Mit den Bienen durchs Jahr Im Bienenstock tobt schon das Leben

Radevormwald · Imker Hans-Lothar Mehner kehrt nach dem Winter zu seinen Bienen zurück. Für ihn beginnt die neue Saison. Die BM begleitet ihn.

 Bienenstockkontrolle: Hans-Lothar Mehner besucht seine Bienen am Waldrand und überprüft, wie sie in die neue Saison starten.

Bienenstockkontrolle: Hans-Lothar Mehner besucht seine Bienen am Waldrand und überprüft, wie sie in die neue Saison starten.

Foto: Theresa Demski

Hans-Lothar Mehner kribbelt es in den Fingerspitzen. Wenn die Sonne über Tage scheint, die Temperaturen langsam zu klettern beginnen, dann denkt der Imker an seine Bienen. Im Herbst hat er seine Völker zum letzten Mal besucht und sie gegen die Varroamilbe gewappnet. „Im Winter leben noch 5000 bis 6000 Bienen in einem Volk“, sagt Mehner. Sie bilden eine Art Traube und sorgen dafür, dass es muckelige 35 Grad im Bienenstock bleibt – mit Hilfe ihres Flügelschlags. „Weil wir einen milden Winter hatten, haben wir die Bienen in diesem Jahr deutlich früher fliegen sehen, als in anderen“, sagt der stellvertretende Vorsitzende des Imkervereins in Radevormwald.

Dann trauten sich die Tiere vorsichtig aus dem Stock, suchten sich den Weg durch das geschützte Flugloch und begaben sich auf ihren Reinigungsflug. „Die Bienen haben den einzigen Stall, der nicht stinkt“, sagt Mehner und lacht. Denn sie bringen ihre Hinterlassenschaften nach dem Winter während des ersten Flugs nach draußen. In den vergangenen Tagen hat Mehner immer mehr seiner Bienen in den Blüten rund ums Haus entdeckt und die ersten Völker besucht und kontrolliert. Einer seiner Bienenstöcke steht am Waldrand, und ihm stattet er an diesem sonnigen Vormittag einen Besuch ab. Er schließt die Jacke, legt den Schleier über den Kopf und zieht die Handschuhe an. Die Vorfreude ist ihm ins Gesicht geschrieben, als er sich den Bienen über die Wiese nähert. „Sie fliegen“, sagt er und deutet auf das Flugloch, aus dem sich immer mal wieder eine der Bienen den Weg sucht. Ob es dem Volk gut geht, ob es den Winter gut überstanden hat und sich gesund für die neue Saison wappnet: Um die wichtigen Fragen zu klären, muss Mehner den Kasten öffnen.

 Ein gekonnter Blick: Der Imker sieht schnell, dass es den Bienen gut geht.

Ein gekonnter Blick: Der Imker sieht schnell, dass es den Bienen gut geht.

Foto: Theresa Demski

Am Anfang steht die Wärmeprobe: Er legt seine Hand auf die Schutzfolie und grinst. „Warm“, sagt er, „das ist ein gutes Zeichen.“ Die Bienen schaffen es trotz der nächtlichen Minustemperaturen, ihr Zuhause warm zu halten. Und als Mehner die Folie entfernt, wird es von jetzt auf gleich turbulent im Bienenstock – er zieht den Bienen die Bettdecke weg. Die aufgeschreckten Tiere sehen sich nach dem Eindringling um, umfliegen den Schleier, eine krabbelt in den Ärmel. „Der erste Stich“, sagt Mehner dann fast ein bisschen unbeteiligt und ergänzt: „Keine Sorge, ein Bienenstich ist gesund.“

Währenddessen zieht er die äußeren Wände vorsichtig aus dem Kasten. 60.000 bis 80.000 Bienen werden hier im Sommer leben. Noch haben die Tiere allerdings Platz in ihrem Bienenstock – und so bringen sie in den Waben der äußeren Wände ihr Futter unter, während die Königin in den Waben der inneren Wände die Eier unterbringt. Damit beginnt sie gewöhnliche im Frühling. Deswegen ist dieser Moment so spannend für den Imker: Befinden sich in den Waben bereits Eier, die darauf hindeuten, dass die Königin gesund, munter und aktiv ist? Haben sich erste Maden gebildet? Und haben die Bienen ihren Job gemacht und die Waben verdeckelt?

 Vor allem im Bereich der Brutlage herrscht Hochbetrieb.

Vor allem im Bereich der Brutlage herrscht Hochbetrieb.

Foto: Theresa Demski

Mehner braucht nicht lange, um seinen prüfenden Blick über den aufwändigen Wabenbau zu werfen. „Eier, Maden, Verdeckelungen“, sagt er, „den Bienen geht es gut.“ Damit meint er den Superorganismus des Bienenvolkes. Jedes Jahr im Frühling, wenn er seine Bienenstöcke zum ersten Mal nach dem Winter öffnet, ist er einen Augenblick völlig überwältigt von diesem Superorganismus. „Die Tiere hamstern nicht, sie sorgen füreinander und haben ein ausgeklügeltes System“, sagt er. Jeder hat hier seine Aufgabe.

Und Mehner übernimmt seine Aufgabe in diesem System: Er prüft, ob er den Raum verkleinern muss, damit die Bienen ihren Stock entsprechend heizen können. Später wird er den Raum für die Bienen vergrößern – wenn das Volk wächst. Nach seinem Kontrollbesuch am Bienenstock ist Mehner hochzufrieden. Ab jetzt wird er die Bienen wieder öfter besuchen, um sie bei ihrer Arbeit zu unterstützen – und im Sommer dann den guten Honig ernten zu können.

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