Jubiläum in den Wupperorten Halbes Jahrhundert Wupper-Apotheke

Wupperorte · Vor 50 Jahren eröffnete Barbara Hollmann die Apotheke in Keilbeck. Heute versorgt Tochter Christina Dargel mit ihrem Team die Menschen in den Wupperorten mit Medikamenten und berät sie. Auch Enkelin Barbara Dargel ist mittlerweile dabei.

Seit 50 Jahren gibt es die Apotheke in Keilbeck. Barbara Dargel mit Mutter und Inhaberin Christina Dargel sowie Norma Wittke und Katrin Schäfer (v. l.) kümmern sich heute um die Kunden.

Seit 50 Jahren gibt es die Apotheke in Keilbeck. Barbara Dargel mit Mutter und Inhaberin Christina Dargel sowie Norma Wittke und Katrin Schäfer (v. l.) kümmern sich heute um die Kunden.

Foto: Jürgen Moll

In einer Zeit, als Frauen gesetzlich vorgeschrieben wurde, nur dann einen Beruf auszuüben, wenn dieser mit ihren Pflichten als Ehefrau und Mutter vereinbar war, gründete Barbara Hollmann – Ehefrau und Mutter – ihre eigene Apotheke in Keilbeck. Eine von vielen Vorreiterinnen ihrer Zeit.

Es war im Sommer 1972, kurz vor den Olympischen Spielen in München, als die Pharmazeutin, die vorher die Löwen-Apotheke in Dahlhausen betrieb, mit Equipment und Team in das neue Haus an der Keilbecker Straße 62 zog. Das Gebäude am alten Standort entsprach, einem Zeitungsartikel von damals zufolge, nicht mehr dem Betriebsstandard, so dass sich Hollmann für einen Neubau und die Neugründung entschied. Die Wupper-Apotheke gibt es ein halbes Jahrhundert später noch immer und versorgt zuverlässig die Bürger in den Wupperorten mit Medikamenten.

27 Jahre lang war Hollmann zu jeder Tages- und Nachtzeit für die Nachbarn im Ort zur Stelle, wenn diese Medikamente brauchten, erinnert sich Tochter Christina Dargel, die heute selbst als Inhaberin der zweiten Generation hinter der Theke der kleinen Apotheke steht: „Wir haben über der Apotheke gewohnt und damals, wo es noch keinen geregelten Not- und Nachtdienst gab, klingelten die Leute auch schon mal mitten in der Nacht bei uns. Dann war meine Mutter da und flitzte runter, um sich zu kümmern.“

Sie selbst ist im Apothekenbetrieb aufgewachsen, habe schon als Kind immer mal wieder ausgeholfen und in den Beruf, den sie später selbst ergreifen würde, so schon sehr früh hineingeschnuppert. „Wenn es oben Probleme mit den Hausaufgaben gab, kam ich die Wendeltreppe in die Apotheke herunter zu meiner Mutter“, erzählt Dargel mit leuchtenden Augen. Sie besuchte als Kind die Grundschule Wupper, absolvierte ihr Abitur am Theodor-Heuss-Gymnasium und entschied sich letztendlich selbst zum Pharmaziestudium in Bonn. Alternativ hätte sie wohl den Beruf ihres Vaters, Lehrer, ergriffen. „Aber das lag mir nicht so gut. Ich fand den sozialen Aspekt in der Apotheke, den Kontakt zu den Kunden immer viel spannender.“ Nach ihrem Studium in Bonn und zwei Praktika in Wipperfürth und Remscheid, arbeitete Dargel als Teilzeitkraft bei der Mutter für ein halbes Jahr. „Dann wurde ich schwanger und bekam fünf Kinder“, erzählt sie amüsiert.

Bis 1999 führte ihre Mutter noch das Geschäft. Danach ging sie in den Ruhestand und verpachtete die Apotheke an ihre langjährige Mitarbeiterin Lydia Moser. Als Dargels jüngster Sohn schließlich aus dem Gröbsten raus war, stieg die studierte Pharmazeutin in ihren alten Beruf ein und übernahm 2010 die Wupper-Apotheke. Ihr Team besteht derzeit aus sechs Angestellten, inklusive Bote und Reinigungskraft. Geändert hat sich seit 50 Jahren eine ganze Menge, berichtet Dargel: Zu Zeiten ihrer Mutter wurden in den Apotheken einige Arzneien und Tees selbst gemischt. „Heute machen wir nur noch Salben, Gurgellösungen, einige Kapseln und Zäpfchen selbst.“ Alles andere werde bestellt. „Ganz früher wurden die Medikamente telefonisch bestellt, später kamen die langen Apothekenlisten hinzu. Meine Mutter hat früher noch mit einer Registrierkasse gearbeitet und die Umstellung auf Computer mitgemacht“, erzählt die Pharmazeutin. Heute bestehe die Arbeit des Apothekers viel mehr aus Dienstleistungen. Beratungen spielen eine große Rolle sowie die Polymedikationsanalyse, bei der Apotheker von ihren Kunden eine umfängliche Medikamentenliste erstellen, an der sie sehen können, ob sich verordnete Medikamente verschiedener Fachärzte nicht gegenseitig aufheben oder gar beim Patienten zu unliebsamen Nebenwirkungen führen können. Sowohl in der Grippesaison als auch jetzt zu Corona bietet Dargel Impfungen an. Diese Dienstleistung werde von ihren Kunden sehr gut angenommen.

„Die Gesundheitsreform mit den Arzneimittellieferverträgen war mit der Corona-Pandemie sicherlich eine der größeren Umstellungen.“ Die nächste Veränderung stehe jetzt an: „Wir warten jetzt auf die Umsetzung des E-Rezepts“, sagt Dargel. Durch die Digitalisierung ist es möglich, das Rezept für ein verschreibungspflichtiges Medikament per App vom Arzt zu erhalten, das ebenfalls digital der Apotheke übermittelt werden kann. Der Patient spart sich so im Zweifel den Gang zum Arzt und bei einer Lieferung auch den Weg zur Apotheke.

Rückblickend ist Dargel trotz der herausfordernden Zeiten aktuell froh, diesen besonderen Beruf ergriffen zu haben und in die Fußstapfen der Mutter getreten zu sein. Nur eines bedauert sie heute: „Ich hätte gerne länger mit meiner Mutter zusammengearbeitet, um mir noch einiges abzugucken“, sagt die 55-Jährige. „Sie war immer ein Vorbild für mich, hat ihren Beruf sehr gerne ausgeübt, gerne im Team zusammengearbeitet.“ Seit kurzer Zeit arbeitet Dargel mit ihrer Tochter zusammen. Die 24-jährige Barbara Dargel ist frisch ausgebildete Pharmazeutisch-Technische Assistentin (PTA) und arbeitet mit. Ob sie mal die Familienapotheke in der dritten Generation weiterführen wird, steht noch nicht fest. Denn um die Apotheke selbst zu führen, müsste die Tochter an ihre Ausbildung ein Pharmaziestudium anhängen. Ob sie das will oder ob es sie in eine andere Stadt verschlagen wird, steht noch völlig in den Sternen. Druck wird Christina Dargel aber nicht ausüben. Dafür sei sie zu pragmatisch – und das Glück ihrer Tochter wiege schließlich mehr. Für die nächsten zehn Jahre allerdings wird die Wupper-Apotheke weiter bestehen, betont Dargel. „Bis zu meinem Ruhestand werde ich die Apotheke auf jeden Fall weiterführen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort