Bildung in Radevormwald Schulstart im Schatten der Pandemie
Radevormwald · Die Schule hat gerade begonnen, und bereits in der ersten Woche nach den Ferien werden die ersten Corona-Fälle gemeldet – auch aus Radevormwalder Schulen.
Entspannte Zeiten gibt es für Schulleiterinnen und Schulleiter in Zeiten der Pandemie kaum noch, und für die Leiterin der Gemeinschaftsgrundschule (GGS) Stadt, Jutta Felderhoff, bot auch der Tag der Einschulung in dieser Woche einiges an Herausforderungen. „Um das Ganze terminlich zu entzerren, hatten wir drei getrennte Feiern zu unterschiedlichen Zeiten geplant“, berichtet sie.
Zuvor waren sechs Klassen der Schule per Pool-Test auf Corona-Infektionen getestet worden. Die Ergebnisse trudeln bei diesen Laboruntersuchungen oft erst spätabends oder in den frühen Morgenstunden ein. „Am Donnerstag um 4 Uhr morgens kam dann die Nachricht, dass in einer Klasse jemand positiv getestet wurde.“
Neben den Einschulungsfeierlichkeiten mussten daher weitere Tests eingeleitet werden. „Diese machen die Kinder daheim und die Eltern bringen sie mit in die Schule“, schildert Felderhoff das Prozedere. Nun gehe es darum herauszufinden, wer infiziert ist. „Das Testverfahren ist durch das Labor auch noch kurzfristig geändert worden, so dass wir neue Etiketten auf die Teströhrchen kleben mussten“, berichtet Felderhoff. Auch das musste neben der Einschulung alles geregelt werden.
Immerhin: Eine Quarantäne für ganze Klassenverbände wird es nach den neuen Regeln des Landes wohl nicht geben. In die vorübergehende Isolation müssen voraussichtlich nur die direkten Sitznachbarn des betroffenen Kindes.
Kurzum: Das neue Schuljahr in Radevormwald beginnt wie das alte endete – unter dem Schatten der Pandemie. „Auch in der KGS Lindenbaum gibt es einen Verdachtsfall“, berichtet Schulamtsleiter Jürgen Funke. Trotzdem funktionierten die Abläufe im Großen und Ganzen. „Die Lolli-Tests in den Grundschulen sind aufwendig“, räumt er ein. „Aber es ist machbar.“ Die Tests werden durch ein externes Unternehmen ins Labor nach Leverkusen gebracht und dort aufgewertet. Im Nordkreis, sagt Funke, seien die Coronazahlen aktuell zum Glück niedriger als im Süden des Oberbergischen Kreises.
Der Oberbergische Kreis teilt zum Schulstart mit, dass das Land ein Programm unter dem Titel „Ankommen und Aufholen nach Corona“ gestartet hat. „Dass Schule weit mehr ist, als das Lernen aus Schulbüchern, ist im vergangenen Jahr besonders deutlich geworden. Die Kinder erfahren Schule als Lebensraum, als Raum der Begegnung und
des Miteinanders. Das ist ein sozialer Anker, der sie das Zusammenleben lehrt und sie darin stützt“, wird Schulamtsdirektorin Gabriele Zimmermann aus dem staatlichen Schulamt für den Oberbergischen Kreis zitiert. „Besonders für die Kinder mit Förderbedarfen ist darin eine große Chance zu sehen“, macht der Leiter des Inklusionsbüros, Schulamtsdirektor Thomas Gunkel, deutlich.
Wie dieses Programm konkret umgesetzt werden kann, zeige beispielsweise die Gemeinschaftsgrundschule in Bergneustadt-Wiedenest, so die Kreisverwaltung. Dort würden 54 Kinder in insgesamt vier Lerngruppen „gezielt gefördert“. Jedes Kind erhalte ein „individuelles Lernpaket“ und konnte an „eigenen
Schwerpunkten“ arbeiten.
Wiedenest ist ein gutes Stück entfernt, aber auch in Radevormwald wird der Baustein „Extra-Zeit“ aus diesem Programm bereits umgesetzt, berichtet Schulamtsleiter Jürgen Funke. „Das ist eine gute Sache“, sagt er. „Allerdings bedeutet es auch wieder zusätzlichen Aufwand für die Lehrkräfte, denn die Schulen müssen diese Angebote selber organisieren.“ Aus dem genannten Programm, das auch den Baustein „Extra-Geld“ umfasst, hofft die Stadt für die kommenden Monate für ein Budget, mit dem auch zusätzliches Personal finanziert werden könnte.