Kindergarten „Sprungbrett“ in Radevormwald Kita-Kinder lernen das Leben und Arbeiten auf dem Bauernhof kennen

Radevormwald · Im Rahmen des EU-Schulprogramms NRW waren die U3-Kinder der Kita Sprungbrett zu Besuch auf dem Bauernhof der Familie Hesse. Dort haben sie vor allem die Kühe sehr beeindruckt.

Die Kindergartenkinder lernten, wie Kühe gehalten werden und wie die Milch aus dem Euter kommt – das Wissen über die Arbeit auf dem Bauernhof ist beim Nachwuchs oft noch spärlich.

Die Kindergartenkinder lernten, wie Kühe gehalten werden und wie die Milch aus dem Euter kommt – das Wissen über die Arbeit auf dem Bauernhof ist beim Nachwuchs oft noch spärlich.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Das Bergische Land ist mit seinen kleineren Städten sicherlich alles andere als ein urban geprägtes Umfeld. Zudem gibt es auf den vielen Wiesen und Weiden rund um das „Städtedreieck“ viele Kühe, die die Milch für die Betriebe in der Umgebung liefern. Trotzdem haben viele Kinder und Jugendliche von den Abläufen auf den Bauernhöfen wenig Ahnung. Da liegt es nahe, schon bei den Kleinsten anzufangen und ihnen direkt vor Ort zu zeigen, woher Eier, Milch, Obst und Gemüse eigentlich kommen.

Die städtische Kindertagesstätte Sprungbrett in Bergerhof hat aus diesem Grund in diesem Jahr beim Europäischen Schulprogramm NRW und hier beim Programmteil „Schulmilch“ mitgemacht. „In diesem Rahmen wird uns beispielsweise die Milch für die Kita gespendet. Im Umkehrschluss machen wir ein Milchprojekt – das ist Teil des Programms“, sagt Maren Isringhaus, Mitarbeiterin der Kita.

Ein Teil des Milchprojekts ist es, einen Bauernhof zu besuchen. Das hat die U3-Gruppe der Kita Sprungbrett nun direkt vor Pfingsten gemacht – und war auf dem Bauernhof der Familie Hesse in Herkringrade. „Wir haben etwa 150 Kühe, dazu die Nachzucht und die Bullen. Den Betrieb haben mein Mann und ich 2022 von den Eltern übernommen. Mein Mann ist Agraringenieur, ich bin Erzieherin“, sagt Vanessa Hesse, deren eine Tochter auch in der Kita Sprungbrett ist. „Es ist der erste Ausflug der U3-Gruppe, die älteren Kinder waren auch schon auf anderen Höfen“, sagt Maren Isringhaus.

Es ist inzwischen später Vormittag, die Kinder werden bald wieder von den Eltern am Bauernhof abgeholt. Man merkt, dass sie schon viel an diesem Tag erlebt haben. Manche sind müde, andere springen hingegen wie aufgedreht umher, klettern auf den alten Trecker oder spielen im Garten. „Wir sind seit 8.15 Uhr am Morgen hier, jetzt ist es gleich halb zwölf. Heute fällt auch der Nachmittag in der Kita aus, damit die Kinder einen längeren Mittagsschlaf machen können“, sagt Maren Isringhaus schmunzelnd.

Direkt am Morgen hätten die Kinder bereits beim Melken zugesehen – und dann beobachten können, wie die Kühe voller Elan auf die Weide gelaufen sind. „Vor allem die Kälbchen waren natürlich interessant, während die Kinder die großen Kühe doch eher ehrfürchtig betrachteten“, sagt die Kita-Mitarbeiterin. Ebenso hätten sie das Milch-Taxi kennengelernt, das für die Kälber eingerichtet sei. „Da können sie Milch trinken, aber eben nicht bei den Kühen, sondern an einem künstlichen Euter“, sagt Vanessa Hesse.

Es sei schön gewesen, den Kindern beim Entdecken zuzusehen, ergänzt Maren Isringhaus. „Das ist heute jetzt allerdings erst der Auftakt zum Milchprojekt gewesen“, sagt sie und erklärt, dass das Projekt bald weitergeht. „Zunächst mit einem besonderen Morgenkreis, zu dem die Kinder Gegenstände mitbringen, die sie mit dem Bauernhof verbinden – etwa kleine Stoff- oder Holztiere, Lebensmittel oder ähnliches“, sagt Maren Isringhaus.

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Foto: Martin Oberpriller

Aber auch Vanessa Hesse ist weiter mit an Bord. „Wir haben jetzt gerade erst Waffeln und Milchreis zubereitet und gegessen, am Mittwoch komme ich dann mit frisch gemolkener Milch in die Kita“, sagt sie. Das Milchprojekt habe keinen festen Zeitraum, in dem es laufe, sagt Maren Isringhaus. „Sie dauern so lange, wie das Interesse der Kinder vorhanden ist. Es kann also durchaus auch bis zum Ende des Kita-Jahres mit unterschiedlichen Themen und Herangehensweisen weitergehen“, sagt sie.

Die insgesamt zehn Kinder der U3-Gruppe aus der Kita Sprungbrett sind an diesem Vormittag in zwei Fünfergruppen unterwegs gewesen. „Auf diese Weise hatten sie jeweils noch mehr Gelegenheit, alles in Ruhe kennenzulernen“, sagt Maren Isringhaus.

Der Tag auf dem Hesse-Bauernhof habe für die Landwirtin neben dem ursprünglichen Hintergrund des Projekts auch noch einen weiteren Vorteil. „Ich finde es sehr wichtig, dass die Kinder schon früh den Beruf des Landwirts kennenlernen. In der Öffentlichkeit ist meiner Meinung nach viel zu oft nur von den negativen Dingen die Rede – Massentierhaltung oder Gülleausbringung. Dem wollen und können wir mit solchen Tagen entgegenwirken“, meint Vanessa Hesse. Sie merke allerdings, dass der Beruf an sich bereits wieder ein wenig an Beliebtheit gewinne. „Das sieht man vor allem daran, dass wir wieder vermehrt Schulpraktikanten bekommen. Die Schülerinnen und Schüler finden die Landwirtschaft durchaus wieder vermehrt interessant“, sagt sie.

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