Anrufe in Radevormwald Fälle von Telefonbetrug nehmen zu

Radevormwald · Auch aus Radevormwald werden wieder Versuche gemeldet, vor allem ältere Menschen zum Aushändigen von Geld zu veranlassen. In den vergangenen Monaten habe es zahlreiche Anzeigen gegeben, erklärt Polizeisprecher Michael Tietze. Die Dunkelziffer dürfte noch höher liegen.

 Die betrügerischen Anrufe werden oft von Call-Centern im Ausland aus geführt. Systematisch suchen die Täter Telefonverzeichnisse ab – oft auf der Suche nach Vornamen, die eine ältere Person vermuten lassen. 

Die betrügerischen Anrufe werden oft von Call-Centern im Ausland aus geführt. Systematisch suchen die Täter Telefonverzeichnisse ab – oft auf der Suche nach Vornamen, die eine ältere Person vermuten lassen. 

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Sie versuchen es auf den verschiedensten Wegen, doch ihr Ziel ist immer das Gleiche: Menschen am Telefon dazu zu veranlassen, ihnen Geld zu überlassen. Telefonbetrug an Senioren ist, wie Polizeihauptkommissar Michael Tietze formuliert, „eine regelrechte Seuche“ geworden. Der Sprecher der oberberbergischen Polizei bestätigt den Eindruck, dass in den vergangenen Monaten die Zahl der Delikte zugenommen hat.

Eine BM-Leserin aus Radevormwald, die ihren Namen ungern veröffentlicht sehen möchte, erlebt solche dubiosen Anrufe ebenfalls regelmäßig. „Neulich meldete sich ein Mann, der sehr schnell und mit starken Akzent sprach“, berichtet sie. Sie habe schnell aufgelegt, doch was sie wirklich verstört habe, sei die Tatsache, dass die Nummer im Display des Telefons auf den Anschluss eines Nachbarn hindeutete – der natürlich nicht der Anrufer gewesen war.

„Ich habe auch schon erlebt, dass sich jemand am Telefon sehr überzeugend als Kriminalbeamter ausgegeben hat, und als ich meinen Zweifel äußerte, erklärte: ,Schauen Sie doch selbst, die Nummer bei Ihnen im Display ist doch die 110’“, berichtet die Radevormwalderin.

Solche technischen Tricks sind nicht schwer zu bewerkstelligen, machen aber auf Menschen, die davor nicht gewarnt sind, starken Eindruck. „Inzwischen tauchen in den Displays auch die Nummern von realen Polizeiwachen in der Umgebung auf“, weiß Michael Tietze. Das mache die Sache für die potenziellen Opfer natürlich noch glaubhafter.

Die Masche mit den falschen Polizisten ist freilich nur eine von vielen. Michael Tietze erklärt dazu: „Den berühmten Enkeltrick gab es bereits, als ich bei der Polizei angefangen habe, und es fallen immer noch Menschen darauf rein.“ Inzwischen werden die Angerufenen, in vielen Fällen Senioren, auch mit so genannten Schockanrufen in Angst und Schrecken versetzt. „Dabei ruft der angebliche Verwandte mit weinerlicher Stimme an und berichtet von einem schweren Unfall, bei dem ein Mensch ums Leben gekommen ist“, schildert die oberbergische Polizei einen typischen Fall. „Um einer Strafe oder Inhaftierung zu entgehen, ist unbedingt die sofortige Zahlung einer hohen Bargeldsumme von Nöten.“ Im Anschluss an diese Schreckensmeldung übernehme dann ein angeblicher Polizist den Anruf, um die Zahlungsmodalitäten zu klären. „Die Täter haben oft ein bemerkenswertes schauspielerisches Talent“, muss Tietze anerkennen. So können sie auch Menschen täuschen, die sich sonst nicht so rasch übertölpeln lassen.

„Die Anrufer sitzen meistens in Call-Centern im Ausland“, erläutert Polizeihauptkommissar Tietze. Daher tauchen diese Fälle als Auslandsdelikte oft nicht in der Kriminalitätsstatistik des Kreises auf. Die Hintermänner haben jedoch hier vor Ort ihre Vertrauensleute, die das Abholen des Geldes von den Geprellten übernehmen.

Allein in den zehn ersten Tagen des Novembers hat die oberbergische Polizei 20 Anzeigen wegen versuchten Betruges gegenüber Senioren aufgenommen. Die tatsächliche Zahl dürfte deutlich darüber liegen. Bei diesen Fällen waren es erneut der Enkel- oder Verwandtentrick, der eingesetzt wurde. Aber auch falsche Bankangestellte, angebliche Glücksspielgewinne und zwei Fälle von vorgespielten Liebesbeziehungen waren dabei.

Die beste Methode, sich gegen diese Ganoven zu wehren, lässt sich in zwei Worten zusammenfassen: Sofort auflegen! Man sollte sich nicht in Gespräche einlassen. Mit großem psychologischen Geschick schaffen es die Täter immer wieder, ihre Opfer dazu zu bewegen, ihnen Geld auszuhändigen. Aus diesem Grund werden die Angerufenen immer wieder aufgefordert „Legen Sie nicht auf!“ oder „Bleiben Sie dran!“.

Bei einem typischen Fall, der sich kürzlich ereignete, wurde eine 68-jährige Fau aus Gummersbach ein Opfer von Betrügern. Der Anrufer, der sich als Polizeibeamter ausgab, erzählte ihr die Geschichte von den gefassten Einbrechern in der Nähe. Es sei eine Liste mit Namen gefunden worden und auf dieser Liste würde auch ihr Name stehen.

Um der Frau noch mehr Angst einzujagen, erklärte der angeliche Polizist, dass die Bankmitarbeiterin eine Komplizin der Einbrecher wäre und ihre Kontodaten herausgegeben hätte. Die Anrufer übten weiter Druck aus und gaben vor, dass ihr Telefon überwacht werde und sie keinen Kontakt zu anderen Personen aufnehme dürfe. Die einzige Möglichkeit ihr Geld und ihre Wertsachen in Sicherheit zu bringen, ist das Geld von der Bank abzuheben.

Das tat die 68-Jährige schließlich auch. Als sie wieder daheim war, erschien eine Person an ihrer Wohnanschrift und nahm das Geld schließlich an sich. Der falsche Beamte bedankte sich schließlich am Telefon bei der 68-Jährigen schließlich für die gute Zusammenarbeit.

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