreiche Schnappschüsse und Erinnerungsfotos bereit. Die Kinder der Kulturgemeinde standen um den Bänderkranz bereit, um den traditionellen Bändertanz darzubieten.
Viele Familien und unterschiedliche Generationen freuten sich auf einen gemeinsamen Abschluss, zudem auch das Wetter ein Einsehen hatte. Denn nach einer fast durchregneten Nacht, klarte pünktlich zum Festakt auf der Wiese der Himmel auf, und einige wenige Sonnenstrahlen erwärmten Szene und Gemüter.
Ohnehin – so schien es – hatte die Jugend den Festzug fest im Griff, zumindest was die Teilnahme auf den Festwagen anging. Der Wagen von Philipp Radüg etwa stand unter dem Motto „Feiern ist heute ‚Ährensache‘“. Die „Ährenmänner“ wiederum äußerten auf ihrem Wagen überzeugt: „Ihr erntet, wir feiern“. Einige Wagen nahmen allerdings auch Bezug auf den ungewöhnlich heißen Sommer, wie etwa das Gefährt von Klaus Osenberg. Er hatte eine große Popcornmaschine im Gepäck – und die Önkis, die Jugend der Kulturgemeinde Önkfeld, liefen als Popcornflocken mit. „Der Sommer war viel zu heiß, wir ernten Popcorn anstatt Mais“, war hier auf dem Wagen zu lesen. Die Fußgruppe der Landjugend HüRa lief als verkleidete Kakteen mit und titelte auf ihrem Festzug „Die Sonne scheint volle Kanne, da grünt der Kaktus, nicht die Tanne.“
Gefreut wurde sich am Wegesrand aber nicht nur über die Kreativität der Festzugsteilnehmer, sondern vor allem über das Wiedersehen mit ihnen. Immer wieder scherten Läufer der Fußgruppen aus, um ihnen bekannte Menschen zu umarmen und mit ihnen und einem Pinnchen Hochprozentigem anzustoßen. Aus den Fahrzeugen heraus wurde gewunken und gerufen.
Chef-Organisator Jürgen Fischer blickte nach dem Festakt zufrieden auf das Erntedankfest zurück. „Unser Gesamtfazit fällt rundum positiv aus“, sagte er gegenüber unserer Redaktion. Die Polizei habe keine Zwischenfälle gemeldet, und auch die Stimmung im Festzelt sei drei Tage lang und trotz kleinerer Veränderungen gemütlich und ausgelassen gewesen: „Sowohl der Freitag, in diesem Jahr, mit der Wahl zur Erntekönigin, als auch der Tanzabend am Samstag waren sehr gut besucht“, bestätigte der Vorsitzende der Kulturgemeinde.
Der Seniorennachmittag, der diesmal am Freitag, statt wie sonst erst am Montagnachmittag stattfand, sei trotz der anfänglichen Skepsis und zahlreicher Bedenken über einen möglichen Infektionsherd mit 350 Senioren sehr gut besucht gewesen. Nur beim Umzug hätten in diesem Jahr weniger Menschen am Wegesrand gestanden. „Ob das an dem Wetter lag oder doch an der Urlaubszeit, das können wir aber nicht sagen.“
Insgesamt, mit Festzelt und Umzug, kalkuliert Fischer, habe das Erntedankfest über die drei Festtage etwa 2500 Besucher erreicht. „Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, das Fest in diesem Jahr auszurichten“, betonte der Cheforganisator. Ob die durchgeführten Änderungen gut waren, wollte er indes noch nicht beurteilen. „Es ist noch zu früh, um zu sagen, ob wir in den nächsten Jahren nun so weiter machen werden, zur alten Struktur zurückgehen oder was völlig Neues auf die Beine stellen.“
Nur eins dürfte gewiss sein: Aufs Erntedankfest will 2023 niemand mehr verzichten.