Ausgebuchte Schwimmkurse Jedes Seepferdchen rettet ein Kinderleben

Radevormwald · Volle Kurse, lange Wartelisten: Es ist schwer, in einen Schwimm- oder Wassergewöhnungskursus zu kommen. Das musste eine Mutter erfahren.

 Wer heute schwimmen lernen möchte, muss sich anstellen: Die Kurse, wenn überhaupt welche angeboten werden, sind voll.

Wer heute schwimmen lernen möchte, muss sich anstellen: Die Kurse, wenn überhaupt welche angeboten werden, sind voll.

Foto: dpa

Wenn ein Kind ins Wasser fällt, ist es lebenswichtig, dass es sich zumindest über Wasser halten kann. Daher sollten Kinder frühzeitig an Wasser gewöhnt werden und das Schwimmen erlernen. Das Problem: Die Wartelisten beim TSV sind lang, bei der DLRG gibt es aufgrund überhöhter Nachfragen gar keine Listen mehr und das life-ness bietet keine selbstständigen Schwimmkurse an. Viele Kinder warten so über ein Jahr auf einen Platz in einem Schwimmkursus.

Seit rund 47 Jahren ist Michael Schmied in der Kinder-schwimmausbildung bei der DLRG tätig, die Motivation dazu ist immer noch so groß wie am Anfang. „Jedem Kind, dem das Seepferdchen ausgehändigt wird, haben wir das Leben gerettet“, sagt Schmied. Die DLRG Radevormwald bietet derzeit zwei Kinderschwimmkurse für Kinder ab fünfeinhalb Jahren an, die jeweils zeitversetzt im April und November starten und etwa ein Jahr dauern. Insgesamt kann so 24 Kindern das Schwimmen beigebracht werden. Doch das ist nicht genug: „Ich bekomme bestimmt 50 Anfragen im Jahr“, sagt Schmied. Wartelisten gibt es schon lange nicht mehr, da es dann zu unübersichtlich werden würde. Die Anmeldung erfolgt nur noch online, wenn alle zwölf Plätze für einen Kursus vergeben sind, wird das auszufüllende Formular inaktiv. Die Plätze werden nach der Reihenfolge der Anmeldung vergeben.

Sarah Ziehr sucht derzeit einen Platz in einem Schwimmkursus für ihre vierjährige Tochter Emily. Damit ist sie für den Kinderschwimmkurs der DLRG noch zu jung, ein Wassergewöhnungskursus beim TSV wäre da aber ideal, die Wartezeiten sind dort aber auch sehr lang, weiß Christiane Falkenbach. Sie ist seit rund 35 Jahren beim TSV als Trainerin in der Schwimmabteilung tätig und kennt es gar nicht ohne die Wartelisten. „Das ist schon immer so. In der letzten Zeit ist es aber etwas extremer geworden“, sagt Frankenbach. Beim TSV gibt es einen Wassergewöhnungkursus und zwei Nichtschwimmerkurse. Ab vier Jahren werden Kinder an das Wasser gewöhnt und lernen ins Wasser zu springen.

Bei den Nichtschwimmerkursen ist das Ziel für Kinder ab fünf Jahren das Seepferdchen. „Wir haben aber keine richtigen Kurse, das ist ein durchlaufendes System.“ Die Kinder bleiben so lange beim TSV, bis sie auch wirklich schwimmen können. Das kann auch schon einmal zwei Jahre dauern. Daraus ergeben sich wiederum die langen Wartelisten. „Wenn aber ein Platz frei wird, steigt das Kind nahtlos in das System ein“, sagt Frankenbach.

Das life-ness ist der Ort, an dem die Kleinen beim TSV und der DLRG schwimmen lernen. Auch der Schulunterricht der Grundschulen findet dort statt. Für selbstständige Kurse fehlen dem Freizeitcenter Fachkräfte. „Das können wir nicht neben dem Tagesgeschäft anbieten“, sagt die Betriebsleitung Natalie Junker. Außerdem sei das Bad auch durch die Vereine bereits stark belegt. Langfristig seien aber Umbaumaßnahmen geplant, um zusätzliche Schwimmkurse anbieten zu können.

Auch die DLRG versucht, mehr Kapazitäten zu schaffen. Zwei ehrenamtliche Helferinnen kommen aus dem Mutterschutz zurück, um die Schwimmausbildung zu unterstützen. Außerdem bietet die DLRG ein Eltern-Kind-Schwimmen an, in dem Fünfjährigen mit Spiel und Spaß die Angst vor dem Wasser genommen werden soll. Der Kursus dauert etwa ein halbes Jahr. Das soll den Start beim Kinderschwimmkursus erleichtern. Dadurch soll es zukünftig möglich sein, die Schwimmkurse zu verkürzen und dadurch drei statt nur zwei Kurse anzubieten. „Das ist frühestens 2020 der Fall“, sagt Schmied.

Wenn Eltern keinen Platz für ihr Kind in einem Schwimmkursus erhalten, können sie aber auch schon selbstständig das Kind an das Wasser gewöhnen. „Eltern eignen sich am besten, da sie Bezugspersonen sind“, sagt Frankenbach. Mit Wasser spritzen und Kinder auf das Wasser legen, könne schon viel Angst nehmen. Das wäre wohl auch eine Option für die 33-jährige Sarah Ziehr aus Radevormwald. Denn bis ihre Tochter möglicherweise einen Platz in einem Kinderschwimmkursus bekommt, ist es vielleicht schon Zeit für den Schwimmunterricht in der Grundschule. Und da sollten Kinder idealerweise schon schwimmen können. „Aber auch in den Grundschulen gibt es immer noch Unterricht für Schwimmer und Nicht-Schwimmer“, sagt Frankenbach. Der TSV hat in den letzten sechs Jahren auch den Unterricht in den Schulen unterstützt.

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