Interessengemeinschaft in Radevormwald IG vertieft Arbeit mit Bismarck-Stiftung

Radevormwald · Die IG Bismarck, die das Erbe der einstigen Zweiradfabrik pflegt, hatte prominenten Besuch aus Friedrichsruh, dem Alterssitz des Reichsgründers. Beim Gespräch ging es auch um die Pläne des Rader Vereins, neue Räume zu beziehen.

 Von links. Hans-Joachim Sommer (Buderus), Klaus Giesen (stellvertretender Vorsitzender IG Bismarck-Zweiräder), Dr. Ulf Morgenstern (Otto-von-Bismarck-Stiftung), Dorothea Stabolewski (Vorstand Sparkasse Radevormwald-Hückeswagen), Lothar Kasper (Vorsitzender IG-Bismarck-Zweiräder), Hartmut Behrensmeier, Professor Dr. Ulrich Lappenküper (Geschäftsführer und Vorstand Otto-von-Bismarck-Stiftung).

Von links. Hans-Joachim Sommer (Buderus), Klaus Giesen (stellvertretender Vorsitzender IG Bismarck-Zweiräder), Dr. Ulf Morgenstern (Otto-von-Bismarck-Stiftung), Dorothea Stabolewski (Vorstand Sparkasse Radevormwald-Hückeswagen), Lothar Kasper (Vorsitzender IG-Bismarck-Zweiräder), Hartmut Behrensmeier, Professor Dr. Ulrich Lappenküper (Geschäftsführer und Vorstand Otto-von-Bismarck-Stiftung).

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

„Als Otto von Bismarck von Kaiser Wilhelm II. in den Ruhestand geschickt wurde, war er ein verbitterter Mann“, sagt Professor Dr. Ulrich Lappenküper. „Und deshalb war die Popularität, die in seinen letzten Lebensjahren einsetzte, für ihn eine Genugtuung.“ Ein Zeichen der Bewunderung kam 1896 aus dem Bergischen Land: Eine neu gegründete Fabrik für Fahrräder fragte beim Fürsten nach, ob sie seine Namen verwenden dürfte. Obwohl dem greisen Staatsmann das modische Fortbewegungsmittel wohl eher fremd war, sagte er freundlich zu. Das war der Beginn der Bismarck-Werke in Radevormwald.

Die lange und erfolgreiche Geschichte dieses Unternehmens, das im heutigen Ortsteil Bergerhof seinen Sitz hatte, wird seit rund fünf Jahren von einer Interessengemeinschaft gepflegt, die in der Schlossmachergalerie ein Museum eingerichtet hat. Am Mittwoch waren zwei hochkarätige Gäste vor Ort: Professor Dr. Ulrich Lappenküper ist Geschäftsführer der Otto-von-Bismarck-Stiftung in Friedrichsruh, dem Alterssitz des Reichskanzlers. Dr. Ulf Morgenstern ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung. Er war im Sommer bereits zu Gast bei der IG Bismarck. „Wir haben uns für unser Sommerfest zwei Exponate der Sammlung ausgeliehen“, berichtet Morgenstern. „Und ich kann sagen: Die beiden Fahrzeuge waren der Renner.“ Sozusagen revanchiert hat sich Morgenstern, der sich auch privat für Motoren interessiert, indem er den Tank eines Bismarck-Zweirads als Exponat mitbrachte. „Wir hatten bereits eigenhändig einige Stücke erworben, bevor wir erfuhren, wie großzügig der Vorstand der IG Bismarck ist“, sagte der Historiker.

Und so möchten die Stiftung und die IG in Radevormwald ihre Kontakte weiter vertiefen. Denn die Otto-von-Bismarck-Stiftung (die direkt dem Bundeskanzleramt untersteht) pflegt nicht nur das archivalische Erbe und die historischen Räume des Alterssitzes, sondern dokumentiert auch den „Bismarck-Mythos“, die enorme Beliebtheit des Kanzlers, welche vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ihre Blüten trieb – mit Bismarck-Denkmälern, Bismarck-Türmen und eben auch mit vielen Produkten, die den Namen Bismarck tragen, vom Hering bis zur Spirituose. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Deutschen von Nationalismus und Personenkult erst einmal genug hatten, sank das Ansehen des Reichsgründers deutlich. „Inzwischen bemüht man sich um eine ausgewogene Beurteilung“, sagt Professor Lappenküper. „Man will Bismarck gerecht werden, ohne ihn zu dämonisieren oder Hagiographie zu betreiben.“

 Diesen Tank eines Bismarck-Motorrads brachte Dr. Ulf Morgenstern mit.

Diesen Tank eines Bismarck-Motorrads brachte Dr. Ulf Morgenstern mit.

Foto: Stefan Gilsbach

Auch wenn die IG Bismarck ihre Arbeit in kleinerem Maßstab als die Stiftung in Friedrichsruh leistet, haben beide etwas gemeinsam: Sie wollen sich vergrößern. Die Bismarck-Stiftung möchte ihre Dauerausstellung erweitern. Und die IG Bismarck in Radevormwald sucht neue Räume, denn in der Schlossmacher-Galerie ist inzwischen eng geworden. „Wir bekommen jeden Monat ein bis zwei neue Exponate“, sagt Vereins-Sprecher Hartmut Behrensmeier. Und so halten der Vorstand und der Beirat, zu dem auch Dr. Ulf Morgenstern und Dorothea Stabolewski, die Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Radevormwald-Hückeswagen, gehören, derzeit Ausschau nach neuen Räumlichkeiten in Radevormwald. Mit im Boot ist auch ein bewährter Unterstützer der IG Bismarck, Hans-Joachim Sommer, Niederlassungsleiter der Firma Buderus in Köln.

Auch weitere Pläne stellte der Vorstand am Mittwoch vor. „Am Sonntag, 6. Oktober, werden wir eine Ausfahrt historischer Fahrräder veranstalten“, kündigte Behrensmeier an. Parallel werde es eine E-Bike-Tour geben, denn diese Art Fahrrad werde immer beliebter. Start und Ziel werden übrigens direkt am Zweirad-Museum an der Schlossmacher-Galerie sein. Aus Witterungsgründen war jüngst bei der Historischen Ausfahrt der Start vom Markt dorthin verlegt worden. „Und es hat sich gut bewährt“, sagt Behrensmeier. Bei der Historischen Ausfahrt im Juli 2020 sollen dann die historischen Gefährte – ob mit Motor oder ohne – zu einer großen Veranstaltung gebündelt werden.

Zum Schluss des Treffens stießen die Anwesenden mit einem Glas Rotwein an – einem Merlot der Marke „Fürst von Bismarck“.

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