Martini-Gemeinde Radevormwald Chöre brauchten einst eine „Lustbarkeitserlaubnis“

Radevormwald · Sieben Monate nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs fand die erste Musik zum Fest in der Martini-Gemeinde statt. Schon bald wurde es zur Institution – bis heute.

 Am Sonntag erinnerte die Martini-Gemeinde an die lange Tradition ihrer Musik zum Christfest.

Am Sonntag erinnerte die Martini-Gemeinde an die lange Tradition ihrer Musik zum Christfest.

Foto: Flora Treiber

() In diesem Jahr können die beiden Chöre der lutherischen Martini-Gemeinde ein seltenes Jubiläum feiern. Vor 75 Jahren fand die alljährliche Advents- und Weihnachtsmusik zum ersten Mal statt und seitdem gehört der Termin, immer am ersten Advent, fest in die Vorweihnachtszeit der Gemeinde und der Stadt Radevormwald.

Bevor das 75. Konzert in einigen Wochen stattfindet, erinnert die Kirchengemeinde an die Historie der Chöre. Eine Ausstellung im Gemeindehaus an der Uelfestraße zeigt die 75. Programme, die seit 1945 gespielt wurden. Die Ausstellungseröffnung wurde am Sonntag, direkt nach dem Gottesdienst, mit vielen aktiven und ehemaligen Musikern des Kirchen- und Posaunenchores gefeiert.

Hans-Joachim Nieland, Vorsitzender des Kirchenchores, ist stolz auf die lange Geschichte der Chöre. „Unser Ansporn war immer der erste Advent. Traditionen zu bewahren ist oft anstrengend, besonders mit Nachwuchsproblemen, aber wir haben es geschafft. Bei dem Erhalt von Traditionen darf man sich nicht davor scheuen, auch mal neue Wege zu gehen“, sagt Hans-Joachim Nieland. Manfred Zeitschner, der nicht nur ein jahrelanges Mitglied des Kirchenchors ist, sondern auch den Posaunenchor zusammen mit seiner Frau Rosemarie leitet, blickte bei der Ausstellungseröffnung auf seine Zeit als aktiver Musiker zurück. „Für mich steht dieses Jahr das 61. Konzert an und das ist natürlich etwas Besonderes“, sagte Manfred Zeitschner.

Christoph Nickisch hat die Leitung des Kirchenchores vor einigen Jahren an seinen Nachfolger Matthias Tscharn übergeben. Sein Herz hängt an der Advents- und Weihnachtsmusik. „Unser erstes Konzert fand sieben Monate nach dem Ende des zweiten Weltkrieges statt. Das war damals unvorstellbar. Die Menschen haben sich nach Geborgenheit und Musik gesehnt und das Konzert war in wenigen Tagen ausverkauft.“ Damals, das weiß Christoph Nickisch wurde das Konzert sogar wiederholt, weil so viele Menschen die Musik des Chores hören wollten. Der Posaunenchor wurde damals von Hugo Tacke geleitet. Zwei Jahre später, 1947, wirkte dann auch der Kirchenchor zum ersten Mal mit, ein Jahr später folgte die Singschule, die heute nicht mehr besteht.

Bis zur Mitte der 50er-Jahre brauchten die Chöre eine Genehmigung der Stadt, um das Adventskonzert durchzuführen. „Diese Erlaubnis hieß Lustbarkeitserlaubnis und wurde jedes Jahr neu beantragt. Kaum zu glauben, dass es so etwas mal gab“, sagt Christoph Nickisch. Die Ausstellung erinnert auch an veränderte Programme. „Zu den traditionellen Stücken sind immer wieder moderne Kompositionen hinzu gekommen.“ Die Eröffnung der Ausstellung wurde auch von Bürgermeister Johannes Mans besucht. Bei der Umsetzung der Ausstellung hat Lothar Fischer maßgeblich mitgewirkt.

(trei)
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