Kirchengemeinde in Radevormwald Katholiken führen Gespräche auf dem Markt

Radevormwald · Nach der Premiere in Hückeswagen suchte die katholische Kirchengemeinde auch in Radevormwald den Kontakt zu den Menschen. Auch Fragen zum umstrittenen Umgang des Erzbistums mit Fällen von Missbrauch stellten sich die Vertreter der Gemeinde.

 Pfarrer Marc D. Klein und Henry Wuttke (rechts) waren mit anderen Vertretern der Kirchengemeinde am Mittwoch auf dem Wochenmarkt in der Rader Innenstadt vertreten. 

Pfarrer Marc D. Klein und Henry Wuttke (rechts) waren mit anderen Vertretern der Kirchengemeinde am Mittwoch auf dem Wochenmarkt in der Rader Innenstadt vertreten. 

Foto: Jürgen Moll

 Spätsommerwetter, freundliche Gesichter – beste Zutaten für eine Begegnung auf dem Wochenmarkt. Ein Team des katholischen Seelsorgebereichs Radevormwald-Hückeswagen hatte sich nach der Premiere in Hückeswagener vor einigen Wochen nun am Mittwochvormittag auf dem Marktplatz in Rade mit einem Stand, Kaffee und Süßigkeiten aufgebaut, um den Kontakt zu den Menschen zu suchen.

Ihren Ursprung hat die Idee in Wipperfürth-Kreuzberg, denn dort wohnt nicht nur der Verwaltungsleiter des Seelsorgebereichs, Henry Wuttke, sondern dort ist er mit anderen Gemeindemitgliedern auch erstmals im Mai und Juni auf dem Kreuzberger Kirchplatz jeden Samstag präsent gewesen – um mit den Gläubigen auch in Corona-Zeiten ins Gespräch zu kommen.

Neben Wuttke waren in Radevormwald Gemeindereferentin Jutta Grobe, Pfarrsekretärin Christiane Hortmann und Pfarrer Marc D. Klein am Stand vertreten. „In Kreuzberg sind wir vom wöchentlichen Rhythmus abgekommen und treffen uns alle vier Wochen auf dem Kirchplatz. Das könnte ich mir auch gut für Rade und Hückeswagen vorstellen“, sagt Wuttke. Die katholische Kirchengemeinde war nicht der einzige Informationsstand auf dem Wochenmarkt – schließlich befindet man sich unmittelbar vor der Bundestagswahl am kommenden Sonntag. „Witzigerweise haben uns bereits einige Leute angesprochen und uns gefragt, von welcher Partei wir denn seien“, sagt Wuttke schmunzelnd.

Für Jutta Grobe ist es wichtig, als katholische Kirchengemeinde Präsenz vor Ort zu zeigen. „Gerade auch in Zeichen der Skandale – auch in unserem Erzbistum Köln – hat es einen erheblichen Vertrauensverlust in die Institution Kirche gegeben“, sagt sie. Und zieht dann direkt die Unterscheidung: „Wir sind hier aber Ortskirche. Wir haben etwas zu sagen und wir wollen uns auch der Kritik stellen.“ Auch wenn etwa Fragen zu den Missbrauchsvorfällen in der Kirche kommen würden. „Wir haben in unserem Seelsorgebereich ein umfangreiches Missbrauchskonzept aufgelegt, das wir den Menschen gerne zeigen würden“, sagt die Gemeindereferentin.

Bernhard Nick ist Kirchenmusiker in Rade und zudem Regionalkantor. Am Mittwoch ist er aber privat auf dem Wochenmarkt. Für ihn sei es als getaufter Christ wichtig, mit den Menschen über den Glauben ins Gespräch zu kommen. „Ich sage dann auch gerne, was ich gut finde und was mich bewegt“, sagt Nick. Michael Jägers wiederum kommt „von der anderen Fraktion“, wie er schmunzelnd sagt. „Ich bin Mitglied in der Freien Evangelischen Gemeinde Dahlerau“, sagt er. Ihn freue es sehr, die katholische Gemeinde in der Öffentlichkeit sehen zu können. „Das muss Kirche machen, heißt es nicht in der Bibel: Gehet hin!“, sagt Jägers. Und ergänzt: „Ich finde die Aktion toll!“

„Man kommt über dies und das ins Gespräch. Und ich würde es auch sehr gerne im Winter wiederholen – dann vielleicht mit Glühwein“, sagt die Pfarrsekretärin. Pfarrer Klein betont: „Wir müssen als Kirche rausgehen zu den Menschen. Wir dürfen uns nicht ins Bockshorn jagen lassen.“ Eigentlich hätten auch die Vertreterinnen und die Kinder aus den katholischen Kitas mit vertreten sein sollen – das sei jedoch am derzeit hohen Krankenstand in den Einrichtungen gescheitert. „Der reguläre Betrieb geht natürlich vor. Aber es ist schon schön, wenn sie mit dabei sind“, sagt Wuttke. Denn schließlich sei es auch wichtig, dass der Seelsorgebereich sich als Arbeitgeber präsentiere.

Ein großes Thema unter den Besuchern am Stand sei zudem die Ökumene gewesen. „Das kam im Gespräch immer wieder auf. In der Wahrnehmung vieler Menschen sind wir als Christen hier auf dem Markt vertreten, nicht als katholische Gemeinde“, sagt Wuttke. Zudem seien gerade früh am Morgen schon viele Gemeindemitglieder am Stand gewesen. „Nach der langen Corona-Zeit ist es da einfach schön, wenn man sich wieder sehen kann – das war der allgemeine Tenor.“

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