Verkehrspolitik in Radevormwald Ausflug per Zug am Wochenende ist möglich

Radevormwald · Die Reaktivierung der Wuppertalbahn ist laut Machbarkeitsstudie technisch möglich, aber nicht wirtschaftlich für regulären Betrieb.

 Elf Brücken und ein Tunnel liegen auf der Strecke, alle Kunstbauwerke befinden sich in einem vergleichsweise guten Zustand.

Elf Brücken und ein Tunnel liegen auf der Strecke, alle Kunstbauwerke befinden sich in einem vergleichsweise guten Zustand.

Foto: Bergische Bahnen/Wupperschiene

Es könnte ein Baustein zur Verkehrswende werden, sofern sie denn in ausreichendem Maße genutzt würde: Die Rede ist von der Wuppertalbahn, dem potenziellen Schienenverkehr zwischen Wuppertal (Elberfeld) und Radevormwald (Dahlerau). Die vorhandene Infrastruktur aus vergangenen Tagen wird bis heute durch den Verein Bergische Bahnen/Wupperschiene instandgesetzt.

„Ein echtes Pfund“, urteilte Martin Roggenkamp vom Fachbüro Ederlog aus Erndtebrück bei Siegen, der bei ähnlichen Studien gänzlich andere Bedingungen vorgefunden hat. Von den Städten Radevormwald und Wuppertal, dem Zweckverband Nahverkehr „go.Rheinland“, dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr sowie dem Oberbergischen Kreis wurde sein Büro mit einer Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung der Wupperbahn beauftragt. Im Ausschuss für Kultur, Tourismus und Verkehr stellte er die Ergebnisse am Mittwoch vor.

Elf Brücken und ein Tunnel liegen auf der Strecke, alle Kunstbauwerke befinden sich laut Prüfberichten in einem vergleichsweise guten Zustand, so dass nur ein geringer Investitionsbedarf nötig wäre, um die Strecke zu reaktivieren. Der Oberbau müsse komplett durchgearbeitet werden, Signaltechnik, mit Ausnahme der Einfädelung in die Hauptstrecke bei Rauenthal, sei nicht vorhanden.

Die Technik der 17 Bahnübergänge, sofern diese vorhanden, sei veraltet, und sämtliche Bahnsteige würden nicht mehr der Norm entsprechen, müssten also für einen Betrieb erneuert werden. Roggenkamps ersten Schätzungen nach würde für eine technische Machbarkeit eine Investitionssumme von knapp 21 Millionen Euro benötigt. Ein vergleichsweise moderater Betrag, für ein solches Anliegen, urteilte der Fachmann. Trotzdem kam Roggenkamp bei einer standardisierten Nutzen-/Kostenuntersuchung (NKU) zu dem Ergebnis, dass sich die Investitionen für einen regulären Betrieb nicht rechnen würden. Schätzungen zufolge würden im Berufsverkehr durchschnittlich 866 Personen pro Tag den ÖPNV zwischen Wuppertal und Radevormwald nutzen, während der Individualverkehr (Pkw) bei durchschnittlich 8656 Personen pro Tag liegt.

Die Vor- und Nachteile zu den bisherigen Anbindungen: Zum einen stünden dem Zugbetrieb, der zwar eine attraktivere Reisezeit bietet (20 Minuten weniger von Radevormwald nach Wuppertal), dafür aber nur einmal die Stunde die Bahnhöfe ansteuert, ein aktuell wesentlich attraktiverer Busverkehr mit einer Taktung von 15- bis 30-Minuten, der darüber hinaus die an den „Hängen liegenden Siedlungsgebiete besser erschließt.“ An der Zugverbindung nämlich wären Auf der Brede und Herkingrade überhaupt nicht angeschlossen. „Ein Wiederaufbau bis zur Wupper-Talsperre erschließt kaum zusätzliche Potenziale, weil derzeit die Infrastruktur dahingehend fehlt“, erklärte Roggenkamp. „Der vergleichsweise gute Zustand ermögliche jedoch einen Ausflugsverkehr an Wochenenden.“ Hier habe die NKU nach der Eingabe sämtlicher Daten ein leicht positives Ergebnis erzielt.

Im Freizeitverkehr, so ergab eine Parkraumerhebung, steuern 1500 Personen pro Tag im Individualverkehr zu 95 Prozent aus dem unmittelbaren Umland die Freizeitbereiche Beyenburger Stausee sowie Kräwinkel an der Wupper-Talsperre an. Dagegen stehen 150 Personen, die an Wochenenden pro Tag mit dem ÖPNV nach Beyenburg, Remlingrade und Dahlerau fahren. Hier würde mit der Wuppertalbahn weitgehend ein Neuverkehr entstehen, weil die Freizeitbereiche derzeit nur schlecht mit Bussen erreichbar sind, kein Fahrradtransport ermöglichen und außerdem keine durchgängige Verbindung existiert. Reisende müssen auf dieser Strecke also mehrfach umsteigen. Die Verkehrsanbindung des Tals mit der Schiene sei für den Freizeitverkehr derzeit weniger interessant, weil es, mit Ausnahme des Wülfingmuseums, „touristisch nur eine geringe Bedeutung“ habe. Dagegen, so das Urteil Roggenkamps, sollte Kräwinkel besser erschlossen werden, denn hier gebe es – trotz einer hohen touristischen Bedeutung – keinen ÖPNV-Anschluss.

Erni Huckenbeck (CDU) wollte wissen, wie sich ein Freizeitverkehr mit der Wuppertalbahn auf das bestehende Freizeitangebot der Draisinenfahrt auswirken würde. Roggenkamp stellte klar: Beides gehe nicht. Wenn die Wuppertalbahn den Freizeitverkehr übernehme, müssten die Draisinen, die an bis zu 20 Sonntagen im Jahr fahren, an Wochenenden ruhen.

Elisabeth Pech-Büttner (Grüne) bezweifelte, dass die Wuppertalbahn allein für den Freizeitverkehr ein echter Mehrwert sei, die die Investitionen rechtfertigen würden. „Ich glaube nicht, dass die Wupperbahn mehr Touristen bringen würde. Als ÖPNV ist es in meinen Augen unrentabel.“

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