Ökologisches Projekt in Radevormwald Rekord-Ernte auf Herbecker Obstwiese
Radevormwald · Schüler der Armin-Maiwald-Schule halfen am Montagmorgen bei der Apfelernte auf der Streuobstwiese mit. Anfangs zurückhaltend, machten die Jugendlichen bald mit viel Elan und guter Laune mit.
Fröhliche Lachsalven, die sich mit dem raschelnden Geräusch herabfallender Äpfel mischen, schallen am Montagmorgen zwischen den hochgewachsenen Sträuchern und weisen dem ortsunkundigen Besucher sicher den Weg zur großen städtischen Streuobstwiese in Herbeck. Hier findet für 25 Schüler der Armin-Maiwald-Schule ein außergewöhnlicher Unterrichtstag statt. Der Himmel ist wolkenverhangen. Die Kinder auf der Streuobstwiese sind in weiser Voraussicht wetterfest gekleidet – wobei sich einige schon ihre schützende Jacke abgestreift haben. Die Erntearbeit scheint anstrengend und schweißtreibend.
Auf der über 1,5 Hektar großen Fläche, die großzügig mit allerlei Obstbäumen bestückt ist, laufen die Kinder mit Handschuhen und Gartenwerkzeugen herum und lassen an verschiedenen Stellen mit einem kräftigen Ruck an den prallgefüllten Ästen der Apfelbäume die knallroten Früchte herunterrieseln.
„Das ist die beste Ernte überhaupt“, sagt Gärtnermeister Marcus Nitzsche zufrieden. Seit 2007 betreibt er im Auftrag der Stadt die Streuobstwiese, hat sie selbst angelegt und pflegt sie seitdem. Einmal im Jahr erhält der Gärtnermeister Unterstützung von jungen Erntehelfern aus Kitas und Schulen. Für die Kinder ein absolutes Erlebnis, für Nitzsche eine wertvolle Hilfe, besonders diesmal: So viele Äpfel wie in diesem Jahr gab es nämlich bislang noch nie. Zwischen einer und anderthalb Tonnen, schätzt Hubert Benzheim vom Rheinisch-Bergischen-Naturschutzverein den diesjährigen Ertrag dieser Streuobstwiese. Auch er packt, ebenso wie die städtische Umweltbeauftragte Regina Hildebrandt und ihr Kollege, Klimaschutzmanager Niklas Lajewski, kräftig mit an.
Über eine Tonne Äpfel zu ernten, das bedeutet für die 25 Schüler der Armin-Maiwald-Schule jede Menge Arbeit: „Ich dachte, dass beim Pflücken von Äpfeln mit Maschinen gearbeitet würde“, sagt Florian (14). „Ich wusste auch nicht genau, wie das funktioniert“, fügt Joanna (14) hinzu. „Es ist zwar anstrengend, macht aber auch sehr viel Spaß“, stellt Chantal (14) fest. Nur der 14-jährige Sam, der sicher die hohe Stangensäge in der Hand hält, hat schon mal in Omas Garten Äpfel gepflückt. Doch so viel Spaß, wie jetzt mit seinen Schulkameraden, hatte es damals nicht gemacht. Und der selbst gepresste Apfelsaft bei Oma? „Der hat mir nicht so gut geschmeckt, weil da noch viele Stücke drin waren.“
Wie viele Äpfel tatsächlich nötig sind, um Apfelsaft für ein kleines Glas zu pressen, darüber staunen einige Schüler dann auch, die gleich vor Ort Äpfel halbieren und den Früchten über eine kleine Holzpresse mit Muskelkraft den unbehandelten Saft entziehen. „Hmm, lecker“, sagt eine Schülerin, die einen ersten Schluck probiert. „Ganz anders, als der Saft aus der Packung.“
Insgesamt 80 Obstbäume, darunter verschiedene Apfel-, Birnen-, Zwetschgen und Kirschbäume stehen auf der anderthalb Hektar großen Streuobstwiese in Herbeck. Allein bei den Äpfeln wachsen hier 25 verschiedene Sorten, die meisten heimische und klimaangepasst.
Auch wenn die diesjährige Ernte sehr üppig ausgefallen ist: Nicht alle Sorten haben den trockenen Sommer gut überstanden. Während der Purpurrote Cousinot, die Luxemburger Renette und der Jakob Lebel gut gewachsen sind, muss bei der Goldparmäne auf der Streuobstwiese ein Trockenschaden verzeichnet werden. Auch das zum ersten Mal, seitdem es die Streuobstwiese hier gibt.