Sondersitzung in Radevormwald Bezirksregierung lehnt Distanzunterricht ab

Radevormwald · Sekundarschulleiterin fordert mehr Klarheit. Sie berichtet vom „großen Durcheinander“. Beim Mittagessen in der Ganztagsschule ist keine Distanz möglich.

 Sandra Pahl machte den Kommunalpolitikern deutlich, welche Probleme durch die Enge beim Mittagstisch in der Ganztagsschule entstehen.

Sandra Pahl machte den Kommunalpolitikern deutlich, welche Probleme durch die Enge beim Mittagstisch in der Ganztagsschule entstehen.

Foto: Jürgen Moll

Sandra Pahl, die Schulleiterin der Sekundarschule in Radevormwald, war zu Gast in der Sitzung des Sozialausschusses, dem erstmals der Bereich Gesundheit zugewiesen wurde. Der Vorsitzende Dietmar Stark (SPD) hatte zu einer öffentlichen Sondersitzung eingeladen, um Politik und Verwaltung auf die aktuellen Herausforderungen in Schulen und Kitas aufgrund der Corona-Pandemie aufmerksam zu machen. „Die Eltern sind besorgt um ihre Kinder und die Lehrer stellen sich jeden Tag neuen Herausforderungen. Die Politik vor Ort muss sich in diese Situation einbringen und zur Entspannung der Situation beitragen“, sagt Dietmar Stark. Er stellte zu Beginn der Sondersitzung klar, dass es nicht darum gehe, offizielle Regelungen in Frage zu stellen. „Wir wollen uns über die aktuelle Situation informieren und dort helfen, wo wir wirken können.“

Sandra Pahl begrüßt diesen Schritt der kommunalen Politik und der Stadtverwaltung. Die Schulleiterin hat in der vergangenen Woche einen Antrag an die Bezirksregierung gestellt, den Nachmittagsunterricht vorübergehend als Distanzunterricht durchzuführen. Dieser Antrag wurde abgelehnt. „Ich habe den Antrag gestellt, weil wir als Ganztagsschule vor einem großen Problem im Bezug auf das Mittagessen und die Pause stehen. Weil wir nicht genug Platz haben, um unsere Schüler beim Mittagessen räumlich zu trennen, werden immer große Gruppen, also ganze Jahrgänge, in Quarantäne geschickt“, sagt sie. Für Sandra Pahl hätte der nachmittägliche Distanzunterricht bedeutet, dass bei einer Corona-Infektion in einem Jahrgang nicht die gesamte Stufe isoliert werden muss. „Für das Mittagessen unserer Schüler haben wir noch keine Lösung gefunden.“

Eine Herausforderung stellt mittlerweile auch die Kommunikation mit den Eltern und dem Gesundheitsamt dar. „Das Gesundheitsamt kann keine persönliche Kontaktaufnahme mit Kontaktpersonen mehr leisten. Deswegen übernimmt die Schule diese Aufgabe und informiert Eltern über häusliche Isolation und Quarantäne ihrer Kinder. Wenige Eltern akzeptieren diesen Weg nicht.“

Die Schulleiterin berichtet auch von psychischer Belastung. „Viele Eltern sind sehr belastet, aber auch die Lehrer und Kinder. Die Sorgen um Gesundheit oder Arbeitslosigkeit werden immer größer. Das ist mittlerweile schwer zu fassen. Wir befinden uns in einem großen Durcheinander, durch das wir im Moment aber noch einen Weg finden.“ Sandra Pahl rechnet mit einer „Explosion der Situation“, falls sich mehr Lehrer infizieren und erkranken sollten. „Wir brauchen klare Vorgaben vom Gesundheitsamt und mehr Platz“, fordert sie.

Ilona Bolz, Schulpflegschaftsvorsitzende der Sekundarschule, will, dass die Sorgen von Eltern Gehör finden. „Die Belastungspunkte sind längst überschritten. Wir brauchen transparentere Informationen für Eltern in verschiedenen Sprachen und Angebote, um Schülern wieder Orientierung und Hoffnung zu geben“, sagt sie.

Die Einblicke in den aktuellen Alltag der Sekundarschule rüttelte die Ausschussmitglieder auf. Sebastian Schlüter (CDU) schlägt vor, Kulturvereine anzusprechen, um bei der Übersetzung wichtiger Informationen zu helfen. Thomas Lorenz (RUA) will, dass die Stadt prüft, ob man Schulen mehr Platz durch die Aufstellung von Festzelten auf dem Parkplatz helfen kann. Bürgermeister Johannes Mans sichert den Schulen und Kitas Unterstützung zu. „Wir nehmen uns den Problemen an und versuchen besonders, die Informationsstruktur zu verbessern“, sagt Mans.

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