Oberbergischer Kreis Reicht die Zahl der Kinderärzte aus?

Radevormwald · Auf Kreisebene machen sich Verwaltung und Politik Gedanken über die kinderärztliche Versorgung. Der Notdienst wurde bereits reduziert. In Radevormwald sind die Bedingungen allerdings noch komfortabel.

 Die Vorstellung, dass in der Region langfristig die Versorgung mit Kinderärzten angespannt sein könnte, ist für Eltern eine bedrückende Vorstellung.

Die Vorstellung, dass in der Region langfristig die Versorgung mit Kinderärzten angespannt sein könnte, ist für Eltern eine bedrückende Vorstellung.

Foto: imago images / Westend61/via www.imago-images.de

Die Sorge, dass in den ländlichen Regionen auf lange Sicht ernste Probleme mit der ärztlichen Versorgung entstehen könnten, treibt auch im Oberbergischen Kreis die Verantwortlichen um.

Der Ausschuss für Gesundheit und Notfallvorsorge des Kreises hat sich nun in einer Sitzung mit diesem Thema beschäftigt. In Oberberg zeichne sich „wie auch in anderen ländlichen Regionen sowohl im hausärztlichen als auch im fachärztlichen Bereich ein erheblicher Ärztemangel ab“, heißt es in der Vorlage für die jüngste Sitzung. „Momentan bereitet die kinderärztliche Versorgung vor dem Hintergrund des Ausscheidens von zwei Fachärzten, die keine Nachfolge für ihre Praxis finden konnten, Anlass zur Sorge.“ Der drohende Verlust eines Vertragsarzt-Sitzes soll nun abgewendet werden, indem die Klinikum Oberberg GmbH sich dazu bereit erklärt, diesen Sitz in der Kinder- und Jugendmedizin zu übernehmen. Eventuelle Fehlbeträge soll der Kreis in Höhe von maximal 100.000 Euro pro Jahr ausgleichen.

Die Kassenärztliche Vereinigung (KVNO) Nordrhein sieht für die Region derzeit keinen Mangel an Fachärzten für Kinder- und Jugendmedizin. Der Versorgungsgrad liege für den Oberbergischen Kreis vielmehr bei 145 Prozent, also sei alles „im grünen Bereich“, teilt Dr. Heiko Schmitz, Pressesprecher der KVNO mit. Tatsächlich ist die Lage in Radevormwald im Vergleich zu anderen Kommunen noch sehr komfortabel. Es gibt eine Gemeinschaftspraxis für Kinder- und Jugendmedizin vor Ort, zudem das Sana-Krankenhaus und weitere Stationen in den Nachbarstädten Remscheid und Schwelm.

Dennoch gab es in den vergangenen Jahren Probleme, den kinderärztlichen Notdienst im Oberbergischen Kreis aufrecht zu erhalten. Der Grund war die hohe Arbeitsbelastung der Kinderärzte. Zum 1. Juli dieses Jahres ist nun eine Änderung eingetreten. Die Sprechstunden der diensthabenden Kinderärzte in der Region wurden den Ressourcen vor Ort angepasst. Laut der Kassenärztlichen Vereinigung liegt die Dienstbelastung der 17 Kinderärzte auf 15 Arztsitzen im Kreis bei mehr als 2200 Dienststunden im Jahr. Durch die Neuanpassung der Zeiten würde die Belastung nun auf rund 1250 Dienststunden pro Jahr gedrückt. Anpassung bedeutet konkret, dass die Sprechstunden reduziert werden.

Doch laut der KVNO ist diese Maßnahme eine Voraussetzung dafür, dass sich weiter Mediziner für die Region bewerben. „Die hohe Notdienstbelastung in ländlichen Bereichen mit geringerer Arztdichte ist eines der wesentlichen Hindernisse bei der Niederlassung von Nachwuchsmedizinern auf dem Land“, heißt es dazu in einer Mitteilung der Kassenärztlichen Vereinigung.

Der Sprecher der Kinderärzte im Oberbergischen Kreis, Uwe Nothnik aus Waldbröl, hatte im Juli gegenüber dem regionalen Sender Radio Berg erklärt, dass effektiv nur 13 Kinderärzte im Oberbergischen Kreis arbeiten, weil es Ausfälle durch Schwangerschaften gebe. Eigentlich brauche man jedoch, um den Notdienst zu stemmen, 32,5 Arztsitze im Kreis. Langfristig müsse man daher umdenken, um junge Kinderärzte in die Region zu holen.

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