In Radevormwald Posaunenchor Dahlerau wird aufgelöst

Keilbeck · Vor 156 Jahren formierte sich das beliebte Ensemble. Nun spielt es beim diesjährigen Weihnachtsfest zum letzten Mal.

 Im Juli 2013 feierten die Musiker des Posaunenchors Keilbeck ihr 150-jähriges Bestehen. Diese Tradition endet nun unfreiwillig.

Im Juli 2013 feierten die Musiker des Posaunenchors Keilbeck ihr 150-jähriges Bestehen. Diese Tradition endet nun unfreiwillig.

Foto: Hertgen, Nico (hn-)

Die Noten sind fein säuberlich sortiert, die Blechbläser-Instrumente blank geputzt. Es soll noch einmal ein großer Auftritt werden am Heiligabend. Es gilt, der Christvesper in der evangelischen Kirche Dahlerau am Siedlungsweg ein letztes Mal einen feierlichen Rahmen zu bieten und die Kirchenbesucher auf die besondere Nacht einzustimmen. Danach ist der Posaunenchor Geschichte.

„Was wir genau spielen, weiß ich noch nicht. Unser Repertoire ist groß. Ich denke, ‚Tochter Zion’ werden wir spielen, ‚Stille Nacht’ und auch ‚Klänge der Freude’“, sagt Udo Müller. Er zählt zum Urgestein des Posaunenchors Keilbeck, spielt er doch schon 61 Jahre in diesem Kreis. „Schon mein Vater und seine Brüder spielten vor dem Krieg im Posaunenchor. Nach dem Krieg aber leider nicht mehr“, erzählt er. Nur einmal noch habe sein Vater zur Klarinette gegriffen, doch das war nur für kurze Zeit. Udo Müller zog es selbst zur Musik. Er besuchte einige Proben als Jugendlicher und sog jeden Handgriff der anderen in sich auf. „Eine musikalische Ausbildung habe ich nie erhalten. Ich habe mir alles selber beigebracht“, sagt er.

Seine ersten musikalischen Gehversuche startete er auf einem Tenorhorn, griff später kurz zur Klarinette des Vaters und ließ sich dann auf die Posaune ein. „Die spiele ich mit großer Freude“, sagt er.

Der Aussage, dass sich der Posaunenchor auflöst, tritt er entschieden entgegen. „Der Posaunenchor wird aufgelöst. Wir Mitglieder möchten das nicht“, betont er. Es sei leider finanziell nicht mehr tragbar, den Posaunenchor Keilbeck im Zuge von Budgetkürzungen weiter lebendig zu halten, sagt Müller. In seiner Stimme klingt Bitterkeit. Er hätte sich gut vorstellen können, sich bald aus dem Feuerwehrorchester, in dem fast alle Chormitglieder spielen, zu verabschieden und sein Augenmerk nur noch auf den Posaunenchor Keilbeck zu richten. „Nun hat die Kirchengemeinde für uns entschieden, und wir müssen es akzeptieren“, sagt Müller. Wie lange der 76-Jährige noch dem Feuerwehrorchester seine Puste leiht, weiß er nicht. „Wir haben unsere Erinnerungen. Die bleiben“, sagt er.

Thomas Klöckner, seit 32 Jahren Chorleiter in Keilbeck, hat den Mitgliedern viel beibringen können. „Wir haben anspruchsvolle Musik-Literatur erarbeitet. Sogar Jazz-Stücke in besonderem Dixi-Stil hat Klöckner uns beigebracht“, lobt der Posaunist. Klöckner hielt nicht nur den Taktstock, sondern griff selbst zur Trompete. Volker Meskendahl und Martin Hecker spielen ebenfalls Trompete, Katja Okrus das Horn und Matthias Scheler die Tuba. Musikalische Unterstützung gab es manchmal von Pfarrer Albrecht Keller, Alexander und Daniel Klöckner.

An Heiligabend wird also noch einmal alles gegeben, um die Herzen der Menschen zu erreichen. Und ganz sicher werden dann auch ganz viele Augen feucht, wenn das dicke Geschichtsbuch mit 156 Jahren Posaunenchor-Historie zugeklappt wird.

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