Bauaufsicht in Radevormwald „Wir sind keine Verhinderungsbehörde“
Radevormwald · Philip Preuß (29) leitet das Team der Bauaufsicht in Radevormwald. An seinem Beruf schätzt er, dass nicht nur trockene Büroarbeit dazu gehört.
Es gibt Behörden, die haben mit dem Ruf zu kämpfen, sie würden Bürgern mit Vorliebe das Leben schwer machen. Das gilt auch für die Bauaufsicht. Denn manchmal müssen deren Mitarbeiter Entscheidungen treffen, die nicht populär sind. Philip Preuß weiß das, doch der Teamleiter der Bauaufsicht der Stadt Radevormwald wendet sich gegen das Klischee, seine Abteilung sei vor allem eine „Verhinderungsbehörde“. „Ich möchte ermöglichen, dass die Bürgerinnen und Bürger ihre Pläne umsetzen können“, erläutert der 29-Jährige sein Ziel. Freilich: Nicht alles ist im gesetzlichen Rahmen möglich.
Seit November leitet Philip Preuß das Team der Bauaufsicht, das sieben Mitarbeiter hat, ihn eingeschlossen. Zuvor war die Bauaufsicht ein eigenes Amt innerhalb der Radevormwalder Verwaltung, doch mit dem Wechsel des Leiters Jörn Ferner, der nun das Jugendamt führt, entschied sich die Verwaltungsspitze zu einer Umstrukturierung. Die Bauaufsicht wurde bereits im Oktober dem Bauverwaltungsamt zugeschlagen. „Wir heißen jetzt aber nicht mehr Bauverwaltungsamt, sondern ,Stadtplanung und Bauaufsicht’“, erläutert Burkhard Klein, der diesen Bereich der Verwaltung leitet.
Mit den beiden Teamleitern wurde eine neue Führungsebene geschaffen, die Stadtplanung leitet Sebastian Krone, der auch Stellvertreter von Burkhard Klein ist. Das ehemalige Bauverwaltungsamt hatte damit ein so umfangreiches Aufgabenspektrum erhalten, dass einige Zuständigkeiten abgegeben wurden. „Die Verantwortung für die Friedhöfe und für die Spielplätze hat nun das Technische Bauamt unter Leitung von Ulrich Dippel“, sagt Klein.
Geboren wurde Philip Preuß in Hagen, er studierte in Dortmund Raumplanung. Über eine Studienkollegin erfuhr er von einer freien Stelle in der Radevormwalder Verwaltung, seit März 2020 ist er hier beschäfigt, zunächst in Teilzeit, dann ab Juni des gleichen Jahres auf einer Vollzeitstelle. „Parallel habe ich den Masterabschluss gemacht“, berichtet der Teamleiter, der inzwischen in Wuppertal lebt. Die Bauaufsicht sorgt dafür, dass bei Bauvorhaben alles mit Recht und Ordnung zugeht, vom kleinen privaten Gebäude bis zu großen Vorhaben wie die Erweiterung des Aldi-Zentrallagers in Feldmannshaus. Die Bearbeitung von Bauanträgen und Veränderungswünsche von Hauseigentümern sind die alltäglichen Aufgaben der Mitarbeiter. Doch der Job findet nicht nur am Schreibtisch statt. „Man ist auch regelmäßig draußen, schaut sich die Gegebenheiten vor Ort an“, berichtet Preuß. Diese Vielseitigkeit schätzt er an seiner Arbeit. Statt nur im Büro mit Dateien, Plänen und Zahlen zu arbeiten, kommen er und die anderen Mitarbeiter der Bauaufsicht auch mit Menschen in Kontakt. Dabei geht es dann manchmal allzu menschlich zu, etwa wenn sich zwei Nachbarn über Baurecht streiten. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so viel Nachbarschaftskonflikte in diesem Bereich gibt“, räumt Preuß ein. Er sieht sich bei solchen Fällen als Vermittler, der objektiv die Interessen der beiden Parteien abwägt. Freilich, in manchen Fällen, wenn die Fronten verhärtet sind, müssen der Schiedsmann oder die Schiedsfrau übernehmen.
Und natürlich gibt es auch jene Seite des Berufs, der Außenstehenden trocken erscheinen mag, zum Beispiel die rechtlichen Details der Landesbauordnung. „Jüngst gab es eine Nivellierung“, berichtet Preuß. „Da reicht schon ein Wechsel in der Formulierung, um eine neue Rechtslage zu schaffen.“
In vielen Fällen orientiert sich die Bauaufsicht an Gerichts-Entscheidungen, die in vergleichbaren Fällen getroffen wurden, manche Urteile stammen noch aus dem vergangenen Jahrtausend. Behördenchef Burkhard Klein räumt ein: „Es wird durch die Nivellierungen selten einfacher. Es wird eher komplizierter.“