Kulturkreis Radevormwald Zwischen Traum und Realität

Radevormwald · Das Landestheater Detmold spielte „Der Sandmann“ im Bürgerhaus. Das Stück thematisiert den Grenzgang von Traum und Realität. Im Mittelpunkt steht ein Blick in die Abgründe der Seele.

 „Der Sandmann“ stand auf dem Spielplan des Kulturkreises Radevormwald.

„Der Sandmann“ stand auf dem Spielplan des Kulturkreises Radevormwald.

Foto: Landestheater Detmold

Ein Stück, das mitten in der Nacht handschriftlich verfasst wurde und „Der Sandmann“ heißt, muss zwielichtig und etwas unheimlich sein. Das Stück, das E.T.A Hoffmann 1815 geschrieben hat, kann als Blick in die Abgründe der Seele beschrieben werden. So komplex wie Seelen sind, ist auch das literarische Werk, dessen Beschreibung und Inszenierung eine Herausforderung ist. Dieser stellt sich das Landestheater Detmold mit einer Fassung von Benedikt Grubel und der Dramaturgie von Laura Friedrich. Die Dramaturgin ist sich der Komplexität der Handlung und des Themas bewusst und gab deswegen eine ausführliche Einführung in den Theaterabend des Radevormwalder Kulturkreises.

Die dritte Woche in Folge kamen die Abonnenten des Kulturkreises in den großen Saal des Bürgerhauses, um Theater zu erleben. Seit dieser Woche gilt für Theaterveranstaltungen in Nordrhein-Westfalen die 2G-Regel. Zutritt bekommen also nur diejenigen, die gegen das Coronavirus geimpft oder genesen sind. Bereits in den vergangenen Wochen wiesen sich die Theaterbesucher zum Großteil mit Impfzertifikaten aus. Nur wenige nutzten negative Tests, um Kultur zu erleben. Die neue Schutzregel scheint dem Kulturkreis also kaum zu schaden.

Dass Kultur weiterhin stattfinden kann, erfreut die Kulturbegeisterten. Sie ließen sich am Mittwochabend auf die komplexe Darbietung, die in einem Bühnenbild von Anna Brandstätter spielte, ein. „Der Sandmann vereint viele Themenkomplexe. Das Schaurige und das Unheimliche und die Verschiebung zwischen Traum und Wachsein. Das Stück ist in drei Teile unterteilt“, sagte die Dramaturgin. Und so spielten die vier Schauspieler Hartmut Jonas, Manuela Stüßer, Adrian Thomser und Emanuel Weber die verschiedenen Charaktere des Stücks in drei Teilen.

Der kleine Nathanael wird mit den Worten „Der Sandmann kommt“ ins Bett geschickt und soll nicht mitbekommen, dass sein Vater heimlich mit dem Advokaten Coppelius alchemistische Experimente durchführt. In einer Nacht sieht der kleine Junge, wie der Vater bei einem dieser Experimente stirbt. Der Sandmann und Coppelius sind nach dieser Beobachtung fest in der Wahrnehmung von Nathanael verknüpft, und diese Verknüpfung verfolgt den Jungen sein Leben lang. Jahre später meint er, in dem Wetterglashändler Coppola den Advokaten Coppelius wiederzuerkennen. Die Erinnerungen und Traumata seiner Kindheit werden neu entfacht und verschwimmen mit den neuen Erlebnissen, die Nathanael als erwachsener Mann macht. Realität und Wahn liegen nah beieinander. „Das feindliche Prinzip steht in der Inszenierung im Fokus. Das Stück stellt sich die Frage: ‚Was passiert, wenn unser Leben uns fremd wird?“, sagt Laura Friedrich. Im dritten Teil der Handlung gibt es einen allwissenden Erzähler, der sich direkt an das Publikum richtet.

Die Inszenierung des Landestheaters Detmold macht die nebulöse Handlung der Erzählung von E.T.A Hoffmann nicht weniger komplex. Umso besser, dass es vor den Aufführungen des Kulturkreises eine Einführung in die Theaterstücke gibt. Ohne diese wäre „Der Sandmann“ nur schwer zu begreifen.

Das Programm des Kulturkreises geht am Sonntag, 12. Dezember, 15 Uhr, mit einer Weihnachtsgeschichte des Rheinischen Landestheaters Neuss weiter. Das Weihnachtsstück für die ganze Familie nach Charles Dickens wird mit Phantasie, Quatsch und Glanz die Vorfreude auf Weihnachten steigern. Für die Inszenierung dieses Stücks ist Susi Weber verantwortlich.

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