Standesamt in Radevormwald Immer mehr Menschen wollen heiraten

Radevormwald · Die Standesbeamtinnen Dagmar Conrad und Sandra Rausch haben viel zu tun. 2018 zählten sie 109 Trauungen, 2019 waren es 133.

 Zwei frisch Vermählte legen nach der Trauung die Hände übereinander. In Radevormwald steigt die Zahl der Eheschließungen.

Zwei frisch Vermählte legen nach der Trauung die Hände übereinander. In Radevormwald steigt die Zahl der Eheschließungen.

Foto: dpa/Jörg Carstensen

Was für ein schöner Trend: Immer mehr Menschen entscheiden sich, gemeinsam durchs Leben zu gehen und das durch eine Hochzeit auch zu dokumentieren und schriftlich zu fixieren. Das Thema Hochzeit spielt vor allem in den sozialen Netzwerken eine immer größere Rolle. Auf Facebook oder Instagram wird der „schönste Tag im Leben“ textlich, aber vor allem auch fototechnisch regelrecht zelebriert.

Dieser Trend geht auch an Radevormwald nicht vorbei. Die beiden Standesbeamtinnen Dagmar Conrad und Sandra Rausch haben jede Menge zu tun. „Trauungen sind sehr aktuell“, bestätigt Dagmar Conrad. Tatsächlich würden sich sehr viele Menschen wieder auf die Werte der Familie besinnen. Sie glaube, dass diese Entwicklung etwas mit der doch eher unruhigen Zeit zu tun hat, in der sich die Welt gerade befinde. „Da bekommen die Werte wieder einen Stellenwert“, meint sie. Das stelle sie gerade in letzter Zeit immer häufiger fest, wenn sie etwas detaillierter mit den Paaren, die sich trauen lassen wollen, ins Gespräch kommt.

„Wir gestalten unsere Trauansprachen immer sehr individuell, und da geben uns die Paare gerne Informationen, die darauf schließen lassen, dass Werte im Leben der Paare wieder eine nicht unerhebliche Rolle spielen“, berichtet die Fachfrau rund ums Heiraten. Daraus ziehe sie den Schluss, dass, wenn die Gefühle stimmen, die Paare den Weg auch als Ehepaar gehen wollen. „Vor ein paar Jahren war das noch anders, da hatte eine feste Bindung nicht den Stellenwert wie heute“, sagt Dagmar Conrad. Für sie kein Wunder, denn die Menschen lebten in einer unwirklichen Zeit mit viel Hektik, Stress und hohem Tempo im Alltag. Das Weltgeschehen sei nicht so stabil, so dass sich gerade auch junge Menschen darauf freuen, ihr Leben gemeinsam zu gehen und zu gestalten. Die Zeiten, in denen vielleicht Mütter und Väter Einfluss nahmen auf die Entscheidung ihrer Kinder, zu heiraten, sei längst vorbei. Die Beobachtung der Standesbeamtin lässt sich auch an den aktuellen Zahlen aus dem Standesamt ablesen: 2018 zählten die Beamtinnen 109 Trauungen, 2019 waren es 133 – eine deutliche Steigerung. Der Trend geht nach oben, der kleine Wandel im Denken der Menschen spiegelt sich auch in den Zahlen der Trauungen wider. Und nicht nur junge Menschen wählen für sich ganz bewusst die Ehe als Lebensform für eine gemeinsame Zukunft: „Auch Menschen im gehobeneren Alter entscheiden sich mittlerweile wieder ganz bewusst für die Ehe“, sagt Dagmar Conrad. Das mag – ganz unromantisch – auch an der besseren Rechtsposition als Ehegatten liege, schließlich befindet sich ein Mann oder eine Frau in einer ganz anderen rechtlichen Situation, wenn der Partner zum Beispiel im Krankenhaus landet.

 Dagmar Conrad (l.) und Sandra Rausch trauen Paare an sechs verschiedenen Locations in Radevormwald.

Dagmar Conrad (l.) und Sandra Rausch trauen Paare an sechs verschiedenen Locations in Radevormwald.

Foto: Wolfgang Scholl (Stadt Radevormwald)

Auch die Aussage vieler älterer Paare vor ein paar Jahren „Wir waren schon mal verheiratet, wir brauchen das nicht mehr“ hat sich nach Angaben von Dagmar Conrad gewandelt. „Viele wollen wieder mehr Sicherheit in einer Zeit, in der auch für ältere Menschen alles schwankt und sich im Wandel befindet“, sagt sie. Die Sicherheit fänden die Menschen in der Familie.

Und auch für 2020 erwarten die Rader Standesbeamtinnen viel Arbeit, denn schon jetzt gebe es viele Vormerkungen gerade für die Sommerzeit. Während es jetzt im Januar und Februar eher ruhig sei, geht Dagmar Conrad davon aus, dass das Standesamt in den kommenden Monaten wieder gut frequentiert sein wird.

Ein weiterer Grund für die gestiegene Zahl an Eheschließungen dürfte auch die Vielfalt an Traumöglichkeiten in Rade sein. „Nicht alle Orte sind zwar jeden Tag buchbar, aber die Paare finden schon jede Menge Möglichkeiten“, sagt Dagmar Conrad. In Radevormwald können sich Hochzeitspaare an sechs Orten das Ja-Wort geben: in drei Museen (Wülfing-Museum, Heimatmuseum, Asiatisches Museum), auf der Brücke im Uelfebad, im Rokoko-Gartenhäuschen und im Haus Burgstraße. „Diese Entwicklung ist auch neu: Paare bekunden, dass es ihnen wert ist, an einem besonderen Ort zu heiraten“, sagt Dagmar Conrad. Eine beeindruckende Atmosphäre spreche die Menschen besonders an. Momentan gibt es im Rader Standesamt sehr viele Anfragen für das Asiatische Museum in Sieplenbusch. Dort wollen im Sommer viele Paare heiraten.

Den Trend hin zur Familie und zum Zusammenhalt unter Freunden und Bekannten, stellt Dagmar Conrad mittlerweile bei vielen Trauungen alleine schon aufgrund der Resonanz fest: Während es früher oft nur kleine Gesellschaften waren, die das Paar begleiteten, verzeichnen die Standesbeamtinnen heutzutage oft „volles Haus“. Dann kommen alle mit: Onkel, Tanten, Bekannte, Freunde – generationenübergreifend wird dann Hochzeit gefeiert. Was für eine schöne Entwicklung...

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