Veranstaltung in den Wupperorten Wenn sich Nachbarn treffen

Wupperorte · Zum bundesweiten „Tag des Nachbarn“ ließ der Bürgerverein für die Wupperorte eine alte Radevormwalder Tradition wieder aufleben. Der Tauzieh-Wettbewerb weckte freudige Erinnerungen.

Im Mittelpunkt des Tages stand ein Tauziehwettbewerb. Hier kämpft die „Eichhornbande“ gegen das Team „Blue“ (hinten im Bild).

Im Mittelpunkt des Tages stand ein Tauziehwettbewerb. Hier kämpft die „Eichhornbande“ gegen das Team „Blue“ (hinten im Bild).

Foto: Jürgen Moll

Unruhig und voller Aufregung tippeln die Kinder zur Wiese zwischen dem neuen Bürgerzentrum Wupper und der alten Keilbecker Kirche. Sie stecken die Köpfe zusammen, grübeln und taktieren. Nach kurzer Zeit stehen die Teams fest. Sie tragen fantasievolle Namen wie „Blue“ und „Erdbeere“ und wollen sich duellieren, beim Tauziehen ihre Kräfte messen. Die Regeln sind schnell erklärt: Wer es schafft, das kleine rote Fähnchen, das in der Mitte des Taus befestigt ist, auf seine Seite zu ziehen, gewinnt einen Punkt. Sigrid Augst-Hedderich hebt die Hand. „An das Tau“, ruft die stellvertretende Bürgermeisterin und Kampfrichterin aus. Die Kinder bücken sich zum Tau hinunter. „Auf das Tau“, ruft Augst-Hedderich bestimmt. Die Kinder ziehen das Tau zu sich bis an die Hüfte, rammen ihre Füße in den Boden. „Ziehen!“ Die Kinder verlagern ihr gesamtes Gewicht nach hinten, ziehen mit verzerrten Gesichtern an dem dicken Seil. Eltern und Zaungäste feuern die Minis an. Dann hebt die Kampfrichterin die Arme. Das Fähnchen ist klar auf einer Seite der Mittellinie. Sie vergibt den Punkt. „Ihr müsst euch richtig nach hinten lehnen“, ruft eine motivierte Mutter ihrem Nachwuchs zu.

Zeitgleich stehen fünf Frauen in ähnlichem Outfit am Wiesenrand und schauen sich das Spektakel amüsiert an. Es sind Mitarbeiterinnen der Wupperpraxis, die sich hier zum gemeinsamen Tauziehen angemeldet haben. Sonja Riese, Ehefrau von Marcus Riese – Vorsitzender des Bürgervereins Wupperorte und damit Ausrichter des Festes – hatte ihre Kolleginnen dazu angestiftet, bei dieser Aktion mitzumachen. Und alle scheinen zu diesem Zeitpunkt Feuer und Flamme für den Wettbewerb zu sein. „Ich kenn den Tauzieh-Wettbewerb noch von früher, da habe ich immer beim Bergfest zugeguckt“, erzählt Sonja Riese amüsiert. Selbst mitgemacht habe sie aber noch nie. Als Mitglied im Team „Praxismädels Wupperort“ würde sie nun erstmalig teilnehmen. „Uns geht es einfach um den Spaß an der Sache“, meint Melanie Wüster während sich Tina Braczko schon lange vor ihrem Einsatz schon siegessicher gibt: „Im nächsten Jahr kommen wir dann, um unseren Titel zu verteidigen“, sagt sie lachend.

Sandra Sagik hadert zu diesem Zeitpunkt noch mit sich. Auch sie verbindet mit dem Tauziehen viele Kindheitserinnerungen, erzählt sie. In Ronsdorf geboren und aufgewachsen, habe sie bei verschiedenen Festen und auf der Kirmes immer wieder beim Tauziehen mitgemacht. „Das war immer ein riesengroßer Spaß. Wir haben uns immer richtig langgelegt und trotzdem war es super.“ Ob sich die mittlerweile in den Wupperorten beheimatete Sagik beim Nachbarschaftsfest auf den Wettbewerb einlassen würde? In den Fingern scheint es ihr bereits zu kribbeln. Sie muss nur noch ihre Freundinnen von einer Teilnahme überzeugen.

Für Marcus Riese und Sigrid Augst-Hedderich war es der Versuch, bei ihrem allerersten Nachbarschaftsfest eine beliebte Tradition in der Stadt nach über 30 Jahren wieder aufleben zu lassen. „Früher hat ganz Rade auf dem Bergfest beim Tauziehen mitgemacht“, erinnert sich Riese. „Da traten dann Wülfing gegen Sparkasse an, die Einzelhändler gegen die Sportvereine. Das war ein Riesenspektakel.“ Das soll es auch in Zukunft wieder werden.

Nachdem der ehemalige Quartiersmanager David Truszczynski den bundesweiten Tag der Nachbarschaft immer wieder mit kleinen Aktionen zelebrierte, hat nun der Bürgerverein den Staffelstab übernommen und den ersten Auftakt gewagt. Erfolgreich, wie sich zeigt. Viele Besucher wohnten der Veranstaltung bei, kamen bei Grillwurst und Bier ins Gespräch und einige auch über den sportlichen Wettkampf in Kontakt. „Ich finde das eine ganz tolle Veranstaltung, auch um neue Leute kennenzulernen“, urteilt Sagik. Sie wohnt seit sieben Jahren an der Wupper und kennt längst noch nicht alle Nachbarn. Das Nachbarschaftsfest also eine gute Gelegenheit, um alte Kontakte zu pflegen und neue zu knüpfen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort