Kirche in Radevormwald Reformationstag zum Thema Vergebung

Radevormwald · In der reformierten Kirche am Marktplatz wurde der Reformationsgottesdienst gefeiert. Pfarrer Dieter Jeschke widmete sich der Frage, warum Vergebung gerade heute so wichtig ist.

 Musikalisch Unterstützung gab es von Angelika Kozinowski-Werler am Cello und Achim Andress an der Klarinette.

Musikalisch Unterstützung gab es von Angelika Kozinowski-Werler am Cello und Achim Andress an der Klarinette.

Foto: Flora Treiber

Warum ist Vergebung so wichtig und ein zentrales Thema in der Corona-Pandemie? Dieser Frage widmete sich Pfarrer Dieter Jeschke am Samstagabend, als in der reformierten Kirche am Marktplatz der Reformationsgottesdienst gefeiert wurde.

„Wir werden in ein paar Monaten wahrscheinlich viel einander verzeihen müssen“ sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und bezog sich damit nicht nur auf politische Entscheidungen, die innerhalb der anhaltenden Krise getroffen werden. Pfarrer Jeschke griff diese nachdenklichen Worte auf. „Wahrscheinlich hat Jens Spahn in diesem Moment nicht gewusst, dass er ein zentrales Thema der Botschaft Luthers, Zwinglis und Calvins aufgegriffen hat. Der Reformationsgottesdienst 2020 ermutigt dazu, sich der Kraft der Vergebung zu öffnen“, sagte der Pfarrer. „Wir alle machen Fehler. Wir alle sind darauf angewiesen, dass uns vergeben wird, und dass wir vergeben.“

Zum Reformationstag las Dieter Jeschke den Predigttext aus dem Evangelium nach Matthäus. Das Gleichnis vom uneinsichtigen Schuldner zeigt die Kraft von Vergebung eindrucksvoll. „Die Geschichte ist eine Tragödie, aber in ihr kommt so viel typisch Menschliches vor.“ Der Pfarrer der reformierten Kirchengemeinde zeichnete die drei Akte der Geschichte nach. Der Schuldner, der seine Schulden von seinem König erlassen bekommt, nötigt einen seiner Mitknechte seine geringen Schulden zu begleichen. Die Vergebung und das Erbarmen, das ihm durch den König widerfahren ist, gibt er nicht an seinen Knecht weiter. „Die Lebenswelt des Erbarmens bleibt dem ersten Schuldner gleichgültig. Er kehrt zurück in seine Todeswelt der Rechthaberei, des Aufrechnens, der Unversöhnlichkeit. Das ist seine Tragödie“, sagt Dieter Jeschke. Diese Verhalten erweckt den Zorn des Königs.

„Jeder glaubt, er hat seine Rechte, kaum jemand weiß noch um seine Pflichten. Wie viele menschliche Beziehungen sind darüber in die Brüche gegangen. Die Lebenswelt des Erbarmens lässt sich nicht so einfach missachten. Gott lässt sich nicht spotten.“ Obwohl Vergebung und Erbarmen oft in der modernen Gesellschaft fehlen, ist das kein Grund zur Verbitterung. „Es gibt Vergebung und neue Chancen. Deshalb ist die Geschichte am Ende doch keine Tragödie, sondern eher ein Drama der Liebe Jesu Christi.“

Der Aufruf von Dieter Jeschke zu mehr Vergebung und Verständnis wurde musikalisch von Angelika Kozinowski-Werler am Cello und Achim Andress an der Klarinette begleitet. Die Musiker spielten anlässlich des Beethoven-Jahres ein Konzert von Ludwig van Beethoven.

Der Gottesdienst endete schließlich vor der Kirche. Auf der Kirchentreppe sangen die Besucher des Gottesdienstes mit ausreichend Abstand zueinander „Ein feste Burg ist unser Gott“. Luther dichtete dieses Lied als Trostlied in der Zeit der Pest. „Die Gottesdienstbesucher sangen aus voller Kehle. Das klang genial“, war Pfarrer Dieter Jeschke. begeistert.

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