Verkehrspolitik in Radevormwald Konzept rät zu Tempo 30 für Innenstadt

Radevormwald · In einer Sitzung der Ausschüsse für Stadtentwicklung und Umwelt sowie für Kultur, Tourismus und Verkehr wurde das integrierte Nahmobilitätskonzept in der Stadt vorgestellt. Kostenschätzung für die Umsetzung: 44 Millionen Euro.

 Eine der vielen vorgeschlagenen Maßnahmen: In der gesamten Innenstadt soll zugunsten des Radverkehrs die Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h – wie hier an der Hohenfuhrstraße – reduziert werden. 

Eine der vielen vorgeschlagenen Maßnahmen: In der gesamten Innenstadt soll zugunsten des Radverkehrs die Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h – wie hier an der Hohenfuhrstraße – reduziert werden. 

Foto: Stefan Gilsbach

189 Seiten lang ist der Erläuterungsbericht, den die Verkehrsplaner des Dortmunder Planungsbüros „Planersocietät“ nach einem guten Jahr Arbeit nun den Mitgliedern des Stadtrats vorlegen. Darin enthalten sind Bestandsaufnahme und Analyse der vorhandenen Infrastruktur für Fuß- und Radverkehr in der Stadt, sowie zahlreiche Maßnahmen, wie sich diese kurz-, mittel- und langfristig verbessern lassen.

Entstanden ist der Maßnahmenkatalog in den vergangenen Monaten unter anderem auch im Austausch mit interessierten Bürgern, die gleich mehrfach, bei Workshops, Planungsspaziergängen und -Radtouren, Problemstellen im Stadtgebiet ansprachen und Wünsche äußerten.

Am Donnerstagabend stellte Planer Niklas Rischbieter den Mitgliedern der Ausschüsse für Stadtentwicklung und Umwelt sowie für Kultur, Tourismus und Verkehr, in einer gemeinsamen Sitzung nun seinen Bericht vor und referierte in seinem einstündigen Vortrag über die zahlreichen Maßnahmen, die das Dortmunder Planungsbüro für einen verbesserten Fuß- und Radverkehr in Radevormwald ausfindig gemacht hat.

Beispielhaft nannte Rischbieter unter anderem Lichtsignalanlagen, die nicht barrierefrei sind: An der Kaiser- und Blumenstraße etwa fehlen abgesenkte Bordsteine an den Einmündungen. Auch fehlende Sitzgelegenheiten auf dem Weg in die Innenstadt, die allgemein die Aufenthaltsqualität verbessern würden, wie etwa auf der Kaiser- und Lessingstraße, haben die Planer festgestellt. Ebenfalls verbesserungswürdig sind zahlreiche Bushaltestellen, unter anderem die am Rathaus. Hier ist laut Planer der Seitenbereich zu schmal, außerdem fehlen Sitzmöglichkeiten. Statt einer Bucht, wie derzeit vorhanden, schlagen die Planer vor, den Bus direkt an der Fahrbahn halten zu lassen. Das schaffe Platz für ein Wartehäuschen mit Sitzgelegenheiten und führe dazu, dass der Verkehr hier verlangsamt werde. Ein wesentlicher Vorteil auch für den Radverkehr, der in der Innenstadt gefördert werden soll.

Beim Radverkehr müsse das Radnetz vor allem in die Außenortschaften ausgebaut werden. Um den Radfahrern den nötigen Platz einzuräumen, damit sie sicher verkehren können, müssten etwa an der Elberfelder Straße/B 229, aber auch an der Kaiserstraße, einige Stellflächen aufgegeben werden. In der Innenstadt sollte zugunsten des Radverkehrs die Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h in den Außenortschaften auf maximal 50 bis 70 km/h reduzieren werden.

Das ausgearbeitete Maßnahmenkataster zeigt auf insgesamt über 50 Seiten sämtliche Verbesserungsvorschläge der Planer samt Priorisierung auf, deren Realisierung alles in allem rund 44 Millionen Euro kosten würde. Davon müsste die Stadt allerdings nur die Hälfte, also rund 22 Millionen Euro aufkommen. Etwas über 16 Millionen Euro würden in das Zuständigkeitsgebiet des Landesbetriebs Straßen.NRW fallen. Knapp sechs Millionen Euro müsste der Oberbergische Kreis zahlen.

Die Optimierung des Radverkehrsnetzes würde nach der ersten Kostenschätzung den größeren Anteil mit fast 40 Millionen Euro ausmachen. Die Verbesserung des Fußverkehrs, schätzen die Planer, würde etwas über vier Millionen Euro kosten.

Bernd-Eric Hoffmann (UWG) interpretierte die Größe des Maßnahmenkatalogs als deutliches Signal, dass es im Stadtgebiet viel zu verbessern gibt. Er kündigte an, einen Antrag stellen zu wollen, um das Budget von derzeit 25.000 Euro auf 100.000 Euro zu erhöhen, damit es mit dem vorgelegten Bericht jetzt auch schnell in die Umsetzung gehen könne.

Tiefbauamtsleiter Ulrich Dippel erklärte auf Nachfrage, dass einige der im Kataster angeführten Maßnahmen bereits von seiner Abteilung geplant seien und durchgeführt würden, sobald Sanierungsmaßnahmen umgesetzt werden. Für die Verbesserung von zehn Bushaltestellen etwa gebe es bereits einen Förderantrag. Die vorgesehenen Maßnahmen des Bauamts sollen nun mit dem Maßnahmenkatalog abgeglichen werden.

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