Wirtschaft in Radevormwald Neuer Wirtschaftsprüfer in Rade tritt Stelle an

Radevormwald · Der Wuppertaler Robert Spetter ist als neuer Wirtschaftsprüfer in die Radevormwalder Kanzlei Lüttgenau und Thunich bestellt worden. Er wird zum Jahresende Kanzlei-Chef Klaus Lüttgenau nachfolgen, der in den Ruhestand geht.

Klaus Lüttgenau (links) und sein Nachfolger Robert Spetter. Robert Spetter ist Master of Science, Wirtschaftsprüfer Steuerberater und „Certified Internal Auditor“ bei der Kanzlei Lüttgenau + Thunich.

Klaus Lüttgenau (links) und sein Nachfolger Robert Spetter. Robert Spetter ist Master of Science, Wirtschaftsprüfer Steuerberater und „Certified Internal Auditor“ bei der Kanzlei Lüttgenau + Thunich.

Foto: Jürgen Moll

Er wird auch als „Bilanzpolizei des Staates“ bezeichnet – der Wirtschaftsprüfer. Und doch ist dieser hoch angesiedelte Beruf nicht gerade der bekannteste. In Radevormwald gibt es mit der Kanzlei Lüttgenau und Thunich eine Wirtschaftsprüferkanzlei. „Der Beruf ist 1931 im Zuge der Weltwirtschaftskrise entstanden – denn diese ist durch massive Bilanzfälschungen der Unternehmen maßgeblich beeinflusst worden“, sagt Klaus Lüttgenau. Die Folgen der Krise seien so massiv gewesen, dass von staatlicher Seite aus der Wirtschaftsprüfer geschaffen worden sei. „Wir überprüfen ausschließlich große Unternehmen, als solche mit mehr als 250 Mitarbeitenden, 40 Millionen Euro Umsatz oder 20 Millionen Euro Bilanzsumme“, sagt Lüttgenau weiter.

Der 68-jährige Kanzleiinhaber hat nun dafür gesorgt, dass er beruhigt in den Ruhestand gehen kann. „Ich werde zwar nicht ganz aufhören, dafür macht mir meine Arbeit zu viel Spaß, aber ich bin ab Jahresende nicht mehr Kanzleiinhaber“, sagt er.

Als Nachfolger ist seit Mitte des Jahres der Wuppertaler Robert Spetter als Wirtschaftsprüfer bestellt worden. „Ich bin schon seit etwas mehr als einem Jahr als Steuerberater in der Rader Kanzlei tätig“, sagt der 38-Jährige, der eigentlich aus dem Kreis Offenbach in Hessen stammt und seit 2015 im Bergischen lebt. Doch was macht eigentlich ein Wirtschaftsprüfer konkret? „Wir gehen – in Absprache mit den Unternehmen – in die Firmen und prüfen die Unterlagen. Wir nehmen an der Inventuraufnahme teil, prüfen die Buchführung, schauen uns die Bilanzen an – pro Termin sind ein bis vier Wochen angesetzt“, sagt Lüttgenau.

Die Unternehmen seien dabei gesetzlich dazu verpflichtet, einmal im Jahr eine solche Wirtschaftsprüfung vornehmen zu lassen. „Sie beauftragen uns – meist in der ersten Jahreshälfte“, sagt Lüttgenau. Am Ende der Prüfung wird ein Vermerk öffentlich gemacht, damit einsehbar ist, wie es um das Unternehmen steht.

14 Mitarbeitende gibt es in der Kanzlei von Klaus Lüttgenau, drei davon sind als Wirtschaftsprüfer tätig. Dabei sei man deutschlandweit tätig – und werde übrigens ebenfalls entsprechend der Regeln, die von der Kanzlei an andere Unternehmen gestellt werden, selbst überprüft.

Es gelten klare Regeln. „Alle Zahlen in der Bilanz müssen vorhanden und belegbar sein“, sagt Spetter. Dabei gehe der Beruf durchaus mit der Zeit. „Früher lief das alles auf Papier, heute auch elektronisch, mit digitalem Siegel, mit digitaler Unterschrift. Wir Wirtschaftsprüfer sind heute oft auch in beratender Funktion tätig – übrigens auch in der Regierung“, sagt der 38-Jährige. Auch wenn der Beruf an sich nicht so bekannt ist, gibt es in Deutschland derzeit rund 14.000 Wirtschaftsprüfer. „Von diesen sind allerdings nur 3500 dazu berechtigt, die gesetzlichen Jahresabschlussprüfungen vorzunehmen – da wir uns in den vergangenen Jahren immer erfolgreich den dafür nötigen Prüfungen durch sogenannte Qualitätskontrollprüfer unterzogen haben, gehört die Kanzlei zum Kreis der 3500“, sagt Lüttgenau.

Den Abschluss als Wirtschaftsprüfer bekommt man dabei auch nicht einfach so. „Es sind sieben Klausuren aus dem Steuer- und Wirtschaftsrecht, dem Prüfungswesen und der Betriebswirtschaft abzulegen. Im Schnitt bestehen nur 50 Prozent der Prüflinge diese Prüfungen“, sagt Spetter. Der Beruf werde dadurch in gewisser Weise elitär gehalten, ein Mittel der Qualitätssicherung. Der klassische Weg, den auch er gegangen sei, umfasse ein Hochschulstudium, orientiere sich im Anschluss an den Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, stelle einen Zulassungsantrag und müsse dann die Module erfolgreich absolvieren.

Robert Spetter hat eine umfangreiche berufliche Vita. Sein Berufsakademiestudium „Steuern und Prüfungswesen“ hat in Frankfurt/Main gemacht, danach einen Master in „Counting And Taxation“. Er hat unter anderem bei Ernest And Young, der Volksbank Wuppertal und dem deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverband in Bonn gearbeitet, wo er sich auch zum Steuerberater weitergebildet hat. Im April 2021 hat er seine Stelle, zunächst als Steuerberater, in der Rader Kanzlei angetreten. „Mit der Weiterbildung zum Wirtschaftsprüfer habe ich bereits 2019 begonnen, am 2. Mai dieses Jahres habe ich dann die letzte mündliche Prüfung bestanden und bin seitdem Wirtschaftsprüfer“, sagt der 38-Jährige.
Und auch die berufliche Zukunft steht damit fest – zum Jahresende wird er dann die Nachfolge Lüttgenaus antreten.

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