Martinikirche in Radevormwald Samuel Koch spricht über Lebensmut

Radevormwald · Der Schauspieler und Autor war am Samstag zu Gast in der Martini-Kirche. Er sprach über Dankbarkeit und Resilienz, die innere Widerstandskraft von Menschen gegen schwere Schicksalsschläge.

 Samuel Koch mit Miriam Thöne in der Martini-Kirche. Die Erfahrungen, die der Schauspieler mit seinem schweren Handicap gemacht hat, brachte er den Zuhörern auf inspirierende Weise nahe.

Samuel Koch mit Miriam Thöne in der Martini-Kirche. Die Erfahrungen, die der Schauspieler mit seinem schweren Handicap gemacht hat, brachte er den Zuhörern auf inspirierende Weise nahe.

Foto: Flora Treiber

Das Schicksal von Samuel Koch bewegt ganz Deutschland. Nachdem der Kunstturner im Winter 2010 in der Fernsehsendung „Wetten, dass..?“ schwer verunglückte, hat sich sein Leben komplett verändert. Die große Freiheit, die er als junger Mann genießen konnte, ist ihm genommen worden, und jetzt ist er ständig auf Hilfe angewiesen.

In den vergangenen Jahren hat Samuel Koch drei Bücher geschrieben, die sich nicht nur mit seinem Unfall auseinandersetzen, sondern auch mit den Schicksalen anderer Menschen. Er hat zu dem Thema Resilienz geforscht und ganz verschiedene Antworten gefunden. In der Martini-Kirche las er zu der Veranstaltungsreihe „Kirche im Gespräch“ aus seinen Büchern vor und trat mit dem Publikum in einen Dialog. Das Bühnenprogramm gestaltete er zusammen mit der Sängerin Miriam Thöne und dem Pianist Dirk Menge.  

„In meinem Leben ging es immer viel um körperliche Kraft, und die war immer da. Jetzt steht meine robuste Persönlichkeit im Vordergrund, es geht um die innere Kraft. Der Satz ‚Stell dich nicht so an‘ spielt dabei eine große Rolle und auf den Satz ‚Das geht nicht‘ reagiere ich allergisch“, sagt Samuel Koch. Seine eigene Kraft und Hoffnung zieht er aus seinem Glauben und durch die Verlagerung seiner Perspektive. „Mir hilft die Aussicht auf mehr. Das Leben auf dieser Welt ist nicht alles und das Beste kommt erst noch. Außerdem konzentriere ich mich auf das Gute und denke über die Dinge nach, für die ich dankbar bin.“

Für Samuel Koch sind das unzählige Dinge. Nicht nur Freunde und Familie, sondern auch vermeintliche Kleinigkeiten, wie Vogelgezwitscher, frischer Fahrtwind oder das Autofahren. Er führt seine Dankbarkeitsliste ewig fort. Er weiß aber auch, dass diese Quellen für neue Lebensenergie nicht für jeden gelten. „Es gibt keine festen Säulen oder Regeln für Resilienz. Jeder Mensch funktioniert anders, und jeder muss sich auf die Suche nach seinem eigenen Glück machen, jeder Mensch ist sein eigener Glücksexperte.“ Samuel Koch hat während seinen Recherchen einige Menschen kennengelernt, die, ganz anders wie er, Lebensenergie aus Wut schöpfen.  

In Radevormwald thematisierte der Schauspieler auch das Thema des Loslassens. Die Fähigkeit zu entwickeln, sich von Vorstellungen und Träumen zu lösen und sich auf neue Lebensumstellungen einzustellen, ist auch für ihn eine Herausforderung. „Ich habe einen Kontrollverlust erfahren und musste lernen, dass in der Reduktion viel Schönheit liegen kann.“ Er nennt den anderen Lebensweg einen „anderen Ort“, auf den man sich neu einstellen muss.

In der Martini-Kirche an der Uelfestraße wirkte der junge Mann offen, herzlich und authentisch. Immer wieder ging er auf sein Publikum ein und gab Anstöße für ein dankbares, hoffnungsvolles Leben, mögen die Umstände auch noch so schwierig oder schmerzvoll sein. Das Publikum entwickelte zusammen mit Samuel Koch ein gesundes Bewusstsein für die essentiellen Dinge des Lebens. „Das Leben geht manchmal weiter, als man denkt“, lautet eine der Erkenntnisse, die Koch an seine Zuhörer weitergab. 

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