Sommeraktion in Radevormwald Die neuen Stadtterrassen sind aufgebaut

Radevormwald · Sieben Wochen werden die Gestelle nun in der Radevormwalder Innenstadt stehen. Es gibt Lob für diese Aktion, aber auch kritische Töne.

 Regina Hildebrandt, Simon Woywod und Marie Steinhauer (hinten v. l.) sowie Stefano Gallus, Michael Borner und Flora Treiber (vorne. v. l.) stellten bei einem Pressetermin die Stadtterrassen vor.

Regina Hildebrandt, Simon Woywod und Marie Steinhauer (hinten v. l.) sowie Stefano Gallus, Michael Borner und Flora Treiber (vorne. v. l.) stellten bei einem Pressetermin die Stadtterrassen vor.

Foto: Jürgen Moll

Aufmerksamen Passanten in der Radevormwalder Innenstadt sind sie bestimmt in der vergangenen Woche bereits aufgefallen. An vier Stellen im Innenstadtgebiet gibt es nun sogenannte Stadtterrassen, die am Straßenrand auf Parkplätzen aufgestellt sind. Schön und auffällig anzusehen sind sie, mit Holz, bunten Farben, Pflanzkübeln und Sitzgelegenheiten. Noch sieben Wochen werden sie aufgestellt bleiben, denn es handelt sich gewissermaßen um ein Experiment. „Die Aktion findet in Zusammenarbeit mit dem Zukunftsnetz Mobilität NRW und der Hochschule Bochum statt. Dabei geht es darum, den öffentlichen Raum neu zu denken“, sagt Radevormwalds Wirtschaftsförderin Marie Steinhauer, die sich zusammen mit ihrem Kollegen Niklas Lajewski, dem Klimaschutzmanager der Stadt, um die Teilnahme am Projekt beworben hat. „Wir sind als Kommune Mitglied im Zukunftsnetz, mein Kollege hat sich deren Projekte genauer angesehen, und dabei ist er dann auf die Stadtterrassen gestoßen“, sagt die Wirtschaftsförderin.

Da es sich um ein begleitetes Experiment handelt, steht am Ende der acht Wochen eine Evaluation. „Aber auch schon vorher werden Mitarbeitende der Hochschule Bochum hier unterwegs sein und die Passanten befragen“, sagt Marie Steinhauer. Radevormwald sei als eine vergleichsweise kleine Kommune für die Hochschule durchaus sehr interessant. „Die anderen Stadtterrassen stehen derzeit in Essen, Köln und Bonn – also in Großstädten. Für das Projekt ist es durchaus spannend, wie das Angebot in einer Kleinstadt ankommt“, sagt die Wirtschaftsförderin. Die vier Terrassen, die unterschiedlich groß sind, stehen vor dem Unverpacktladen, vor der Löwen-Apotheke, am Tortenatellier und bei Garten Werk(er).

Dabei gehe es nicht nur um das fraglos schöne Aussehen der Stadtterrassen, sondern auch um eine thematisch unterschiedliche Ausrichtung. „An der Löwen-Apotheke hat unsere Umweltbeauftragte Regina Hildebrandt etwa verschiedene Heilpflanzen in die Blumenkübel gesetzt“, sagt Marie Steinhauer. „An zwei Standorten gibt es bienenfreundliche Pflanzen, an der Apotheke zudem Salbei, Minze, Baldrian oder Eisenkraut. Bei Garten Werk(er) stehen Himbeersträucher und ein Apfelbäumchen“, sagt Regina Hildebrandt. Das seien natürlich langfristige Pflanzungen, die in acht Wochen keineswegs verblüht seien. „Die Heilpflanzen kommen danach in den Schulgarten der Grundschule Bergerhof – und auch für die anderen Pflanzen werden wir Standorte finden“, sagt die Umweltbeauftragte. Im Moment seien die Stadtterrassen kostenfrei – und auch die Tatsache, dass für die Terrassen acht Parkplätze für acht Wochen weichen müssen, sei durch den Experiment-Charakter ein absehbarer Zeitraum.

Denn dieses Thema ist nicht unumstritten, wie man bei einem Blick in eine lokale Facebook-Gruppe schnell feststellen kann. Erfahrungen, die zumindest Regina Hildebrandt und Marie Steinhauer bislang nicht gemacht haben. „Während ich die Pflanzen eingesetzt habe, bin ich von mehreren Bürgerinnen und Bürger angesprochen worden, die die Idee toll fanden“, sagt Regina Hildebrandt. Marie Steinhauer ergänzt: „Im offenen Dialog auf der Straße waren die Reaktionen durchweg positiv. Es ist eben eine neue Sache, wie gesagt – ein Experiment.“

Zum Neu-Denken der Innenstadt gehört auch das Miteinbeziehen weiterer Mitspieler aus der Stadt. Etwa der Musikschule. Deren Leiter Michael Borner möchte die Stadtterrassen gerne für musikalische Zwecke nutzen. „Bei schönem Wetter – was im Sommer ja durchaus möglich ist – könnte ich mir vorstellen, dass hier auch musiziert wird. Ich werde versuchen, Musikschüler dafür zu begeistern, sich einmal als Straßenmusiker zu versuchen“, sagt Borner. Er habe auch schon mehrere Personen angesprochen, glaube aber, dass es noch ein wenig mehr Öffentlichkeit brauche. „Schön wäre auch, wenn wir das etwa mit Bands zum Feierabendmarkt kombinieren könnten“, sagt Borner. Er ergänzt, dass im Idealfall hier auch Synergien entstehen könnten – etwa durch die Werbung neuer Musikschülerinnen oder -schüler. „Es ist aber letztlich auch einfach nur prima, wenn wir hier das Stadt- und Straßenbild mit ein wenig Musik verschönern können“, sagt der Musikschulleiter.

Doch was passiert nun nach den acht Wochen, die am Mittwoch, 10. August, vorbei sein werden? „Es wird eine Evaluation durch die Hochschule Bochum geben, deren Kernstück werden die Reaktionen der Bürgerinnen und Bürger sein“, sagt Marie Steinhauer. Um diese zu bekommen, würden Mitarbeitende der Hochschule regelmäßig in der Innenstadt unterwegs sein. „Es wird demnächst auch einen Online-Fragebogen dazu geben. Bei Garten Werk(er) steht zudem eine Stele, auf der ein QR-Code zum Fragebogen führen wird“, sagt Marie Steinhauer. Es bleibe also durchaus spannend, wie die Evaluation am Ende ausfallen werde.

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