Schule in Radevormwald Kinder versuchen sich als Handwerker

Radevormwald · Beim ersten Handwerkermarkt der Katholischen Grundschule Lindenbaum durften kleine Besucher die verschiedensten Arbeitsgebiete ausprobieren.

 Die achtjährige Anna gestaltete unter Anleitung von Frank Pietz auf dem Schulhof der KGS Lindenbaum unbehandelte Baumscheiben.

Die achtjährige Anna gestaltete unter Anleitung von Frank Pietz auf dem Schulhof der KGS Lindenbaum unbehandelte Baumscheiben.

Foto: Jürgen Moll

Wie auf einem bunten Basar tummeln sich am Samstagnachmittag zahlreiche Menschen auf dem Schulhof der KGS Lindenbaum an der Kaiserstraße: Kinder bleiben mit ihren Eltern gebannt bei den Ausstellern stehen und beobachten aufmerksam die Handgriffe.

„Schon mal einen Holzbrennkolben benutzt?“, will der Aussteller am Holzstand von einem kleinen Mädchen wissen. Sie verneint mit dem Kopf. „Na, dann komm mal um den Tisch herum“, fordert sie der Mann mit einem Lächeln auf. Auf einer kleinen runden Holzscheibe soll das Mädchen mit dem Kolben etwas hineingravieren. Gar nicht so einfach, merkt das Mädchen schnell, das den Kolben angestrengt wie einen Stift in der Hand hält und versucht auf das Holzstück zu malen. So schnell wie ein Filzstift funktioniert der Kolben natürlich nicht. Es braucht Geduld, bis sich die glühende Spitze in das Holz einbrennt und die Linienführung sichtbar wird. Auch beim Fliesenkleben braucht es Ausdauer, bis die kleinen Mosaikstücke ein komplettes Bild ergeben oder beim Drechseln, bis aus einem Holzblock ein filigranes Kunstwerk entstanden ist.

Wenige Meter weiter klopft Dachdeckermeister Michael Krapp-Felbecker ein hübsches Herz aus einer Schieferplatte heraus und erklärt dabei, wie Schiefer vor mehreren Millionen Jahren durch Druck auf dem Meeresboden entstehen konnte und dass es häufig auch in Form von Platten als Abdeckung für die Hausfassade verwendet wird. Ein Junge staunt mit offenem Mund, als er von der langen Zeit hört, die Schiefer braucht, um zu entstehen und schaut dann etwas genauer hin, wie das Gestein unter den filigranen Hammerschlägen des Dachdeckermeisters zerbröselt. Am Holzbalken legt der Junge schließlich selbst Hand an und versucht die langen Nägel mit einem kräftigen Hammerschlag in den Balken hinein zu bugsieren. „Dafür braucht man Muckis“, sagt eine amüsierte Mutter.

Weniger Kraft, dafür Feingefühl braucht es am Stand eines Zahntechnikers, der anhand von Anschauungsmaterial den interessierten Kindern und Erwachsenen seinen Beruf nahebringt. Gleich daneben massiert Künstlerin Anne Pieper mit reichlich Wasser kleine Tonkugeln und -Klopse zu hübschen Figuren, Hasen und Vögeln. Fasziniert davon modellieren auch die Kinder konzentriert mit. Johanna (11) ist längst nicht mehr auf der Schule, wollte sich in ihrer alten Penne dennoch das erste Handwerkerfest anschauen und empfand viel Freude dabei. Das Fazit des Mädchens lautet: „Das ist schon sehr cool, dass man hier viel ausprobieren kann.“

Sehr gelungen finden auch Simone Hausen und Sandra Diamant das etwas andere Sommerfest der Grundschule. „Es ist alles sehr schön aufgebaut und die Kreativität der Kinder wird sehr gut gefördert“, findet Hausen. „Ich finde es gut, dass die Kinder so lernen, dass man arbeiten muss, damit etwas entsteht.“ Auch bei Sandra Diamant zu Hause werkeln die Kinder mit dem Papa und können daher schon mit den gängigen Werkzeugen umgehen. „Ich finde das wichtig, dass die Kinder da früh mit in Kontakt kommen.“ Das findet auch Lehrerin Natascha Leschke, die das Fest mit ihren Kollegen initiiert hat. „Es ist wichtig, dass wir Kinder dafür sensibilisieren, Dinge mit den Händen zu schaffen.“

Pädagogisch geht es ihr darum, die Selbstwirksamkeit der Kinder zu stärken, sie in die Lage zu versetzen, aus eigener Kraft Dinge entstehen zu lassen und dadurch auch selbstbewusster zu werden. Andererseits fördere der frühe Kontakt zum Handwerk vielleicht verborgene Talente und den Wunsch, selbst mal einen dieser Berufe zu ergreifen, die heute mehr denn je unter akuten Fachkräftemangel leiden.

„Das ist total schön und ein wirklich toller Beruf“, schwärmt etwa der Dachdeckermeister Michael Krapp-Felbecker. „Am Ende des Tages sieht man, was man geleistet hat.“ Auch die Kinder erlebe er aufgeschlossen und interessiert. „Vielleicht bringt es ja etwas und die Kinder entscheiden sich durch die positive Erfahrung in jungen Jahren nach der Schule tatsächlich für einen handwerklichen Beruf“, sagt Stefanie Krapp. Es wäre wünschenswert.

Der erste Handwerkermarkt der KGS Lindenbaum, verrät Leschke, müsse nun von den Kollegen evaluiert werden. Doch eine zweite Auflage schließt die Pädagogin nicht aus. „Es wäre super, wenn wir das regelmäßig, einmal im Jahr anbieten könnten und im kommenden Jahr, noch ein paar Gewerke mehr dazu kämen“, meint sie. „Die Kinder haben schließlich sehr viel Spaß, wie man sieht.“

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