Naturschutz in Radevormwald Schwarzstörche sollen wieder nisten

Radevormwald · Vogelschutz ist ein Thema, dem sich die Mitglieder des Bergischen Naturschutzvereins 2023 besonders widmen möchten. Verstärkt soll um Nachwuchs geworben werden – ob als Vereinsmitglied oder als engagierter Helfer.

 Schwarzstörche brüten seit einigen Jahren wieder auf Radevormwalder Gebiet – doch wegen der Schäden an Fichten gingen einige Nistkörbe verloren. Hier wollen die Naturschützer für Abhilfe sorgen.

Schwarzstörche brüten seit einigen Jahren wieder auf Radevormwalder Gebiet – doch wegen der Schäden an Fichten gingen einige Nistkörbe verloren. Hier wollen die Naturschützer für Abhilfe sorgen.

Foto: Florian Lange

Kathi Hentzschel verfolgt in diesen Tagen aufmerksam die Vorgänge in Lützerath, wo die Polizei mit der Räumung des von Aktivisten besetzten Dorfs begonnen hat. Die Naturschützerin aus Radevormwald sieht die Aktion mit gemischten Gefühlen. Was das Anliegen der Demonstranten angeht, ist sie ganz auf deren Seite, doch diese Mittel des Protestes hält sie für nicht effektiv. „Wir beschreiten hier in Radevormwald andere Wege“, erklärt die Geschäftsführerin des Bergischen Naturschutzvereins (RBN) in Radevormwald. Freilich, so räumt die Trägerin des Rheinlandtalers ein, sei es mühsam, die Entscheider in der Region und auf Landesebene dazu zu bringen, konkret Maßnahmen für den Umweltschutz umzusetzen.

Für das neue Jahr hat sich der Naturschutzverein wieder eine Menge vorgenommen. „Das Wichtigste wird sein, uns personell zu stärken“, betont Hentzschel. Im vergangenen Jahr hat der Tod des Vorsitzenden Dietmar Fennel eine große Lücke gerissen. Einen Nachfolger für den ebenfalls mit dem Rheinlandtaler ausgezeichneten Naturfreund soll es nicht geben, „da wir in Radevormwald ja nur eine Abteilung des Gesamtvereins sind“, erklärt die Geschäftsführerin. Am Herzen liegt ihr und den anderen Mitgliedern vor allem die Verjüngung des Vereins. „Ich bin selber 86 Jahre alt“, sagt Hentzschel. Und es brauche für die nachrückenden Mitglieder auch eine Übergangszeit, um ein ähnliches Netzwerk aufzubauen, auf das sie sich stützen können: „So etwas kommt nicht von selbst.“

Aus diesem Grund möchte der Verein in diesem Jahr mit einer Veranstaltung, zu der unter anderem die Schulen und andere lokale Akteure eingeladen werden sollen, für Engagement im Naturschutz vor Ort werben. „Das Interesse bei der Jugend ist groß, aber ihnen fehlt dafür das Forum“, ist sie überzeugt. Manche jungen Menschen schrecke vermutlich auch die Vorstellung ab, in einen Verein einzutreten. „Dabei ist das nicht unbedingt nötig“, sagt die Naturschützerin. Wer sich in die Umweltarbeit vor Ort einbringen möchte, der könne das auch ohne Vereinsmitgliedschaft gerne tun. „Die Aktivitäten sind ungeheuer vielfältig.“

Für dieses Jahr wollen die Naturschützer des RBN unter anderem beim Vogelschutz tätig werden. Bereits im Oktober hatte Kathi Hentzschel angekündigt, man wolle Nistplattformen für Fischadler aufstellen. Der Greifvogel hat sich in den vergangenen Jahren immer mal wieder an den Talsperren gezeigt. „Die Biologische Station im Ennepe-Ruhr-Kreis hat ein solches Projekt bereits umgesetzt, wir werden Kontakt aufnehmen, um zu erfahren, wer diese Konstruktionen aufstellen kann“, kündigt Hentzschel an.

Auch der Schwarzstorch, der sich zur Freude von Tierschützern wieder an der Wupper-Talsperre angesiedelt hatte, soll mit neuen Nistmöglichkeiten unterstützt werden. Denn durch die Waldschäden der jüngsten Zeit ist auch der selten gewordene Vogel betroffen: „Viele Fichten sind abgestorben und die Nistkästen zu Boden gefallen.“ In einem Fall seien die Störche auch durch einen energischen Uhu vertrieben worden. Nun sollen neue Nistmöglichkeiten für die Störche geschaffen werden. Der Naturschutzverein hofft, dass Waldbesitzer ihr Einverständnis dazu geben.

Das von Dietmar Fennel jahrelang vorangetriebene Projekt der Nistwände für Insekten in Radevormwald wird in diesem Jahr vorerst abgeschlossen, mit einem „Insektenhotel“ auf dem Gelände des Friedhofs der lutherischen Kirchengemeinde. „Unser Verein berät auch gerne Interessierte, die eine solche Nistwand installieren wollen“, betont die Geschäftsführerin des Naturschutzvereins.

Geduld müsse man für dieses Engagement schon mitbringen, meint Kathi Hentzschel. „Wir arbeiten sehr gut mit der Stadtverwaltung zusammen, vor allem mit der Umweltschutzbeauftragten Regina Hildebrandt.“ Aber bei Entscheidungen auf Stadt- oder Kreisebene hätten eben oft andere Anliegen als der Umweltschutz Priorität. Zum Beispiel beim neuen Baugebiet in Karthausen. Die Umweltschützer hatten sich gegen das Vorhaben ausgesprochen, aber das Argument der Stadtentwicklung – und nicht zuletzt die erwarteten Erlöse aus der Vermarktung – hatten die meisten Ratsmitglieder am Ende überzeugt. Nun freilich, wegen der gestiegenen Baukosten, überlegt man im Rathaus, ob der zweite und dritte Bauabschnitt auch noch umgesetzt werden sollen.

Kathi Hentzschel hat dazu eine klare Meinung: „Ich würde mir wünschen, dass diese Flächen nicht entwickelt werden. Es kann nicht sein, dass immer noch mehr Grünland verloren geht.“

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